Schüler-Diskussion im Neusser Ratssaal Wie steht’s ums Klima, Herr Bürgermeister?

Neuss · Gut einen Monat nach der „Fridays for Future“-Demo in der Innenstadt empfing Bürgermeister Breuer jetzt 50 Schüler zum großen Klima-Talk im Ratssaal. Dabei nannten die jungen Neusser konkrete Verbesserungswünsche.

 Rund drei Stunden nahm sich die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Reiner Breuer (am Mikrofon) für die Schüler Zeit.

Rund drei Stunden nahm sich die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Reiner Breuer (am Mikrofon) für die Schüler Zeit.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Vor einigen Wochen hatten Bürgermeister Reiner Breuer und Umweltdezernent Matthias Welpmann bei einer Freitagsdemonstration für den Klimaschutz engagierter Schüler – „Fridays for Future“ – auf dem Markt gesprochen. Breuer hatte dabei die Demonstranten spontan zu einem „Klima-Diskurs“ mit der Stadtverwaltung eingeladen.

Einen Monat später fand nun im Ratssaal dieser Gedankenaustausch statt, zu dem neben Ratsmitgliedern gut 50 Schüler, vorwiegend der Oberstufen aus Neusser Gymnasien und Gesamtschulen, erschienen waren. „Seid Ihr immer so pünktlich?“, fragte Breuer, als er auf die Minute genau die Sitzung eröffnete. Neben ihm war die Verwaltung stark vertreten, mit dem Beigeordneten Matthias Welpmann an der Spitze und allen Mitarbeitern seines Teams, die mit Klima, Umwelt oder Stadtgrün zu tun haben.

Der Neusser Umweltchef stellte zunächst das integrierte Klimaschutzkonzept vor, das der Rat der Stadt Neuss 2014 beschlossen hatte. Hauptanliegen: Bis zum Jahr 2030 den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um 25 Prozent zu senken. Konkrete Maßnahmen, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll, nannte er auch: Unter anderem die Elektrifizierung des Betriebsfuhrparks, die Förderung des Radverkehrs, Hitze- und Starkregenvorsorge. Seine Zusammenfassung: „Wandel findet statt – auch in Neuss!“

Die Schüler applaudierten für den Vortrag. Dann kamen aber sie zum Zuge. Moderator Achim Schmitz-Forte (WDR) lud zuerst zu einem Experiment ein: Neuss im Jahre 2046. „Wohin wollen wir?“ Drei Schüler zeichneten ein düsteres Szenario. Einziger Hoffnungspunkt: Neuss am Rhein steht für ein gelungenes Klimaschutzkonzept, was bedeutet: Keine Autos mehr in der Innenstadt, große Fahrrad- und Fußgängerwege mit wenig Blockaden (etwa Ampeln), die Stadt ist sehr grün, eine engagierte Gemeinschaft gestaltet das städtische Leben mit dem Ergebnis: „Es ist angenehm, in Neuss zu leben!“ Der Moderator fragte: „Was soll die Stadt Neuss ab nächster Woche machen?“ Konkrete Forderungen betrafen verbesserte und geschickt vernetzte Radwege und die Förderung einer nachhaltigen Mobilität.

Schülerfrage: „Was unternehmen Firmen, um ihren Mitarbeitern alternative Mobilität zu bieten?“ Darauf konnte Ekkehard Boden, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss, nur für sein Unternehmen sprechen: „Die Stadtwerke haben ihren Mitarbeitern mehr als 100 E-Bikes zur Verfügung gestellt.“ Auf die Nachfrage nach einem Masterplan „Radfahren“ musste Welpmann passen. Kritik am öffentlichen Nahverkehr hinsichtlich Angebot, kompliziertem Ticket-System und vor allem „viel zu teuer“ begegnete Breuer mit Zustimmung: „Das muss sich ändern. Notfalls übernehmen wir in Neuss eine Vorreiterrolle!“ Der Bürgermeister, der auch betonte, dass die Klimaschutzstelle der Stadt bereits jetzt für jeden Bürger Ansprechpartner ist, lud die Schülervertretungen ein, die Diskussion noch in diesem Jahr fortzusetzen, etwa in einem „Klimacamp“ aller Schulen. Der Vorschlag fand uneingeschränkte Zustimmung. Nelly-Sachs-Schülerin Lena Joy Gitzinger (17) nahm ihr persönliches Fazit mit: „Es war wertvoll zu erfahren, was Neuss schon leistet, und dass wir nicht bei Null beginnen. Ich denke aber auch, dass wir noch sehr viel mehr tun müssen.“

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