Stadt macht auf Nachteile aufmerksam Schlechte Chancen für Flüsterasphalt in Neuss

Neuss · Die Stadt sollte nach einem Ratsbeschluss einen Einsatz des „Spezial-Belags“ prüfen. Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig, es gibt mehr Nach- als Vorteile.

 Seine Wirkung entfaltet Flüsterasphalt erst bei Geschwindigkeiten von über 60 Kilometern pro Stunde. (Symbolfoto)

Seine Wirkung entfaltet Flüsterasphalt erst bei Geschwindigkeiten von über 60 Kilometern pro Stunde. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Er ist offenporig, besonders leise – hat aber offenbar eine ganze Reihe an Nachteilen. Auf Antrag der Kooperation „Rot-Grün Plus“ war die Stadt in der Ratssitzung Ende vergangenen Jahres beauftragt worden, den Einsatz des sogenannten Flüsterasphalts in Neuss zu prüfen. Die Verwaltung, so geht aus einer Mitteilung für den kommenden Bauausschuss hervor, äußert jedoch Bedenken in Bezug auf den „Spezial-Belag“.

Flüsterasphalt erreiche im Neuzustand zwar theoretische Pegelminderungen von bis zu fünf Dezibel. Seine Wirkung entfalte er jedoch erst bei Geschwindigkeiten von über 60 Kilometern pro Stunde (Lkw). Nachteile seien zudem die geringere Haltbarkeit (circa sechs bis acht Jahre) und ein allmähliches Zusetzen der Poren durch Reifenabrieb und Verunreinigungen, was die Lärmminderungswirkung mit der Zeit schmälere. Bei hohen Schub- und Scherkräften (zum Beispiel beim Abbiegen oder Bremsen von Lkw in Kreuzungen und Kreisverkehren) werde der Belag sehr schnell schadhaft. Wegen der Wasserdurchlässigkeit der oberen Asphaltdeckschichten müsse die Straßenentwässerung sehr aufwendig hergestellt werden. „Da dieser Belag nur großflächig eingebaut werden kann, ist er nur in Straßenzügen möglich, in denen örtliche Aufgrabungen (wegen der Leitungsinfrastruktur unter der Straße) ausgeschlossen sind“, schreibt das Tiefbaumanagement.

Auch der Winterdienst auf offenporigen Asphalten sei besonders zu bewerten. Wegen der verstärkten Auskühlung sowie der nur bedingt möglichen Speicherung von Salz an der Oberfläche seien in der Regel die 1,5- bis -zweifachen Streudichten im Vergleich zu dichten Belägen erforderlich. Der Einsatz von Streusalz bei offenporigen Asphalten sei darüber hinaus problematisch, da durch das Streusalz die Alterung des Asphaltes beschleunigt werde. Dies führe dazu, dass die ohnehin geringe Haltbarkeit von offenporigen Asphalten weiter vermindert werde. Innerhalb bebauter Gebiete scheide der Einbau von Flüsterasphalt daher in der Regel aus.

Die Stadt führt in ihrer Mitteilung unter anderem auch ein Beispiel aus der Stadt Ratingen an. Dort war in einem Neubaugebiet Flüsterasphalt eingebaut worden. Dieser habe bereits nach sieben Jahren deutliche Rissbildungen aufgezeigt. In Düsseldorf wurde unter anderem der Kennedydamm mit Flüsterasphalt ausgebaut, auch dort seien die Erfahrungswerte schlecht. Kommunen wie Kaarst und Korschenbroich haben bisher keinen Flüsterasphalt eingebaut.

Eine generelle Regelung zum Schutz vor Straßenverkehrslärm gibt es in Deutschland nicht. Nur beim Neubau oder einer wesentlichen Änderung einer Straße sind zum Lärmschutz Immissionsgrenzwerte festgelegt.

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