Verwaltung in Radevormwald Peter Horn ist neuer Leiter des Jugendamts

Radevormwald · Der 59-jährige Remscheider will offensiver auf Familien zugehen und zugleich dafür sorgen, dass die Schwellenangst der Betroffenen vor der Jugendbehörde sinkt. Er lobt die hohe Qualifikation der Mitarbeiter in Radevormwald.

 Peter Horn im Türrahmen seines neuen Büros an der Kaiserstraße. Am 1. Juli hat er hier angefangen.

Peter Horn im Türrahmen seines neuen Büros an der Kaiserstraße. Am 1. Juli hat er hier angefangen.

Foto: Stefan Gilsbach

Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat Peter Horn eine große Karte der Stadt Radevormwald für seine Bürowand bestellt. „Ich möchte sehen, ob sich bei den Fällen, die wir bearbeiten, eine Struktur im Ortsbild erkennen lässt“, erklärt er. Der 59-Jährige ist seit dem 1. Juli der Leiter des Jugendamtes der Stadt. Er ist Nachfolger von Volker Grossmann, der die Leitung des Sozialamtes übernommen hat.

Bereits im März hatte Bürgermeister Johannes Mans angekündigt, dass Veränderungen im Jugendamt anstünden. Die Stadt wolle ein „pädagogisches Gesamtkonzept“ umsetzen und suche daher einen Pädagogen als neuen Leiter der Behörde.

Peter Horn ist ausgebildeter Sozialpädagoge. Er stammt aus Remscheid und wohnt auch dort. Zuletzt war er sechs Jahre als Projektentwickler bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreis Mettmann tätig. An seiner neuen Wirkungsstätte fühle er sich sehr wohl, versichert der „Neue“. „Das Betriebsklima ist sehr gut, die Mitarbeiter sind hochqualifiziert, die Kooperation mit den anderen Ämtern und externen Partnern, etwa dem Amtsgericht, der Suchtberatung oder der ,Herbstmühle’, ist gut eingespielt“, lobt er. Nun stelle sich die Frage, wie das Jugendamt auf dieser guten Grundlage weiterentwickelt werden kann.

Grundsätzlich, sagt Horn, wolle er gemeinsam mit dem Mitarbeitern dafür sorgen, dass die Schwellenangst, die viele Familien beim Jugendamt haben, abgebaut wird. „Beim Wort Jugendamt denken viele immer noch an die Tante Prusseliese aus den Pippi-Langstrumpf-Filmen“, sagt er. Also an eine humorlose, unangenehme Person, die Kinder in Erziehungsanstalten stecken will. Horn wünscht sich dagegen, dass die Behörde als ein „Haus der Chancen“ wahrgenommen wird, als eine Instanz, der man vertrauen kann und die bei Problemen Hilfe bietet. Das Jugendamt soll „offensiv agieren“, sagt Horn, auf die Familien zugehen und zeigen, dass die Möglichkeit, Hilfe zu bekommen, nicht nur in den Behördenstuben an der Kaiserstraße existiert. Es sei diese Herangehensweise, die sich die Verwaltung auch wünsche.

Die Situation, mit der sich die Mitarbeiter des Jugendamtes in Rade beschäftigen müssen, ist durchaus herausfordernd. „Für eine Stadt dieser Größe gibt es eine große Zahl an Fällen, die wir bearbeiten“, ist Horns Eindruck nach den ersten drei Wochen.

Was sich abzeichne, sagt der neue Amtsleiter, sei beispielsweise, dass die Zahl der Pflegeeltern erhöht werden müsse. Ein Präventionskonzept, das verhindern soll, dass in Familien Situationen aus dem Ruder laufen, steht auf Horns „To-do-Liste“, was nicht heißt, dass auf diesem Gebiet nicht schon Gutes geleistet werde. „Es gibt bereits ein ,Begrüßungspaket’ für junge Eltern, das ihnen beispielsweise Kontakte vermittelt, die wichtig werden könnten.“ Darum kümmere sich die „Herbstmühle“, die psychologische Beratungsstelle in Wipperfürth.

Eine Idee, die sich in Remscheid bewährt habe, sei das Konzept der Betreuungshelfer. Jugendlichen, die Probleme haben, wird dabei eine Art Mentor oder Mentorin zugeteilt, oft eine erfahrene pädagogische Kraft, die als Ansprechpartner und Förderer in Erscheinung tritt. Ein weiterer Punkt, der ihm in Radevormwald bereits aufgefallen ist: „Es müssten mehr Freizeitangebote für Jugendliche entstehen.“

 Eine lebendige Jugendarbeit gibt es freilich nicht zum Nulltarif, weiß Peter Horn. „Langfristig lohnt es sich jedoch auch ganz konkret für die Stadtfinanzen, wenn man diese Probleme gezielt angeht.“ Denn dann werden oft später keine Kosten im sozialen Bereich fällig.

Präzise rechnen kann der neue Jugendamtsleiter – Peter Horn ist nämlich nicht nur Pädagoge vom Fach, sondern auch gelernter Betriebswirt.

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