In Wermelskirchen „Einfach mal anfassen – dann klappt das auch“

Wermelskirchen · Dirk Stöcker ist schon etwas Besonderes: Statt großer Reden packt er an. Jetzt bekommt er die Ehrennadel in Gold des Kreises.

 Dirk Stöcker kommt aus dem Ruhrgebiet, fühlt sich aber in Wermelskirchen längst heimisch.

Dirk Stöcker kommt aus dem Ruhrgebiet, fühlt sich aber in Wermelskirchen längst heimisch.

Foto: Stephan Singer

Seine Abstammung aus dem Ruhrgebiet kann und will er nicht verleugnen – Eigenschaften, die den Menschen aus dem Ruhrpott zugeschrieben werden, sind bei Dirk Stöcker im besten Sinne unverkennbar: Er trägt das Herz auf der Zunge, redet nicht gerne um den heißen Brei, spricht geradeaus und schwingt schon gar nicht gerne großen Reden voller geschwollener Worte. So verwundert es nicht, dass Dirk Stöcker eingangs des Gespräches mit unserer Redaktion feststellt: „Ich mache das hier nicht, um mich in den Vordergrund zu stellen. Ich mache das nur, um eine Lanze für das Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement zu brechen.“ Für sein jahrelanges Wirken unter anderem in den Reihen des Marketingvereins „Wir in Wermelskirchen“ (WiW) und dort besonders im Umfeld von „Rock am Markt“ sowie „Bergische Weihnachten“ erhält Dirk Stöcker am 28. Januar im Kreishaus von Landrat Stephan Santelmann die Ehrennadel in Gold des Rheinisch-Bergischen Kreises.

„Mir würden auf Anhieb mindestens fünf Leute einfallen, die diese Auszeichnung mehr verdient hätten als ich. Allerdings habe ich mal Revue passieren lassen, wo ich mich schon überall eingebracht habe und dabei festgestellt, dass ich mein Licht gar nicht unter den Scheffel stellen muss“, sagt Dirk Stöcker. Der 49-Jährige bezeichnet Dankbarkeit als einen maßgeblichen Auslöser für seinen ehrenamtlichen Einsatz: „Als ich nach Wermelskirchen kam, bin ich ungeheuer herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen worden. In einer Großstadt im Ruhrgebiet ist man da schon eher anonym.“ In einer kleinen Stadt lasse sich mit ein paar einsatzfreudigen Leuten viel erreichen: „Alles geschieht im Team.“

Bei WiW ist Dirk Stöcker mittlerweile Sprecher des Kultur-Netzwerks, obendrein gehört er als Beisitzer zum Vorstand des Wermelskirchener SPD-Ortsverbandes. Dazu hat Dirk Stöcker den Brunnen an der Carl-Leverkus-Straße wiederbelebt und betreut das Wasserspiel in den Betriebsmonaten außerhalb des Winters. Dieses Sammel-Surium aus ehrenamtlichen Aufgaben macht Dirk Stöcker zum „Hans Dampf in allen Gassen“, den viele Wermelskirchener kennen. Obendrein packt der 49-Jährige gerne projektbezogen an – dafür nimmt er sich die Zeit, bis „die Sache erledigt ist“. Ein Beispiel dafür ist seine Hilfe, die er in diesem Sommer kurzfristig im Freibad Dabringhausen beim Neubau des Kleinkindbeckens einbrachte, um die geplante Fertigstellung noch vor Ablauf der Saison zu gewährleisten.

Seine beiden Steckenpferde „Rock am Markt“ und „Bergische Weihnachten“ hätten ihn und die Mitstreiter reichlich Zeit gekostet. Stöcker kommentiert: „Wenn ‚Rock am Markt‘ keine Kultur ist, dann weiß ich es auch nicht.“ Und „Bergische Weihnachten“ sei ein „Riesen-Projekt“. „Als wir die 25 Hütten gebaut haben, die heute bei dem Weihnachtsmarkt genutzt werden, sind unendliche Stunden draufgegangen“, erinnert Dirk Stöcker. Davon profitierten die Helfer heute, denn Auf- und Abbau funktionieren mit dem eingespielten Team mittlerweile in nur vier bzw. drei Stunden. Dabei setzt sich Dirk Stöcker auf einen Gabelstapler, an anderer Stelle bedient er Bagger oder Radlader – als Baumaschinen-Service-Techniker kann und darf Stöcker das: „Ich verdiene meine Brötchen unter anderem als Ausbilder für die entsprechenden Prüfungen zum Führen von Baumaschinen.“

An Projekte, an deren Umsetzung er beteiligt war, denkt der verheiratete Vater zwei Kinder, wovon eines erwachsen ist, gerne zurück und nennt „Hits for Benefiz“, „Jazz‘n‘Breakfast“ oder die „Lange Nacht des Jakobswegs“. Genauso richtet Stöcker seinen Blick auch in die Zukunft: „Am Rathaus wünsche ich mir ein elektronische Anzeigetafel, die auf Termine und Veranstaltungen hinweist. Außerdem braucht Wermelskirchen eine Outdoor-Spielstätte – eine Bühne, die dauerhaft an ihrem Platz steht. So etwas wie die einstige Konzertmuschel im Eifgen – dafür werden sich Sponsoren finden lassen, das kriegen wir doch gestemmt.“

Konkret seien bereits die Planungen für „Dance for Benefiz“ - eine „Tanz in den Mai“-Party im Bürgerzentrum in diesem Jahr. Der Künstler- und Kulturstammtisch im Haus Eifgen habe sich zu einer „innovativen und tollen Sache“ entwickelt, schätzt Dirk Stöcker ein: „Allerdings wird vieles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Mehr Wertschätzung aus dem Rathaus für alle ehrenamtlich Tätigen wäre schön – es ginge um Zuhören und das Mitnehmen von Ideen. „Ich bin da jedoch entspannt und glaube, dass alle ihr möglichstes tun.“

Mit einer Einstellung hält Dirk Stöcker nicht hinter dem Berg: „Labern nervt mich, viele quatschen im Internet herum und verbreiten negative Stimmung anstatt einfach mal von der Couch herunter zu kommen – einfach mal was anfassen, dann klappt das auch.“

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