Ringen Als Heinz Schmitz das Frauenringen erfand

Ückerath · Heute Gastgeber der Deutschen Meisterschaften, war der AC Ückerath vor 36 Jahren der Pionier des Frauenringens in Deutschland.

Fast auf den Tag genau vor 36 Jahren betrat das Frauenringen deutschen Boden: Ende November 1982 richtete der AC Ückerath das erste Ringerinnen-Mannschaftsturnier in Deutschland aus. Hinter den Teams aus Tourcoing/Frankreich und Rochefort/Belgien reichte es für die Gastgeberinnen in der Aufstellung Britta van Berkum (47 kg), Anke van Berkum (49 kg), Dagmar Rapp (49 kg), Silke Jaskowiak (50 kg), Rita Schmitz (51 kg), Denis Möcker (53 kg), Manuela Gronen (54 kg) und Claudia Borkowsky (61 kg) zwar nur zu Platz drei.

Dennoch war es eine Pioniertat. Nur ein paar Wochen zuvor, am 27. Oktober 1982, hatte der Deutsche Ringerbund (DRB) den ersten Startpass überhaupt für eine Ringerin ausgestellt. Ihr Name: Claudia Borkowsky, ihr Verein: der AC Ückerath. Der am 3. April 1961 in der Gaststätte Manes am Bösch gegründete Athletenclub machte das Frauenringen in Deutschland überhaupt erst salonfähig. Der erste Kampftag im November ’82 hatte für mediales Aufsehen gesorgt: Bild-Zeitung (3. Dezember 1982) und ein Jahr später der „Stern“ (17. November 1983) berichteten großformatig über die in Deutschland neue Sportart, die es schließlich auch – damals ein Ereignis von hohem Stellenwert – ins Fernsehen schaffte: Der WDR zeigte am 25. Februar 1984 in seiner Sendung „Sport im Westen“ einen Beitrag über einen Vergleichskampf zwischen dem ACÜ und seinen norwegischen Gästen aus Kolbotn.

 Vier Olympia-Starterinnen des AC Ückerath, v.l.: Stephanie Groß (Athen 2004), Laura Mertens (Jugendspiele 2010), Nina Hemmer und  Jessica Blaszyk (beide Rio 2016)

Vier Olympia-Starterinnen des AC Ückerath, v.l.: Stephanie Groß (Athen 2004), Laura Mertens (Jugendspiele 2010), Nina Hemmer und  Jessica Blaszyk (beide Rio 2016)

Foto: AC Ückerath

Trotzdem verlief der Beginn ausgesprochen zäh: „Da der AC Ückerath zu dieser Zeit der einzige Verein in Deutschland war, der Frauenringen aktiv betrieb, schien diese neue Sportart zunächst zum Scheitern verurteilt,“ sagt Heinz Schmitz. Er war es, der den Stein ins Rollen brachte: „Der Präsident des NRW-Ringerverbandes, Werner Kolbacher aus Remscheid, rief im Dezember 1981 bei mir an und fragte an, ob wir nicht bereit wären, eine Damen-Abteilung im Ringen aufzumachen. Dagmar Rapp, 24 Jahre alt und von Beruf Krankenschwester aus Leichlingen, habe ihn nach einem Verein gefragt, der Frauenringen anbiete.“ Dass Kolbacher der AC Ückerath in den Sinn kam, lag nahe, schließlich hatten die Ückerather bereits 1976 als Vorprogramm zu einem Vergleichskampf ihrer Ringer gegen Kopenhagen interessierte Frauen und Mädchen auf die Matte gebeten. Schmitz trug die Idee Vorstand und Trainern des ACÜ vor, traf dabei aber auf wenig Gegenliebe. Trotzdem „hatten wir nach einigen Trainingswochen 13 zum Teil junge Damen, die mit großer Begeisterung für den Ringkampfsport ausgestattet waren und den Vorstand baten, eine Damen-Abteilung zu gründen,“ erinnert sich Schmitz. Was am 3. Februar 1982 auch geschah.

 Heinz Schmitz und „seine“ Ringerinnen

Heinz Schmitz und „seine“ Ringerinnen

Foto: ACÜ

Dass daraus ein Erfolgsmodell werden würde, konnte damals niemand ahnen. Heute kann der AC Ückerath auf drei Olympia-Teilnahmen seiner Ringerinnen  – Stephanie Groß in Athen 2004, Nina Hemmer und die international für die Niederlande startende Jessica Blaszka in Rio 2016 – zurückblicken. Heute ist der ACÜ Trägerverein des Bundesleistungsstützpunktes Frauenringen, der im 2011 eröffneten Ringerzentrum am Willy-Brandt-Platz beheimatet ist. Und am heutigen Samstag ist er Ausrichter der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. Immer noch dabei: Heinz Schmitz, der Mann, der vor 36 Jahren das Frauenringen in Deutschland erfand.

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