Analyse Fußball im Kreis setzt seinen Niedergang fort

Rhein-Kreis · Wer nach Kapellens Abstieg aus der Oberliga im Vorjahr gedacht hatte, der heimische Fußball hätte die Talsohle erreicht, wurde in der am Sonntag endenden Landesliga-Saison eines Besseren belehrt. Vor allem der VdS Nievenheim erlebte eine Spielzeit voller Pleiten, Pech und Pannen.

Am Sonntag geht für die drei Vertreter des Fußballkreises 5 Grevenbroich/Neuss in der Landesliga, Gruppe 1, mit dem Lokalderby des VdS Nievenheim gegen den SC Kapellen und dem Heimspiel des VfL Jüchen/Garzweiler gegen den ASV Süchteln die Saison zu Ende . . . Und das ist gut so, denn allzu viel Staat war mit der Elite der an Rhein und Erft kickenden Vereine nicht zu machen. Was den Fußballfreunden im Rhein-Kreis Neuss - davon soll es ja tatsächlich noch einige geben - da so angeboten wurde, war einfach eine (Natur-)Katastrophe, ums mit den (auf die Rückrunde bezogenen) Worten von SCK-Trainer Oliver Seibert zu sagen.

Die rühmliche Ausnahme Im Vorjahr dem Abstieg quasi erst in letzter Sekunde noch von der Schippe gesprungen, ist der VfL Jüchen/Garzweiler in seiner dritten Spielzeit auf diesem Niveau in der Landesliga angekommen. In der Rückrunde rüttelten die Schützlinge von Trainer Michele Fasanelli sogar mal ganz zart am Thron des lange übermächtigen Platzhirsches aus Kapellen. Auf ihn und seine Mannschaft wartet nun jedoch die schwierige Aufgabe, das Erreichte zu bewahren - und vielleicht noch zu toppen.

"Das wird eine Herausforderung", weiß er. Helfen sollen dabei jetzt auch Simon Sommer, seit Jahren eine verlässliche Stammkraft beim Lokal- und Ligarivalen SVG Odenkirchen auf der linken Außenbahn, und Bernd Schuchardt (A-Jugend des SC Kapellen), Sohn des beim SCK einst als Trainer tätigen Ex-Profis Sven Schuchardt. Schlimmer geht's nimmer Nur in einem war der VdS Nievenheim in dieser Saison Spitze, nämlich darrin, mit fast schlafwandlerischer Sicherheit die falsche Entscheidung zu treffen.

Schon vor der bis heute nicht nachvollziehbaren Trennung von Trainer Thomas Bahr, dessen Nachfolger Sascha Querbach ebenfalls gehen musste und durch den ergreifend glücklosen und schließlich frustrierten "Zugereisten" Michele Lepore ersetzt wurde, lag an der Südstraße vieles im Argen. Auch der Sportliche Leiter Thomas Stube bekam nach wenigen Monaten seine Papiere. Zuletzt fand sich niemand mehr, der den durch den Abgang des treuen Torjägers Alexander Hauptmann ausgelösten Exodus zu stoppen wusste.

Ohne einen wettbewerbsfähigen Kader und damit ohne Perspektive kündigte der Vorstand den Rückzug aus der Landesliga an. Seit dem vergangenen Wochenende ist die Truppe auch sportlich abgestiegen. Ob der VdS, der das eine Jahr in der (für ihn zu großen) Oberliga im Grunde nie wirklich verdaut hat, unter Peter Hanschmann in der Bezirksliga endlich wieder die Kurve kriegt, ist offen. Erst hui, dann pfui Nach dem Super-GAU in der vergangenen Saison mit dem durchaus bemerkenswerten Triple-Abstieg der Erst- (Oberliga), Zweit- (Bezirksliga) Drittvertretung (Kreisliga B) meisterte der junge Trainer Oliver Seibert die Aufgabe, den Durchmarsch in die Bezirksliga zu vermeiden.

Besser noch: Nach der ersten Serie durften Robert Wilschrey & Co. als Tabellenvierte sogar noch von der sofortigen Rückkehr in die fünfthöchste Liga träumen. Doch trotz dieser erfreulichen Zwischenbilanz und erstklassigen Darbietungen gegen den späteren Meister TSV Meerbusch sowie die Oberligisten FC Bocholt und VfB Homberg fehlt es dem extrem eloquenten Trainer im Erftstadion weiterhin an der nötigen Akzeptanz.

Dass das Team in der Rückrunde, die den Sturz auf Rang 14 sah, stark nachließ, ist darum besonders im Umfeld der Mannschaft mit Genugtuung aufgenommen worden. Eine unhaltbare Situation, zumal der Verein die (personellen) Weichen für die zweite Spielzeit nach dem Abstieg bereits gesetzt hat. Dieses hausgemachte Problem muss der SCK ganz dringend lösen. Historisches Tief Sollte die Holzheimer SG in der Bezirksliga den Aufstieg verpassen, wäre der immerhin 450.

000 Einwohner starke Rhein-Kreis in der Saison 2018/19 nur mit zwei Klubs in der Landesliga vertreten. Traurig. Sicher. Von der Saison 2000/2001 (Abstieg des VfR Neuss aus der Verbandsliga) bis zur Spielzeit 2004/2005 war der Fußballkreis 5 ebenfalls nicht in der fünfthöchsten Spielklasse präsent. Aber 2004 stiegen im SC Kapellen und Vizemeister TuS Grevenbroich (bangt aktuell gar um die Zugehörigkeit zur Bezirksliga) zwei Kreisvereine in die Verbandsliga auf, im TSV Bayer Dormagen, 1.

FC Grevenbroich-Süd und VfR 06 Neuss (Absteiger) spielten in der Landesliga noch drei weitere Klubs um Punkte. Und die Talfahrt könnte durchaus weitergehen, denn Aufbruchstimmung ist irgendwie anders . . .

(NGZ)
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