Sportlerwahl Nachwuchs trainiert hart für Olympia-Traum

Neuss · Hoffnungsvolle Talente aus dem Rhein-Kreis wollen 2016 in Rio de Janeiro um Edelmetall kämpfen.

"Ja, Olympia ist mein Ziel", sagt Philip Lücker (19). Klingt einfach — und ist doch so ungeheuer schwer, nicht nur für den Schwimmer des Neusser SV. Auch Alexandra Höffgen (20), Ruderin des Neusser RV, und der gleichaltrige Radsportler Nils Schomber (VfR Büttgen) arbeiten hart für ihren großen Traum.

 Begeisterten mit ihrer Fechtdemonstration: die Dormagener Domenik Koch, Tom Möller und Lea Krüger (v.l.), die als Moderatorin und Kampfrichterin fungierte.

Begeisterten mit ihrer Fechtdemonstration: die Dormagener Domenik Koch, Tom Möller und Lea Krüger (v.l.), die als Moderatorin und Kampfrichterin fungierte.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Dazu gehört, dass sie sich jeden Tag mit den Besten messen. Philip Lücker trainiert am Bundesstützpunkt in Essen, Alexandra Höffgen am Ruder-Bundesleistungszentrum in Dortmund und Nils Schomber als Sportsoldat, dessen Grundwehrdienst am 1. April in Hannover beginnt, in Frankfurt/Oder. Sie eint, dass sie den Bezug zum Rhein-Kreis Neuss trotzdem nicht verloren haben. Für Michael Scharf, Leiter des Olympiastützpunkts Rheinland mit Sitz in Köln, durchaus nachvollziehbar, denn "es gibt immer weniger Regionen, die sich im Leistungssport engagieren. Der Rhein-Kreis tut das". Nils Schomber, gerade zurück von den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Kolumbien, bescheinigt er als Mitglied des Bahnvierers gute Chancen aufs Olympia-Ticket. "Sofern die Bundestrainer, die sich traditionell mehr in den Osten der Republik orientieren, ihm das Vertrauen schenken". Einfach nur gut zu sein, reicht eben nicht. Für Alexandra Höffgen, die erst spät vom Basketball zum Rudern fand, ist der Weg nach Rio sogar besonders beschwerlich. Als wäre es für die Kleinenbroicherin nicht schon Herausforderung genug, sich ihren Platz im starken Frauenachter zu sichern, müsste sie mit dem deutschen Team auch noch durch die knüppelharte Qualifikation. Das Zeug dazu habe sie allemal, ist Scharf überzeugt, "ihre Formkurve ist steil nach oben gehend. Aber die anderen Nationen stecken viel Geld und Know-how in den Spitzensport. Das wird schwer."

Eine Entwicklung, die im Übrigen nicht nur fürs Rudern gilt. "Andere Nationen haben uns eingeholt und zum Teil überholt", hat Scharf registriert und stellt klar: "Sofern wir den Begriff Leistung in Deutschland haben wollen, muss man diese Sportler unterstützen. Wenigstens die Reisekosten sollten übernommen werden — das ist nämlich nicht immer der Fall."

Wie es gehen könnte, sieht Lücker am Beispiel eines ehemaligen Vereinskameraden. Thomas Rupprath holte bei Olympia mit der 4x100-Meter-Lagen-Staffel Bronze in Sydney (2000) und Silber in Athen (2004). Keine Frage, der viermalige NGZ-Sportler des Jahres ist ein Vorbild, allerdings nur als Aktiver. Zur Auffrischung der Haushaltskasse ins Dschungelcamp von RTL einzuziehen, ist für den Vierten der Deutschen Meisterschaften keine wirkliche Option. "Das ist nicht unbedingt mein Ziel", sagt er schmunzelnd. Scharf setzt auf den ehrgeizigen Neusser: "Deutschland braucht gute Schwimmer." Die sind allerdings auf Sponsoren angewiesen, denn die unverzichtbaren Trainingslager und die vielen Reisen kosten nun mal Geld. Wenngleich sich die finanziellen Aufwendungen für den Wettkampf und das Training nicht auf die Badehose beschränken, "ist das Material bei uns Ruderern trotzdem noch teurer als bei den Schwimmern", vermutet Höffgen lachend. Zudem ist die Maschinenbaustudentin zeitlich am Limit. "Man ist nicht arm, aber richtig viel dazuverdienen kann ich nicht." Viel wichtiger als Geld ist für Schomber, der beim "Spurt in den Mai" ebenso am Start sein will wie bei der "Tour de Neuss", allerdings, "dass die Bahn in Büttgen erhalten bleibt". Die Grundvoraussetzungen für eine Aufwertung zum Bundesleistungszentrum sieht Scharf erfüllt, "aber die Entscheidung liegt beim Bund Deutscher Radfahrer. Die Chancen stehen 50:50. Es wäre verdient. Man muss kämpfen."

Genau das taten bei der Abschlussgala im Hotel Holiday Inn auch die Fechter des TSV Bayer Dormagen. Viel Spaß machte dabei, wie Lea Krüger (18) ihre Teamkollegen Tom Möller (19) und Domenik Koch (18) locker im Griff hatte.

(sit)
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