Gewerbegebiet an der Stadtgrenze zu Wuppertal „Echtes Abbild der Solinger Wirtschaft“

Solingen · Am Piepersberg nahe der Autobahn 46 werden gerade die letzten Gebäude fertiggestellt. Damit ist das Gräfrather Gewerbegebiet ausgereizt. In Fürkeltrath I gibt es noch rund 18.000 Quadratmeter.

 Das Gewerbegebiet Piepersberg in Gräfrath.

Das Gewerbegebiet Piepersberg in Gräfrath.

Foto: Peter Meuter

2004 wäre es beinahe so weit gewesen. Damals präsentierte Oberbürgermeister Franz Haug das erste Unternehmen, das im neuen Gewerbegebiet Piepersberg bauen wollte. Dann zerschlug sich der Umzug der Merscheider Firma Dursol. Statt ihrer kamen andere: Im Februar 2008 legte der Gräfrather Gestellbau-Spezialist Artimax als Erster den Grundstein für ein Zweigwerk. Chef Alfred Marx freute sich; die Wirtschaftsförderung gratulierte mit einer 50 mal 40 Zentimeter großen Torte mit dem Lageplan des Grundstücks: „Schneiden Sie sich das beste Stück am Piepersberg heraus.“

Zu dem Zeitpunkt war gut ein Zehntel des rund 220.000 Quadratmeter großen Gewerbegebiets verkauft. 14 Jahre später sind nicht nur alle Torten gegessen, auch die letzten Quadratmeter werden genutzt. Balkenhol: „Selbst item hat zügig noch eine Erweiterung gebaut.“ Nur im südlichen Teil des „Businessparks“ steht noch ein Kran. Dort schließt sich der Kreis – wieder mit Artimax. Wie Nifco KTS, Experte für Kunststoff-Teile in Fahrzeugen, vergrößert auch der Gestellbauer noch einmal seine Produktionsflächen.

„Piepersberg war enorm wichtig für die Solinger Wirtschaft“, bilanziert Frank Balkenhol, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Ohne die Fläche an der Stadtgrenze zu Wuppertal „hätten die Firmen andere Entscheidungen treffen müssen“ – wären also möglicherweise abgewandert. 18 der rund 20 Unternehmen im Gewerbegebiet haben Solinger Wurzeln; aus Wuppertal kam beispielsweise Bong (Briefumschläge, Verpackungen). „Alle Firmen, die dort in ihrem eigenen Gebäude begonnen haben, sind noch da“, erläutert der Wirtschaftsförderer.

 Frank Balkenhol, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung.

Frank Balkenhol, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung.

Foto: Peter Meuter

„Nach unserer letzten Umfrage arbeiten dort mindestens 800 Leute“, berichtet Balkenhol. Bei einem angenommenen jährlichen Bruttogehalt von 40.000 Euro pro Person und Jahr käme eine Lohnsumme von 32 Millionen Euro zusammen. „Das finde ich einen spannenden Aspekt mit Bezug auf die Wirkungszusammenhänge von Gewerbegebietsentwicklungen.“ Größte Arbeitgeber am Piepersberg sind Lutz Blades, Bong und item, aber auch kleinere Firmen fühlen sich in dem Gewerbegebiet wohl.

„Piepersberg ist ein echtes Abbild der Solinger Wirtschaft“, sagt Frank Balkenhol. „Eigentlich war das Gebiet für die New Economy vorgesehen, aber durch die Wirtschaftskrise 2009 hat sich einiges zerschlagen.“ Die Palette der im Businesspark ansässigen Betriebe reicht heute vom Schneidwaren-Unternehmen über Zulieferer der Galvano- und der Automotive-Branche bis zur Handwerksfirma. Und dass am Piepersberg, ursprünglich als Bauschutt-Deponie im Gespräch, das IT-Unternehmen Bechtle zu den ersten Bauherren zählte, erinnert daran, dass auch von einem Gräfrather Silicon Valley geträumt wurde.

Frank Balkenhol, der mit seiner Familie selbst in Gräfrath lebt, schätzt an dem Businesspark auch, dass er „sehr sauber und ordentlich“ wurde und viel Grün aufweist. „Beim nächsten Gewerbegebiet wird die Nachhaltigkeit aber sicher eine noch größere Rolle spielen.“ Bechtle nutzt beispielsweise regenerative Energie. Balkenhol: „Ich hatte aber auch auf kleine Windkraftwerke gehofft.“

Könnte das nächste Gewerbegebiet Piepersberg-West werden? Etwa 40.000 Quadratmeter direkt neben dem Businesspark wären nutzbar. Gut 24.000 Quadratmeter gehören der Wirtschaftsförderung, der Rest teilweise Solingen und Wuppertal. Bisher war das Gebiet nur als Bauplatz für die geplante Multifunktionsarena im Gespräch. Balkenhol: „Es wäre sehr aufwendig, die Fläche direkt am Wohngebiet zu nutzen.“

Was bleibt also? Im Gewerbegebiet Fürkeltrath I sind noch etwa 18.000 Quadratmeter frei. Für Fürkeltrath II gibt es noch kein Bebauungsplanverfahren. „Die Politik hat klar beschlossen, dass es bei Fürkeltrath II nur noch um Flächen geht, die der Wirtschaftsförderung gehören“, erklärt Frank Balkenhol. Das sind zirka 40.000 Quadratmeter. Erste Entwürfe betrafen eine doppelt so große Fläche. Anders als für das Gebiet Fürkeltrath I würden für II auch noch keine Gespräche mit Interessenten geführt.

Außerdem, relativiert der Wirtschaftsförderer, gebe es nicht nur Interesse an Bauplätzen auf der grünen Wiese: „Wir haben auch eine starke innere Nachfrage. Im Moment gibt es viel Bewegung bei Immobilien in der Stadt.“

Balkenhol denkt dabei an das Omega- und Evertz-Areal (Kieserling) in der City, an die Grossmann-Brache in Wald und das Piad-Gelände an der Lehner Straße. Auch die Unternehmen, die ganz zum Piepersberg gezogen sind, haben Immobilien frei gemacht. Die beispielsweise früher von Unger (Reinigungsprodukte) genutzten Flächen im Gewerbegebiet Dycker Feld wurden gerne von der Spedition Dahmen übernommen.

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