Serie Silicon Moers Neue Unternehmenskultur in der IT-Branche

MOERS · Elektro Kossmann aus Moers erhielt die Auszeichnung „Elmar“, den Oscar für Unternehmen aus der Elektrobranche.

 Geschäftsführer Rainer Kossmann und Thomas Lanislik an einem Tableau für Gebäudesteuerung.

Geschäftsführer Rainer Kossmann und Thomas Lanislik an einem Tableau für Gebäudesteuerung.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Aachen ist eine Hochburg für die Softwareentwicklung, Köln eine für Medien und Düsseldorf eine für Telekommunikation. Zwischen diesen Hochburgen ist der Niederrhein ein Tal der Informationstechnologie, ein Silicon Valley, wie das Tal in Kalifornien zwischen San Francisco und San José heißt, das für Unternehmen wie Apple, IBM und Google steht. Als Bürgermeister Christoph Fleischhauer am 14. Januar 2018 zum Neujahrsempfang einlud, dachte er im Rheinkamper Kulturzentrum laut über ein Silicon Moers nach. Die IT-Unternehmen würden den „Zukunftsmarkt der digitalen Entwicklung“ bedienen.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 16. Januar, lädt er die Moerser IT-Unternehmer zu einem Treffen ins neue Rathaus ein. Neun davon stellt die Rheinische Post in einer neuen Serie „Silicon Valley Moers“ vor, die heute beginnt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der neuen Unternehmenskultur, die im „Silziumtal“ wächst, wie sich Silicon Valley übersetzen lässt, weil Silizium ein zentraler Rohstoff der Halbleiterindustrie ist. IT-Unternehmen etablieren einen neuen Umgang mit ihren Mitarbeitern.

Sie bieten ihnen zum Beispiel flexiblere Arbeitszeiten an, beteiligen sie am Gewinn, flachen Hierarchien ab, fördern gemeinschaftliche Projekte oder unterstützen sie beim Sport während und nach der Arbeit, um sie langfristig zu binden. Oft verwirklichen sie damit Ideale, die Geschäftsführer wie Mitarbeiter haben. „Arbeiten ist nicht mehr alles im Leben der Mitarbeiter“, stellt Rainer Kossmann, 50, Geschäftsführer der Elektro Kossmann GmbH & Co. KG fest. Die IT-Unternehmen verändern damit auch die Unternehmenskultur anderer Unternehmen, wie sie mit der Digitalisierung die ganze Welt verändern. Elmar klingt ein wenig wie Oscar, weil der Preis eine besondere Auszeichnung ist, allerdings nicht für Schauspieler, Regisseure und Filmkomponisten, sondern für Unternehmen aus der Elektrobranche. Am 13. Dezember konnten Thomas Lanisnik und Rainer Kossmann den bundesweiten Preis auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn entgegennehmen – in den Räumen des einstigen Bundesgästehauses. „Wir haben den Elmar 2018 in der Kategorie von 11 bis 30 Mitarbeiter gewonnen“, freuen sich die beiden Geschäftsführer der Elektro Kossmann GmbH & Co. KG. „Meistens gewinnen Unternehmen aus Bayern und Baden-Württemberg diesen ersten Platz. In den letzten Jahren hat kein Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen einen ersten Platz gewonnen.“

Doch diesmal ging der Preis an den Niederrhein und nicht in die Metropolregionen Nürnberg und München sowie Stuttgart und Mannheim-Heidelberg, die gleichzeitig Hochburgen der IT-Branche sind, um mit ihren Ideen handwerkliche Betriebe zu beeinflussen. Der Preis wird von den großen Markenherstellern der Elektrobranche vergeben, zum Beispiel von ABB, Busch-Jäger oder Stiebel Eltron, wobei vor allem der Umgang mit den Mitarbeitern bewertet wird. Dieser ist bei der Elektro Kossmann anders als bei vielen Handwerksbetrieben. Hier arbeiten auch Frauen im Team. „Bei uns arbeiten zwei Elektronikerinnen, außerdem eine Auszubildende“, berichtet Thomas Lanisnik (49). „Das war 2016 ein Grund, an der Thomas-Edison-Straße im Gewerbegebiet Genend neu zu bauen. Hier haben wir Sozialräume fürs weibliche und fürs männliche Personal.“ Elektro Kossmann schenkt den 28 Mitarbeitern Gesundheitsgutscheine, mit denen sie beim Physiotherapeuten Roland Wulf in Kapellen für den Erhalt ihrer Gesundheit trainieren können. „Arbeiten ist nicht mehr alles im Leben der Mitarbeiter“, stellt Kossmann (50) fest. „Wir haben den Mitarbeitern ein Mehr zu bieten. Nur motivierte Mitarbeiter arbeiten gut.“ Um seine Mitarbeiter zu motivieren und zu binden, beteiligt sie ihre Mitarbeiter außerdem am Gewinn. Hinzu kommt die Arbeit, die die Mitarbeiter interessant finden.

Sie planen, installieren, programmieren und warten vor allem ganzheitliche Smart-Home-Lösungen. „Bei uns läuft die Steuerung der Heizung, der Raumtemperatur, der Fenster, des Lichtes oder der Musik über ein System, nicht über verschiedene parallele Systeme“, erläutert Thomas Lanisnik. „Wir arbeiten ausschließlich mit dem Hersteller Busch-Jäger/ABB zusammen, dessen Programme wir für jedes Gebäude anpassen.“ So arbeiten die Mitarbeiter gerne im Unternehmen und sind zufrieden, wie sie vor eineinhalb Jahren in einer anonymen Befragung der Akademie Zukunft Handwerk zeigten. So erhielt es die Auszeichnung zum 1a Arbeitgeber, die nur vom Gewinn des Elmar Markenpreises 2018 in Gold übertroffen wurde. „Wir lassen uns auch von unseren Kunden bewerten, die wir vor allem im Dreieck Mönchengladbach, Düsseldorf und Kleve bedienen“, berichtet Rainer Kossmann.

„Wir schneiden immer gut ab, wenn sie Installation und Service bewerten. Das kommunizieren wir in den Zeitungen und den Sozialen Netzwerken. Das ist für uns eine gute Werbung. So haben wir bislang keine Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Wir haben zwei pro Jahr, also insgesamt acht, weil bei uns die Ausbildung dreieinhalb Jahre dauert. Wir übernehmen sie alle.“

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