Einer der weltgrößten Rollenhersteller Die Firma „Tente“ feiert ihr 100-jähriges Bestehen

Wermelskirchen · Der Rollen-Fabrikant „Tente“ mit Sitz im gleichnamigen Ortsteil von Wermelskirchen blickt auf eine stolze 100-jährige Bestehen zurück und ist längst ein „Global Player“.

 Peter Fricke (l.) ist Geschäftsführer der Holding „Tente“-International GmbH, zu der die „Tente“-Rollen GmbH gehört. Deren Geschäftsführer ist André Distel. „Tente“ feiert in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen.

Peter Fricke (l.) ist Geschäftsführer der Holding „Tente“-International GmbH, zu der die „Tente“-Rollen GmbH gehört. Deren Geschäftsführer ist André Distel. „Tente“ feiert in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen.

Foto: Stephan Singer

Peter Fricke, Geschäftsführer der „Tente“-International GmbH, bezeichnet das Unternehmen gerne als „Hidden Champion“ („heimlicher Gewinner“). Dabei ist die „Tente“-Holding, zu der auch die „Tente“-Rollen GmbH gehört, längst ein „Global Player“, denn die Firma gehört zu den drei größten Rollen- und Räder-Herstellern der Welt. „Tente“ kann auf das 100-jährige Bestehen zurückblicken.

„Heutzutage wird ein neu gegründetes Unternehmen kaum noch so alt“, bemerkt Peter Fricke angesichts des bevorstehenden Jubiläums: Am 5. Juni 1923 gründete Adolf Schulte die Firma, die zunächst mit Gussrollen für die Industrie und mit Klavierrollen. Mitte der 1950er-Jahre bezog die Firma den heutigen Standort im Wermelskirchener Ortsteil Tente. Von da an firmierte das Unternehmen als „Tente“-Rollen GmbH, zu dieser Zeit waren bereits 300 Mitarbeiter für den Betrieb tätig.

„In der Mitte der 1950er-Jahre wäre die Firma beinahe nach Radevormwald gezogen, um einen passenden Standort zu finden – in Tente musste erst ein Landwirt vom Verkauf seines Areals überzeugt werden“, erinnert Peter Fricke die Erzählungen seines mittlerweile verstorbenen Vaters, der Ende Mai seinen 96. Geburtstag gefeiert hätte. Dr. Dietrich Fricke, der ab den späten 1950er-Jahren maßgeblich die Geschäftsführung übernahm, setzte die Internationalisierung des Unternehmens, das erste Exportmärkte in Belgien, Frankreich und der Schweiz erschlossen hatte, fort: 1971 gründete er die erste Tochtergesellschaft in Südafrika.

Prägend für den Firmensitz in Wermelskirchen-Tente: der „Tente“-Campus.

Prägend für den Firmensitz in Wermelskirchen-Tente: der „Tente“-Campus.

Foto: Stephan Singer

Weitere Produktions- und Vertriebsgesellschaften kamen im Laufe der Jahre hinzu, unter anderem 1979 die Tochtergesellschaft in Kentucky (USA), womit ein Schüleraustausch mit dem Wermelskirchener Gymnasium besteht, und der Dabringhausener Wettbewerber „Hufa Rollen“, den „Tente“ 1983 eingliederte. Zu dieser Zeit übernahmen Edith und Dr. Dietrich Fricke die Gesellschaftsanteile der Nachkommen des Gründers Adolf Schulte.

Dessen Wurzeln sind eng mit dem Rhombus-Areal in Wermelskirchen verbunden. Das war einst in Besitz von Albert Schulte, zu dessen drei Söhnen Adolf gehörte – die Sprößlinge zerstritten sich allerdings, woraufhin Adolf „Tente“ gründete, weiß Peter Fricke zu berichten.

 Das „Tente“-Rollen-Gebäude beherbergt Produktion, Büros und Hochregallager.

Das „Tente“-Rollen-Gebäude beherbergt Produktion, Büros und Hochregallager.

Foto: Stephan Singer

Fricke trat 1998 in die Geschäftsführung ein und trieb die Internationalisierung von „Tente“ zusammen mit Peter Helmert weiter voran. Dadurch ist „Tente“ eine globale Marke geworden. Bis heute hält mit Peter Fricke das Prinzip eines familiengeführten Unternehmens an. Und das rückt der 58-Jährige unter Einbeziehung der Belegschaft in den Fokus: „Das Unternehmen ‚Tente‘ steht auf vielen Schultern. Wir haben verlässliche Strukturen und verlässliche Leute.“

Deshalb sei das anstehende Sommerfest für die Mitarbeiter anlässlich des Jubiläums auch eine Feier für die „Tente“-Familie. Der Geschäftsführer der „Tente“-Rollen GmbH, André Distel, führt aus: „Unsere Mitarbeiter bleiben durchschnittlich 14 Jahre dem Unternehmen treu.“ Der 40-Jährige selbst ist in dritter Generation bei „Tente“ in Wermelskirchen – schon sein Großvater arbeitete als Meister in Tente, sein Vater war ebenso bei „Tente“ beruflich tätig.

 Die „Omikron-Twin“ von „Tente“ tragen 20 Tonnen.

Die „Omikron-Twin“ von „Tente“ tragen 20 Tonnen.

Foto: Stephan Singer

„Tente“ hat sich im vergangenen Jahrhundert von einer Manufaktur zu einem automatisierten Produktionsverbund entwickelt. Mit einem konsolidierten Umsatz von mehr als 260 Millionen Euro im Jahr 2022 ist „Tente“ einer der drei größten Hersteller von Rollen und Rädern weltweit. Mit neun Produktionsstandorten, 30 Tochtergesellschaften und 1600 Mitarbeitern weltweit ist das Unternehmen auf fünf Kontinenten mit eigenen Gesellschaften vertreten. Es werden aktuell mehr als 50.000 Geschäftskunden in über 100 Ländern bedient. Am Wermelskirchener Standort von „Tente“ arbeiten derzeit rund 550 Beschäftigte, erläutert André Distel.

Auch wenn „Tente“ auf dem Markt für Klavierrollen nicht mehr vertreten ist, produziert das Unternehmen heute Rollen für Koffer, Möbel, medizinische Geräte, die Logistik und schwere industrielle Transportwagen. Spezialgebiet von „Tente“: zentralfeststellbare Krankenbettenrollen. Das „Tente“ auch Rollen in groß kann, zeigen die seit 2020 produzierten Doppel-Rollen namens „Omikron-Twin“, die unter anderem bei dem Transport von Rotorblättern für Windkraft-Anklagen zum Einsatz kommen und bis zu 20 Tonnen tragen können.

Peter Fricke zeigt sich überzeugt, dass sein Vater, der 40 Jahre aktiver Geschäftsführer war, stolz auf das heutige „Tente“-Unternehmen wäre.

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