Meik Schirpenbach schreibt zweiten Offenen Brief Pfarrer kritisiert erneut die Kirche

Grevenbroich · Nachdem er im November mit einem Offenen Brief überregional für Aufsehen sorgte, hat sich Meik Schirpenbach nun erneut kritisch mit der katholischen Kirche auseinandergesetzt. Am Freitag veröffentlichte er einen 48 Punkte umfassenden Text unter dem Titel „Fragen eines Landpfarrers“. Darin äußert sich der Priester unter anderem zum Missbrauchsskandal, zu Kirchenaustritten, Reformen und mehr Rechten für Frauen.

 Pfarrer Meik Schirpenbach hat sich erneut zu Wort gemeldet.

Pfarrer Meik Schirpenbach hat sich erneut zu Wort gemeldet.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Der Missbrauchsskandal habe „weltweit die moralische, aber auch die geistliche Glaubwürdigkeit unserer Kirche zerstört“, schreibt Schirpenbach und fragt: „Hat er sich nicht längst in ihre Strukturen und ihr Wesen hinein gefressen?“ Der Priester spricht sich gleichzeitig für mehr Demut aus, „die es nicht mehr wagt, Menschen moralische Vorschriften zu machen, die auch in Kirchenleitung und Klerus nicht eingehalten werden können“. Zu dem Vorwurf, eine gnadenlose Gesellschaft hacke auf der Kirche herum, fragt er: „Passiert das nicht deshalb, weil wir selbst als gnadenlos hingenommen werden, etwa im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen?“

Weiter schreibt der Pfarrer: „Manche fragen mich: ,Warum bleibst Du dabei und unterstützt Du ein System, das Missbrauch vertuscht hat, das Frauen diskriminiert und Menschen klein hält?’. Ja, für diese Dinge schäme ich mich. Dennoch: Ich bin nicht Priester geworden aus Liebe zu einem System, sondern weil ich mich durch Jesus Christus gerufen und vom Evangelium angesteckt fühlte.“

Noch gebe es keinen weltkirchlichen Konsens bei vielen drängenden Reformfragen, schreibt Meik Schirpenbach. Gleichzeitig plädiert er dafür, Gegensätze auszuhalten. „Könnte das nicht bedeuten, dass es in der einen Kirche in verschiedenen Ländern oder Weltgegenden verschiedene Praktiken im Hinblick auf Reformthemen geben kann?“

Angesichts des Missbrauchsskandals, der die Kirche in ihrer Substanz erschüttert habe, fragt Meik Schirpenbach weiter: „Braucht es deshalb jetzt nicht ein starkes substanzielles Zeichen, das den Willen zu einer Erneuerung glaubhaft deutlich macht? Wie wäre es, wenn wir in weltkirchlicher Weite die Erfahrungen der orthodoxen Kirchen aufgreifen, und auch verheiratete Männer zu Priestern weihen, sowie Menschen, deren Ehe gescheitert ist, um ihres Heiles willen eine kirchliche Wiederheirat ermöglichen?“

Als einer der ersten Geistlichen im Erzbistum Köln hatte Schirpenbach im Herbst die Aufbereitung des Missbrauchsskandals kritisiert. Seitdem hätten sich die Fragen weiter zugespitzt, schreibt er. In den Gemeinden herrsche der Eindruck, „dass sich in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals kaum etwas tut“. Der Priester berichtet von Trauer, Scham, Wut und Resignation.

(wilp )
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