Kirchengemeinde in Radevormwald Kirchengemeinde bekommt eine „Ente“

Radevormwald · Ein altes Schätzchen wartet derzeit noch geduldig in einer Garage nahe der evangelischen Kirche Dahlerau. Genau dieses Gefährt soll jetzt wieder flott gemacht werden – und in der Kirchengemeinde auch eingesetzt werden.

 Pfarrer Albrecht Keller mit den Töchtern Henriette (l.) und Marei sowie der Ente,die spätestens im Frühjahr 2020 wieder groß rauskommen soll.

Pfarrer Albrecht Keller mit den Töchtern Henriette (l.) und Marei sowie der Ente,die spätestens im Frühjahr 2020 wieder groß rauskommen soll.

Foto: Sigrid Augst-Hedderich

Ran an die Schweißgeräte, Schraubendreher und Zangen: Pfarrer Albrecht Keller wirbt für ein Projekt, das sicher seines Gleichen sucht. Aber zuvor wird er von seinen Töchtern Marei (7) und Henriette (5) gebremst. „Ich würde gerne jetzt gleich schon einen Eimer Wasser über die Ente schütten und sie kräftig putzen“, sagt Marei. Ihre kleine Schwester stimmt ihr zu, auch sie verspürt große Lust, das mit Staub überzogene Gefährt möglichst wieder reinzuwaschen. Der Vater bremst die Mädchen und lacht: „Erst muss noch ganz viel an der Ente gearbeitet werden. Später dürft ihr dann bei der Reinigung helfen.“

Man muss kein Automechaniker sein, um gleich zu sehen, dass hier eine Menge Arbeit wartet. Die 2CV6 Ente dämmert schon eine Weile so vor sich hin. Viele Jahre stand sie in einer Scheune, bevor sich Albrecht Keller ihrer vor 15 Jahre annahm. „Ich musste sie einfach erwerben. Ich bin Wiederholungstäter und fahre jeden Sommer in meiner blauen Ente herum“, erzählt er. Besonders die Kinder lieben diese Ausflüge mit Enten, aber auch die etwas älteren Liebhaber dieser Fahrzeuge. Mit Freunden habe er schon drei Enten wieder auf die Straße verholfen: Und er ist auch der Meinung, dass das aktuelle schwarz-dunkelrote Exemplar schon bald als Schmuckkästchen unterwegs sein sollte.

Was da alles an Arbeit bewerkstelligt werden muss, ist schon abzusehen. Ein neues Chassis (also Fahrgestell) muss eingebaut werden. „Das ist eine bekannte Schwachstelle bei Enten. Die rosten leider schnell“, sagt Keller. Um Ersatzteile muss er sich nicht sorgen. Diese sind noch leicht einzukaufen und die Enten so konstruiert, dass jederzeit Neuteile in die Oldies eingebaut werden können. „Das System ist eigentlich simpel. Der Zusammenbau ist kinderleicht“, meint der Pfarrer. Nur er könne nicht wirklich gut schweißen, und dieser Arbeitsgang sei unerlässlich. Danach könnten der Motor und alles weitere Schritt für Schritt eingebaut werden.

„Diese Ente bin ich nach dem Kauf auch noch eine kurze Zeit gefahren, denn sie hatte noch etwas Rest-TÜV. Es war ein Vergnügen“, erinnert sich der Pfarrer. Jetzt hofft er auf einige Mitstreiter, die wie er, gerne einmal schrauben und sich mit Freude so richtig schmutzig machen. Erste Inaugenscheinnahmen habe es bereits gegeben. Anfang Juli kamen zögerlich Mitglieder beider Pfarrgemeinden Dahlerau und Remlingrade, um das „Tierchen“ zu bestaunen. Pfarrer Keller wirbt derzeit noch für eine rege Teilnahme, das alte Auto technisch wie auch optisch zu neuem Glanz zu verhelfen. „Bei dieses Arbeiten darf ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen. Man kommt ins Gespräch, und neue Kontakte können geknüpft werden“, so die Überlegung des Autobesitzers.

Die fleißigen Helfer, Männer, „Ölfrauen“ und natürlich auch Kinder, dürfen dann später mit der 28-PS-starken Charleston-Ente durchs Bergische knattern. „Wir haben dann so etwas wie eine Gemeinde-Ente“ sagt der Pfarrer und lacht.

Ort der Restaurierungsarbeiten wie auch der spätere Standort soll in Remlingrade sein. „In der Kirche Remlingrade heiraten gerne Paare. Da könnten wir doch ganz nebenbei ihnen auch die Ente als Brautwagen vermieten“, erklärt Keller seinen Plan.

Bis dahin steht aber noch viel Fleißarbeit an. Nach den Sommerferien soll es schon losgehen. Einen ersten Termin will Keller noch rechtzeitig bekannt gegeben.

Wenn alles gut läuft, wird dann im kommenden Frühjahr die Brautwagen-Ente unterwegs sein. Zuvor aber wird sie dann noch von den Schwestern Marei und Henriette geputzt – versprochen!

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