Europatag in Neuss Wie Schüler über Europa denken

Neuss · Am sogenannten Europatag haben junge Menschen in Neuss am Donnerstag mit Vertretern aus Politik und Verbänden darüber diskutiert, wie sie sich in Europa einbringen können.

 Bei der Podiumsdiskussion (v.l.): Martin Flasche, Hans-Jürgen Petrauschke, Pia Schulte, Uwe Bröking, Judith Schilling, Peter Wahl und Birgit Kolkmann.

Bei der Podiumsdiskussion (v.l.): Martin Flasche, Hans-Jürgen Petrauschke, Pia Schulte, Uwe Bröking, Judith Schilling, Peter Wahl und Birgit Kolkmann.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Was bewegt junge Menschen in Europa? Bei den Protesten der „Fridays for Future“-Bewegung scheint die Antwort klar: die Zukunft! Themen wie Umweltschutz, Urheberrecht und offene Grenzen sind in diesem Zusammenhang aktueller denn je. Welche Erwartungen junge Menschen an Europa haben und wie sie ihre Interessen einbringen können, darum ging es beim Europatag am Donnerstag.

Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, eröffnete die Veranstaltung. Die Vorteile der EU seien für viele, gerade junge Leute, die keine andere Zeit kennen, eine Selbstverständlichkeit. Das gelte aber nicht weltweit, erinnerte Petrauschke. Martin Flasche, Gruppenleiter Europäische Union, denkt an den Nutzen durch EU-Richtlinien für Lebensmittelsicherheit oder den Euro als Währung. Und auch Peter Wahl, Landesvorsitzender der Europa-Union, erinnert sich an eine Zeit vor der EU, als hinter Landesgrenzen die Preisunterschiede von Artikeln so deutlich waren, dass reges Schmuggeln betrieben wurde.

Die EU habe schon vieles erreicht, sie müsse aber weiterhin kritisch betrachtet werden, so Pia Schulte, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Europäischen Föderalisten. Die jungen Menschen würden eine zukunftsgestaltende Rolle einnehmen, bestätigte Judith Schilling, stellvertretende Leiterin der Regionalen Vertretung der Europäischen Kommission.

Und auch die Jugendlichen hatten viele Fragen. Dabei interessierte die Schüler ganz Grundlegendes: Was wäre, wenn Europa zerbricht? Was halten Sie vom AfD-Wahlspruch „Freiheit oder Europa?“ Wie kritikbereit ist die EU? Warum wird weiterhin Glyphosat eingesetzt? – um nur einige zu nennen. Und auch das Gefühl, nicht gehört zu werden und dass sich nichts ändere, wurde thematisiert, reflektiert und besprochen. Mehr Jugendliche auf solchen Diskussionsbühnen forderte Schulte. Bröking gab zu bedenken, dass sich Dinge schon ändern würden, man dabei allerdings Geduld haben müsse.

Ein weiteres Thema fand besondere Brisanz: die Urheberrechtsreform um Artikel 13 und die umstrittenen Upload-Filter. Insbesondere wurde von den Jugendlichen bemängelt, dass obwohl es so viele Proteste gab, diese Reform trotzdem durchgesetzt wurde. Bei dieser Thematik bemängelte Moderatorin Birgit Kolkmann, Redakteurin beim WDR, heftige Informationsdefizite. Die Jugendlichen würden von Multimillionen-Unternehmen wie Facebook und Co. für ihre Interessen benutzt, so Kolkmann, generell und in den Schulen müsse da besser informiert werden. Alleine für dieses Thema wäre eine Informationsveranstaltung nötig gewesen. Es werde ein künstlicher Generationenkonflikt erzeugt. Insgesamt sei sie aber vom Engagement und der Resonanz der Jugendlichen positiv überrascht.

Und einen Appell gibt es von jedem Redner: Geht wählen! „Egal, was du wählst, wähle Europa“, betonte Uwe Bröking, Städtekoordinator bei Pulse of Europe.

Im Anschluss fand die Preisverleihung im Rahmen des Europawettbewerbs statt. Ausgeschrieben wurde er für alle weiterführenden Schulen im Rhein-Kreis. Den ersten Platz belegte die Klasse 8d des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden.

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