Händler in Dormagen berichten Lieferengpässe bei Elektrogeräten

Dormagen · Wer einen Kühlschrank, einen Backofen oder eine Geschirrspülmaschine kaufen möchte, braucht mitunter Geduld. Dormagener Händler über die Gründe dafür.

 Victor Dittmann in seinem Küchenstudio „Akurat“ in Dormagen. Auch Geräte wie Kochfelder und Öfen sind von den Lieferschwierigkeiten betroffen.

Victor Dittmann in seinem Küchenstudio „Akurat“ in Dormagen. Auch Geräte wie Kochfelder und Öfen sind von den Lieferschwierigkeiten betroffen.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Schick sieht sie aus, die neue Einbauküche der Familie aus Stürzelberg. Lange wurde sie geplant, der Raum umgebaut und renoviert, bis die Traumküche in weiß und grau im September einziehen konnte. Alles funktioniert wunderbar, doch hinter der Tür des Schranks, in dem sich der Kühlschrank verbergen soll, herrscht noch gähnende Leere. Der Grund: Lieferschwierigkeiten. „Man hat uns mitgeteilt, dass der Kühlschrank voraussichtlich nicht vor Ostern geliefert werden kann“, so die Stürzelbergerin (Name der Redaktion bekannt). Die Familie bleibt aber gelassen. „Wir haben zum Glück noch einen Kühlschrank in der angrenzenden Garage, den wir nutzen“, erzählt sie. „Für uns bedeutet das lediglich, einen Raum weiter gehen zu müssen – das ist zwar manchmal etwas lästig, stellt aber natürlich kein großes Problem dar.“

Wer im Moment Haushaltsgeräte bestellt, muss sich unter Umständen eine ganze Weile gedulden. Betroffen sind Einbaugeräte wie Kühl- und Gefrierschränke, aber auch Geschirrspülmaschinen, Backöfen oder Mikrowellen. Es gebe mehrere Gründe für die Lieferschwierigkeiten, die die gesamte Branche betreffen, wie Victor Dittmann, einer der Geschäftsführer von „Akurat Küchen“ in Dormagen, erklärt. „Während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage erheblich gestiegen, gleichzeitig konnte aber weniger produziert werden.“ Auch die tagelange Blockade im Suezkanal, die ein Containerschiff im März verursacht hatte, habe weitreichende Folgen was die Lieferzeiten angeht. Ein weiterer Knackpunkt: Die Halbleiter-Chips, die in vielen Elektrogeräten verbaut werden, seien im Moment Mangelware. Für die Herstellung dieser Chips brauche man Silizium – das steht eigentlich in Massen zur Verfügung, weil es sich im Sand befindet. Um es herauszufiltern, müsse der Sand aber auf zweitausend Grad erhitzt werden, was in Europa wegen zu schlechter CO₂-Bilanz aber nicht gemacht werde. So sei man auf die Produktion aus China angewiesen. Doch auch China will seine CO₂-Bilanz verbessern und produziert weniger. „Das ist meiner Meinung nach ein großer Teil des Problems, dass so viel nach China abgegeben wurde“, meint Martin Strauch, Filialleiter von Elektro Holzleitner in Dormagen. Auch er muss häufig Kunden vertrösten, die auf Markengeräte warten. „Vor allem die Einbaugeräte bei den Kühl- und Gefrierschränken haben Lieferzeiten von etwa einem halbem Jahr, bei Geschirrspülern ist es ähnlich“, erzählt er. Die Mikrochips würden auf dem Markt tagesaktuell gehandelt „und die Hersteller haben keine Chance gegen die Automobilindustrie, die viel höhere Preise zahlen können“.

Mit Preissteigerungen sei im nächsten Jahr definitiv zu rechnen, ist Victor Dittmann überzeugt. Die Preise für Transporte seien enorm gestiegen, die Kosten lägen bisher meist bei den Herstellern und Lieferanten. Auf Dauer sei das nicht möglich. „Die Kosten müssen gerecht verteilt werden, das werden auch Verkäufer und Kunden zu spüren bekommen.“

Auch wenn sich Kunden auf längere Lieferzeiten und höhere Preise einstellen müssen, so ist die gute Nachricht, dass es (fast) immer Alternativen gibt. Wenn das Wunschgerät nicht lieferbar ist, so hilft Akurat seinen Kunden beispielsweise mit Leihgeräten aus, um die Zeit zu überbrücken. „Da versuchen wir, so gut wie möglich zu helfen, damit Kunden nicht zu lange warten müssen“, so Dittmann.

Auch bei Elektro Holzleitner ist man bemüht, Alternativen zu finden. „Wir haben genügend Geräte auf Lager, damit niemand ohne Kühlschrank oder Waschmaschine sein muss“, erklärt Martin Strauch. Wenn es ein ganz bestimmtes Gerät sein solle, müsse man unter Umständen warten. „Die Kunden sind da alle sehr verständnisvoll und wissen um die Lage“, sagt Strauch. „Das ist sehr schön, denn wir können auch nicht viel ändern.“ Selbst wenn jetzt alles reibungslos liefe, könne die Produktion bei der Nachfrage kaum hinterherkommen. „Die Hersteller gehen davon aus, dass sich die Lage frühestens ab Mitte nächsten Jahres etwas entspannt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort