Frauenfußball In Hemmerden ist es kurz vor zwölf

Grevenbroich · Thomas Maassen schmeißt bei SVH-Fußballerinnen hin. Eine Reaktion auf die sportliche Talfahrt sei das jedoch nicht.

Spricht man über den Frauenfußball im Fußballkreis Grevenbroich/Neuss, führt kein Weg an Niederrheinligist SV Hemmerden vorbei. Seit Jahren bieten die Grevenbroicherinnen den höchstklassigsten Fußball im Rhein-Kreis. Mitte der 2000er-Jahre spielten sie sogar drei Jahre in der Regionalliga West. Noch vor zwei Jahren führte Martin Walz den SV beinahe zurück in die dritthöchste deutsche Spielklasse. Doch die Namen und Erfolge der Vergangenheit sind mittlerweile nur noch Schall und Rauch auf der Sportanlage in Hemmerden. Ein Wasserstandsbericht.

Neun Spiele, neun Niederlagen: Der Saisonstart des SV Hemmerden gleicht einem sportlichen Totalschaden. Ein Trainer-Rauswurf gilt in der heutigen Zeit als logische Konsequenz. Doch Maassen legte sein Amt nach der 1:4-Niederlage gegen Steele am Sonntag selber nieder – nicht als Reaktion auf die sportliche Talfahrt. „Im Eishockey würde man sagen, dass am Rande der Bande am Sonntag einiges massiv schiefgelaufen ist. Und das lass’ ich mir nicht gefallen. So kennt man mich“, erklärt Maassen seinen Rücktritt. Eine Aussage, die auf Unstimmigkeiten mit Vereinsoffiziellen schließen lässt. Maassen selber will „kein Öl ins Feuer gießen“ und äußerte sich nicht zu dem Vorfall am Spielfeldrand. Klar ist für ihn: Allein der Vorfall am Sonntag sei der Grund für seinen plötzlichen Abgang, der auch auf Missstände im Verein hinweist, gewesen. Abteilungsleiterin Daniela Logtenberg wiegelt ab: „Das war am Sonntag alles etwas wuselig. Ich glaube Thomas’ Entscheidung war ein Potpourri aus allem“, vermutet sie. Die nun vakante Trainerstelle wird bis zum Winter Logtenberg vorerst selber ausfüllen. Bis zur Rückrunde soll ein neuer Trainer vorgestellt werden. Stand jetzt wäre das allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Denn die Horrorbilanz von Maassen (siehe Infokasten) ist keineswegs mit dem Versagen des Übungsleiters zu erklären Maassen fand schon bei Dienstbeginn ein Scherbenhaufen vor und schnitt sich beim Versuch, diesen zusammenzukehren. Als größtes Problem galt stets der viel zu kleine und qualitativ zu dünn besetzte Kader. Dem widerspricht auch Abteilungsleiterin Logtenberg nicht. „Vergleicht man die jetzige Mannschaft mit der von vor zwei Jahren, fehlen acht Stammspielerinnen. Das ist in dieser Liga nicht zu kompensieren“, so Logtenberg. Was bleibt, ist die Frage, ob man diesen Verlauf nicht hätte stoppen oder darauf rechtzeitig reagieren können. Der Schluss liegt nah, dass die Offiziellen noch in der Traumwelt der vergangenen Jahre gefangen sind. Denn immer wieder werden die Abgänge, Ausfälle oder Karriereenden der etablierten Leistungsträgerinnen als Ursache genannt. Ob diese tatsächlich zurückkommen, bleibt indes abzuwarten. Jünger werden sie in jedem Fall nicht.

So bleibt zu hoffen, dass der SV Hemmerden die richtigen Schlüsse aus den jüngsten Ereignissen zieht, vorausgesetzt, man will die Nummer 1 im Fußballkreis bleiben. Thomas Maassen wünscht dem Verein und „seinen Mädels“ nur das Beste, ist jedoch Realist: „Es ist eine schwere Aufgabe für die Zukunft, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen.“

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