Abenteurer Reinhold Korte Der Indiana Jones aus Neuss

Neuss · Seit rund 50 Jahren ist Reinhold Korte hauptberuflich Abenteurer. Vor seinem Umzug nach Neuss lebte er in einer Waldhütte in Hagen. Am 6. März gibt er in der Trafostation Einblicke in sein bewegtes Leben.

 Die Pfeife ist sein Markenzeichen, zudem steht Reinhold Korte auf Whisky, Rotwein und irische Musik.

Die Pfeife ist sein Markenzeichen, zudem steht Reinhold Korte auf Whisky, Rotwein und irische Musik.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Wenn Reinhold Korte aus seinem Leben erzählt, dann klingen viele Geschichten wie aus einem Indiana-Jones-Film: Kanu-Touren durch den Regenwald, Schießerei auf einem verwahrlosten Campingplatz in Sambia, Lkw-Touren durch die brütende Wüstenhitze. In seinem Kopf, der oft von weißem Pfeifenrauch umhüllt wird, schlummern viele dieser Erinnerungen.

Wenn es um ihn selbst geht, ist der 73-Jährige bescheiden: „Außer Lkw und Kanu fahren, Pfeife rauchen und Rotwein trinken kann ich eigentlich nichts“, sagt er. So habe er nach der Schul- und Bundeswehrzeit sofort mit dem Reisen begonnen. Bei sich hatte er nur seinen Rucksack und Fernweh. „Einen wirklichen Beruf habe ich nie erlernt“, sagt Korte. Doch wenn man so möchte, dann ist das Reisen sein Job und die Welt sein Büro. Zog er als junger Mann noch alleine um die Kontinente, begann er Anfang der 80er Jahre, sein eigenes kleines Geschäftsmodell zu entwickeln. Korte kaufte ausrangierte Lkw von der Bundeswehr und bot anderen Globetrottern abenteuerliche Touren nach Südafrika an – entweder von Kairo aus oder von Algier. Danach verkaufte der heutige Neusser die Lkw gewinnbringend weiter – zum Beispiel an deutsche Farmer.

„Geld hat mir immer nur indirekt etwas bedeutet“, sagt der Abenteurer. Bevor er seine Frau Margret kennenlernte und zu ihr nach Neuss zog, lebte er in einer kleinen Waldhütte in der Nähe von Hagen. Doch nach der Hochzeit – den Heiratsantrag machte er stilecht am Lagerfeuer im australischen Nirgendwo – musste eine finanzielle Basis her. Darum gründeten er und seine Frau die „Kanu-Korte-Reisewelt“, wo sie Touren in Deutschland, Irland, Nordkanada und Australien anboten. Ihre beiden Söhne sind heute 24 und 26 Jahre alt und ebenfalls mit dem Reisefieber infiziert.

Wer das Abenteuer sucht, dem ist die Gefahr ein stetiger Begleiter. Eine mögliche Gefängnisstrafe, weil er gerne mal die Grenze Ägypten-Sudan illegal durch die Wüste passierte, kommentiert Korte lachend mit: „Das hätte mächtig Ärger geben können.“ Eine brenzlige Situation ist dem 73-Jährigen aber besonders in Erinnerung geblieben: Ein verlassener Campingplatz im Sudan, Banditen fesseln und knebeln den Platzwächter. Diesem gelingt es, sich zu befreien, woraufhin die Räuber das Feuer eröffnen. Mitten im Schusswechsel befindet sich der Wohnwagen von Reinhold Korte. Wenig später gibt es „Entwarnung“ von der Polizei: Alle Räuber sind tot!

Vor allem in Anbetracht solcher Erlebnisse ist die Frage nach dem Warum nicht weit. Wer mit Reinhold Korte spricht, der merkt jedoch, dass er sich über diese Frage gar keine Gedanken macht. „Es gibt eben Menschen, in denen der uralte Wandertrieb noch erhalten geblieben ist – zu denen gehöre ich“, sagt der mehrfache Buchautor. Vor allem bei Kindern sei die Neugier, das sorgenfreie Einstürzen ins Unbekannte noch zu beobachten. Bei den meisten gehe das im Laufe der Jahre verloren.

Verloren ging auch das Interesse vieler Menschen an seinen Kanu-Touren. „So etwas passt nicht mehr in den Zeitgeist. Heute ist Abenteuer mit Komfort gefragt“, sagt er. Das hält ihn aber nicht vom Reisen ab, die nächste Tour ist schon in Planung. Von Neuss bis in die Mongolei will er mit seiner Margret fahren: „Wir brauchen nur noch ein stabiles Wohnmobil.“

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