Betriebsschließung in Menzelen Letzter Tag in der Metzgerei Stiers

Alpen-Menzelen · 27 Jahre lang haben Maria und Dieter Stiers ihre Fleischerei in Menzelen betrieben, nachdem sie sich in den 90er Jahren nochmals ganz neu orientierten. Jetzt soll Schluss sein. Zum Abschluss am Samstag, 3. Juni, gibt’s eine Überraschung.

 Dieter und Maria Stiers schließen ihre Metzgerei in Menzelen und gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand.

Dieter und Maria Stiers schließen ihre Metzgerei in Menzelen und gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Dieter Stiers sitzt im Wintergarten und lässt seinen Blick über die Herde rotbrauner Kühe und über weite Felder bis zum Wäldchen hinter dem Laakweg schweifen. „Herrlich. Wo wir wohnen, machen andere Urlaub“, schwärmt der gelernte Landwirt. Diesen Ausblick wird er künftig öfter genießen können. Denn Maria und Dieter Stiers schließen ihre Metzgerei an der Xantener Straße (B 57) in Menzelen am Samstag, 3. Juni. Für immer.

„Der Entschluss, mit 64 in Rente zu gehen, steht schon sehr lange“, erzählt Stiers. Bis ins Jahr 1996 betrieb die Familie einen landwirtschaftlichen Mischbetrieb mit Milchvieh und Ferkeln. Dann kam der Strukturwandel. Kleinere Betriebe waren nicht mehr wirtschaftlich. „Wir haben damals vor der nicht ganz leichten Entscheidung gestanden, den Milchviehbetrieb zukunftsfähig umzugestalten oder noch einmal eine neue Richtung einzuschlagen“, erinnert sich Dieter Stiers.

Schweren Herzens wurden die schwarz-bunten Milchkühe abgegeben. Und aus dem Kälberstall wurde eine Fleischerei. Wo einst ein offener Stall mit Strohboden gestanden hat, entstanden Kühlhäuser, Zerlegeräume und ein kleines Ladenlokal. Anstelle der Milchkühe wurde eine rotbraune Limousin-Herde herangezüchtet.

Im Nachhinein betrachtet, sei die Entscheidung goldrichtig gewesen, sagt Dieter Stiers zufrieden: „Es war die einzige Möglichkeit, den kleinen Betrieb zu erhalten.“ Damit alles glatt lief, hat der Mann, der ehrenamtlich weiter für die CDU im Rat der Gemeinde Alpen sitzt, von Anfang an das Veterinäramt in seine Planungen einbezogen und sich in allen Fragen fachliche Expertise eingeholt.

Aber ein Landwirt ist nun mal kein Fleischer. Kann aber einer werden. Weil Dieter Stiers von Beginn an die Kontrolle über die Qualität seiner Wurst- und Fleischprodukte haben wollte, hat er Schulungen besucht, die es ihm erlaubt und ihn dazu befähigt haben, sein Fleisch fortan eigenhändig zu zerlegen. Mit Erfolg, sagt Stiers nicht ohne Stolz: „Die Qualität hat sich durchgesetzt. Wir haben sowohl Laufkundschaft als auch zahlreiche Stammkunden. Manche davon kommen schon seit 27 Jahren aus Alpen und Xanten hierher.“

Dafür haben die Eheleute Stiers eine Menge investiert. Denn die Selbstvermarktung ist sehr arbeitsintensiv, Fachpersonal zu bekommen, kaum möglich. „Das geht nur, wenn die ganze Familie mitzieht“, sagt Stiers. Er hat feststellen müssen, dass sich die Zeiten durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine geändert haben: „Die Leute sind kaum noch bereit, etwas mehr Geld für gute Qualität auszugeben“, sagt der Menzelener. „Die Inflation bekommen wir an der Theke zu spüren.“

Hinzu kam, dass die Familie ihren Partyservice vor zwei Jahren einstellen musste, weil einfach kein Personal dafür zu bekommen war. Als Gründe für die Schließung will Stiers das alles aber nicht verstanden wissen: „Auch, wenn wir 80 bis 100 Stunden in der Woche gearbeitet haben, hat es uns sehr viel Spaß gemacht. Uns haben immer unsere Kundinnen und Kunden am Herzen gelegen.“

Für die ist die Schließung ein herber Verlust. „Es standen in den letzten Tagen Leute weinend an der Theke“, erzählt Maria Stiers. Sie wird die vielen netten Gespräche an der Theke sehr vermissen. Da ist sie sich sehr sicher.

Bis vor wenigen Jahren waren die Martins- und Weihnachtsgänse der Familie Stiers, die man von der Bundesstraße aus fetter werden sehen konnte, ein absoluter Renner. Ohne Vorbestellungen ging im Laden gar nichts. Nur einer hat sich nie daran gehalten. „Der Fuchs hat sich so manche Gans geholt. Wir mussten immer eine Sicherheitsgans in Reserve haben, damit niemand an Weihnachten leer ausging“, erzählt Dieter Stiers und lacht.

In Zukunft möchte er gemeinsam mit seiner Frau auch mal eine Woche Urlaub machen und auf dem Fahrrad die Umgebung erkunden. Bevor es soweit ist, wollen ihre drei Kinder am letzten Tag am Samstag im Betrieb noch für eine große Überraschung sorgen. Welche das sein wird, bleibt ein Geheimnis in der Familie.

(erko)
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