BEW-Geschäftsführer Jens Langner „Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil“

Wermelskirchen · Wärmepumpen, Balkonkraftwerke und Gaspreise – BEW-Geschäftsführer Jens Langner sprach vor der Senioren-Union über die aktuelle Gasversorgung in Deutschland.

 BEW-Geschäftsführer Jens Langner sprach vor der Senioren-Union Wermelskirchen über die aktuelle Lage der Gasversorgung in Deutschland.

BEW-Geschäftsführer Jens Langner sprach vor der Senioren-Union Wermelskirchen über die aktuelle Lage der Gasversorgung in Deutschland.

Foto: Timo Sieg

Rund 15 Mitglieder der Senioren-Union hörten Donnerstagnachmittag in den Bürgerhäusern Eich dem Vortrag von Jens Langner zu. Der Geschäftsführer der Bergische Energie- und Wasser-GmbH (BEW) teilt die Einschätzung der Bundesnetzagentur: „Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil.“ Er betonte, dass die Energiepreise zwar aktuell sinken würden, aber trotzdem noch doppelt so hoch wie Anfang des Jahres 2021 seien. Langner zeigte sich mit Blick auf den nächsten Winter optimistisch: „Im Kern sind die Gaspreise gestiegen, weil wir die Füllstände schnell und stark erhöht haben. Jetzt sind wir in einer besseren Ausgangslage. Es gibt weniger aufzufüllen.“

In diesem Punkt zeigte er Unverständnis für die Bundesregierung, im vergangenen Jahr habe es geheißen „stellt die Versorgung der Bürger sicher und kauft Gas, koste es was es wolle“, in diesem Jahr heißt es nun, „die Preise müssen sinken“. Hier würden sich Politiker vergesslich zeigen, meint der BEW-Chef.

Langner war außerdem sichtlich bemüht, seine Frustration mit dem politischen Vorgehen bei der Gasumlage oder Energiepreisbremsen sachlich auszudrücken. Das sei ein Weg mit vielen Irren und Wirren gewesen. Er erzählte etwa von dem bürokratischen Aufwand zur Vorbereitung der Gasumlage. Dieser musste dann wieder zurückgefahren werden, als die Maßnahme gekippt wurde. Die Strom- und Gaspreisbremse habe der Energieversorger nach einem relativ schnellen Gesetzgebungsverfahren sehr kurzfristig umsetzen müssen. Es sind nicht die Gesetze an sich, die Langner bemängelte, sondern die Art der Umsetzung.

Vorher zeichnete er die Entwicklung der vergangenen Jahre nach. Etwa die Hälfte der Gaslieferungen nach Deutschland kamen im Jahr 2021 aus Russland. Seit September 2022 liegt dieser Anteil bei null. Das gilt allerdings nur für Deutschland. Russland liefert weiterhin Gas nach Europa, wenn auch weniger als vorher. Österreich ist zum Beispiel ein großer Abnehmer.

Deutschland hat nach dem Stopp von russischem Gas die Lieferungen aus Norwegen immens erhöht und darüber hinaus LNG-Terminals gebaut. Diese hätten aber bisher keinen großen Unterschied gemacht, so Langners Einschätzung. Haushalte und vor allem die Industrie hätten viel Energie gespart, wie er festhält. Der Geschäftsführer der BEW merkt jedoch auch an: „Wenn man die Temperaturen berücksichtigt, zeigt sich: Ein großer Teil der Einsparungen ist auf das gute Wetter zurück zu führen.“

Nach dem Vortrag stellten die Mitglieder der Senioren-Union zunächst einige Fragen zu ihren persönlichen Gasverträgen. Es ging dabei unter anderem um Ökostrom, die Verständlichkeit von Abrechnungen und die Preise im Vergleich zur Konkurrenz.

Danach verschob sich das Interesse auf allgemeinere Einschätzungen des BEW-Chefs, etwa von Balkonkraftwerken. „Ich war am Anfang skeptisch. Da könnten versteckte Kosten auf sie zukommen“, antwortete Langner, etwa im Hinblick auf den nötigen Umbau von Zählertafeln. Er fuhr fort: „Der Gesetzgeber arbeitet aber gerade daran, hier einiges leichter zu machen. Das wird in Zukunft bestimmt eine gute Anschaffung sein.“

Eine weitere Frage drehte sich um Elektrisierung von Verkehr am Beispiel von E-Autos: „Ist unser Stromnetz überhaupt bereit dafür?“ Langner antwortete trocken: „Nein.“ Hier sei technologischer Fortschritt nötig. Zum Beispiel brauche es im ganzen Land „abschaltbare Lasten“, also die Möglichkeit, den Stromverbrauch kurzzeitig zu drosseln, um das Netz zu entlasten. Teilweise sind große Unternehmen in Deutschland dazu schon in der Lage. Darüber hinaus seien Investitionen in den Ausbau des Netzes unvermeidbar.

Nach dem Ende der Veranstaltung ließ der Geschäftsführer der BEW noch ein ganz praktisches Problem durchscheinen: Das Unternehmen sei aktuell auf der Suche nach Elektro-Installateuren. Die Nachfrage nach Fotovoltaik-Anlagen ist derzeit sehr hoch, das gilt auf der anderen Seite allerdings genauso für den Mangel an Elektrikern und Installateuren. Das geht scheinbar auch an der BEW nicht vorbei.

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