Tierrettung in Wermelskirchen Jäger wollen Kitzretterdrohnen einsetzen

Wermelskirchen · Wärmebildkamera hilft beim Tierschutz. Der Kreishegering hat Antrag auf Förderung von vier Drohnen beim Land gestellt. Falknerin Gabriele Fiebig hat im vergangenen Jahr eine Drohne angeschafft und gute Erfahrungen gemacht.

 Bei der Rettung von Kitzen im Frühjahr kommen vermehrt Drohnen zum Einsatz, hier v.l. Ingo Weber, Reinhard Fiebig und Drohnenpilot Jos Hilverkus kurz vor dem Start.

Bei der Rettung von Kitzen im Frühjahr kommen vermehrt Drohnen zum Einsatz, hier v.l. Ingo Weber, Reinhard Fiebig und Drohnenpilot Jos Hilverkus kurz vor dem Start.

Foto: Gabriele Fiebig

Ab April/Mai werden die Rehkitze, aber auch viele andere heimische Jungtiere, im hohen Gras der Wiesen geboren. Da sie in den ersten Tagen und Wochen noch nicht in der Lage sind, einem Raubtier wie Fuchs, Wolf oder auch Wildschwein zu entkommen, bleiben die Kitze instinktiv liegen und versuchen gar nicht erst zu fliehen. Diese Strategie hat über Jahrtausende das Überleben gesichert – bei den modernen Landmaschinen haben sie dagegen keine Chance und werden oft verletzt oder getötet. Denn genau in der Zeit wo die Jungtiere hilflos im Gras liegen müssen die Landwirte die Wiesen das erste mal Mähen.

Aus diesem Grund haben viele Jagdpächter, Landwirte und Hegeringe Kitzrettergruppen gegründet, berichtet Ralf Huckriede von der Kreisjägerschaft. „Will der Bauer eine Wiese mähen, so werden sehr kurzfristig zahlreiche Helfer per Handy-Messenger benachrichtigt, um die Wiese vor dem Mähen nach Kitzen abzusuchen und diese in den Wald zu bringen.“

„Diese Methode hat in den letzten Jahren schon sehr gut funktioniert“ betont Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. „Allerdings stößt man bei sehr großen Wiesen schnell an die Grenzen des Möglichen, selbst mit vielen Personen.“

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz startet ab sofort mit der Ausschreibung für das Förderprogramm zur Beschaffung geeigneter Drohnen mit Echtbildübertragung und Wärmekamerasystem zur Kitzrettung. Das Programm wurde maßgeblich initiiert durch den CDU-Landtagsabgeordneten  Rainer Deppe.

Wie Norbert Drekopf, Vorsitzender des Hegerings Wermelskirchen und zweiter Kreisvorsitzender, auf Anfrage dieser Redaktion berichtet, sei die Förderung für die Anschaffung von vier Drohnen beantragt worden. „Ich hoffe, dass wir als Hegering Wermelskirchen eine dieser Drohnen bekommen.“ In der Anschaffung liegen sie bei 5000 bis 6000 Euro. 80 Prozent werden sie gefördert durch das Land. Wir rechnen für unseren Hegering mit einer Eigenbeteiligung von 1000 Euro.“

Besonders wichtig sei, dass die Drohnen kurzfristig angeschafft werden können, um rechtzeitig einsatzbereit zu sein, so der Kreisvorsitzende. Mit den Wärmebilddrohnen will die Kreisjägerschaft ihre Mitglieder bei der Kitzsuche unterstützen. Die Technik würde es erlauben, in kurzer Zeit sehr effektiv vor allem große Flächen nach Kitzen abzusuchen und diese vor dem Mähtod zu retten.  „Um den Tier- und Artenschutz breiter aufzustellen, haben wir uns um entsprechende Fördergelder bemüht“ erklärt Prinz Wittgenstein. „Durch den Einsatz moderner Technik wollen wir die Kitzrettung noch effizienter und letztlich erfolgreicher machen. Das Ziel von uns Jägern gemeinsam mit den Landwirten des Kreises ist es, dass kein Kitz mehr zu Schaden kommt.“

Bereits gute Erfahrung mit einer Drohne zur Kitzrettung hat die Wermelskirchener Jägerin und Falknerin Gabriele Fiebig gemacht. Sie hatte 2020 den Verein „Greifvögel und Wildschutz im Revier 6 in Wermelskirchen“ gegründet und um Spenden für eine Wärmebilddrohne aufgerufen. „Wir haben 2020 eine Drohne angeschafft, die wir zu 50 Prozent über Spenden finanziert haben.“ Leider sei sie durch die Pandemie spät geliefert worden, so dass sie nicht häufig zur Kitzrettung eingesetzt worden konnte. Fünf oder sechs Kitze seien auf diesem Wege dennoch gerettet worden; in ihrem Revier wurden insgesamt durch das Durchgehen der Wiesen mit Helfern etwa 15 Kitze gerettet worden. „Aber in der Pandemie ist der große Personaleinsatz natürlich schwierig.“ Deshalb sei der Drohnenflug die Lösung.

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