Modellversuch im Impfzentrum Ministerium stoppt vorerst Einsatz von Null-Rest-Spritzen

Wermelskirchen · Der Impfarzt darf bis zur Klärung des Sachverhalts nur die Spritzen verwenden, die das Land zur Verfügung stellt. In denen verbleibe stets aber ein Rest. „Wir verlieren kostbaren Impfstoff“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer.

 Dr. Hans-Christian Meyer ist der  leitende Impfarzt für den Kreis.  Foto: Joachim Rieger

Dr. Hans-Christian Meyer ist der leitende Impfarzt für den Kreis. Foto: Joachim Rieger

Foto: Joachim Rieger

Für Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer war es ein „ganz schwarzes Wochenende“, wie er selbst säuerlich sagt. Erst stoppte das Ministerium vergangenen Freitag per Verfügung die Aktion in der Lebenshilfe, bei der 500 Klienten und Mitarbeiter in der Werkstatt geimpft werden sollten (Kostenpflichtiger Inhalt wir berichteten). Und dann legte das NRW-Gesundheitsministerium auch noch den Modellversuch im Impfzentrum in Bergisch Gladbach mit den sogenannten Zero-Residual-Spritzen lahm. Mit diesen speziellen „Null-Rest-Spritzen“ können sieben statt wie bisher sechs Impfdosen aus einer Ampulle gezogen werden. „Ad hoc haben wir dadurch 15 Prozent mehr Impfstoff zur Verfügung“, hatte Meyer begeistert berichtet und auch der Kreis hatte sofort reagiert und 25.000 Zero-Residual-Spritzen für das Pilotprojekt im Impfzentrum geordert. „Zwei Tage lang haben wir bereits konsequent sieben Impfdosen aus einer Ampulle gewonnen. Das hat alles wunderbar geklappt“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer auf Nachfrage dieser Redaktion und fügt hinzu: „Wenn wir hätten weitermachen dürfen, hätten wir 52 Menschen mehr impfen können über das Wochenende.“ Erst in der vergangenen Woche hatte Staatssekretär Edmund Heller grünes Licht für die sieben Impfdosen gegeben.

Doch jetzt die Rolle rückwärts vom Ministerium. Scheinbar, weil einige Beteiligte auf Landesebene noch nicht zugestimmt haben. Deshalb stehen die Zero-Residual-Spritzen aktuell unberührt im Impfzentrum, weil Dr. Meyer das Verbot ins Haus flatterte. Begründung: „Gemäß Erlasslage sind für die Rekonstitution und das Aufziehen des Biontech Impfstoffes die Pharmazeuten in den Impfzentren zuständig. Dies wurde in einem Vertrag zwischen dem Land und den Apothekerkammern verankert. Hier sind auch die Haftungsfragen geklärt. Details zur Rekonstitution sind per Erlass in einer Verfahrensanweisung geregelt“, heißt es in einem Schreiben der Kassenärztlichen Vereinigung an den Impfarzt, dem ausdrücklich untersagt wird, derzeit weiter mit den speziellen Spritzen zu impfen: Bis zur Klärung des Sachverhaltes dürfe er ausschließlich die vom Land gelieferten Spritzen verwenden. In denen bleibe aber stets ein kleiner Rest Impfstoff zurück, der anschließend nach Verabreichung der Impfung mit der Spritze weggeworfen werde, hatte Meyer mehrfach moniert, deshalb Kontakt mit dem holländischen Hersteller für augenärztliche Injektionstechniken aufgenommen und die Zero-Residual-Spritzen geordert.

Dass er diese aktuell nicht einsetzen kann, macht ihn wütend, sagt er. Vor allem beim Blick auf die wieder steigenden Infektionszahlen und die zunehmenden Mutanten: „Wir müssen viel schneller impfen“, sagt Hans-Christian Meyer. „Wenn wir 15 Prozent mehr Impfstoff durch spezielle Spritzen bekommen, ist das doch das Ergebnis, das wir wollen.“

Der Kreis wollte sich auf Anfragen der Redaktion nicht zur Sache äußern. Insider gehen jedoch davon aus, dass der Einsatz der Zero-Residual-Spritzen in den kommenden Tagen zugelassen wird. Dann steht nur noch die Entscheidung aus, wann in der Lebenshilfe geimpft werden darf. Bisher ist die Order, dass Werkstätten für behinderte Menschen zur Prioritätenstufe 2 gehören und deshalb erst später geimpft werden. Vom Ministerium habe Dr. Meyer gehört, dass man sich bemühe, die Impfungen ab der zweiten Märzwoche zu realisieren.

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