Start-up aus Mönchengladbach Die Erfindung der Extrem-Wanderung

Mönchengladbach · Das Mönchengladbacher Start-up Megamarsch organisiert Extrem-Wanderungen über 100 Kilometer und ist damit so erfolgreich, dass die Sportvermarkter-Gruppe Infront zugriff. Ein Musterbeispiel, wie schnell eine Idee erfolgreich werden kann.

Marco Kamischke vor dem Container im Westend.MG, in dem Megamarsch zu Hause ist.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

40 Kilometer ist eine sehr schwierige Marke. Das wissen Marathon-Läufer. Und das wissen Extrem-Wanderer. Der Unterschied ist, dass Marathon-Läufer bei Kilometer 40 das Ziel praktisch vor Augen haben. Wanderer haben da noch nicht einmal die Hälfte ihres Pensums geschafft. Zumindest solche, die zu den Kunden von Marco Kamischke gehören. Sie bezahlen ihm auch noch Geld dafür, dass sie die Strapaze auf sich nehmen, 100 Kilometer in 24 Stunden zu laufen, während Füße und Schienbeine mit Schmerzen gegen jeden weiteren Schritt protestieren. Kamischke hatte diese Idee vor drei Jahren mit seinem besten Freund Frederick Hüpkes. Und wer eine Idee hat und online fit ist, der soll damit einfach mal ins Netz gehen und ausprobieren, ob es funktioniert, findet Marco Kamischke.

Im Fall der beiden jungen Gründer hat es ziemlich gut funktioniert. Sie gründeten die Hundert24 GmbH in Anlehnung an die beiden wichtigsten Zahlen ihres Geschäftsmodells und organisieren seitdem unter dem Markennamen Megamarsch Extrem-Wanderungen besagter Länge. 2016 haben sie mit einem ersten Event begonnen. Inzwischen sind sie für dieses Jahr bei 14 Veranstaltungen mit insgesamt rund 30.000 Teilnehmern angekommen und lassen jetzt auch erstmals in Wien starten. Insgesamt haben sie somit in nicht einmal drei Jahre 53.000 Starter deutschlandweit erreicht. Mehr als 1000 Helfer sind bei den Events dabei. Sie fingen an in Köln, dann kamen Berlin, München, Frankfurt und Hamburg, später auch Sylt dazu. Es gab zwar schon ähnliche Veranstaltungen, aber keine Firma zog dieses Format so konsequent durch wie das Gladbacher Start-up.

Die Anmeldung erfolgt über die Homepage, die Teilnehmer sind für An- und Rückreise selbst verantwortlich, alles andere wird von Megamarsch vor Ort organisiert. „Wir bringen wieder frischen Wind in den Wandertourismus und machen ihn durch den Wettbewerbsgedanken wieder cool“, findet Kamischke. Das alles organisieren sie mit insgesamt 15 Mitarbeitern von ihrem Container im Mönchengladbacher Start-up-Camp „Westend.MG“ aus. Kamischke hat dort einen L-förmigen Container angemietet. Die schnelle Expansion hat jetzt eine der wichtigsten Sportmarketing-Gruppen der Welt überzeugt, die schweizerische Infront-Gruppe. Sie hat 100 Prozent der Anteile übernommen, Kamischke und Hüpkes bleiben aber die Geschäftsführer. „Wir sehen ein enormes Potenzial in ganz Europa und darüber hinaus und freuen uns darauf, das Wachstum von Megamarsch durch unsere umfangreichen Netzwerke, unser langjähriges Know-how und unsere Ressourcen zu beschleunigen“, sagt Hans-Peter Zurbruegg von Infront. Über die finanziellen Rahmenbedingungen haben beide Seiten keine Einzelheiten bekannt gegeben. Klar ist aber, dass Infront mit Megamarsch einiges vorhaben wird. „Infront ist die einzige Sportmarketing-Gruppe, die sich strategisch auf den Bereich Active Lifestyle und Personal & Corporate Fitness konzentriert“, sagt Zurbrueeg im hausinternen Sprech. Und Megamarsch ergänze dieses Portfolio perfekt.

Die beiden Gründer kennen sich von der Fontys Hochschule in Venlo. Hüpkes studierte dort Marketing, Kamischke ist gelernter Veranstaltungskaufmann. Die Idee kam ihnen beiden bei einer Bierlaune im heimischen Niederkrüchten. Anschließend trafen sie sich in einem Café am Sonnenhausplatz bei Heißgetränk und freiem W-Lan und arbeiteten weiter an ihrer Idee. Inzwischen sind sie das leuchtendste Beispiel in der noch jungen Start-up-Community im Westend.MG.

„Mein Impuls lautet: einfach gründen, einfach machen“, sagte Kamischke bei der Eröffnung des „Westend.MG“ im SMS-Businesspark. Seine Botschaft: Der Standort spielt gar keine so große Rolle. „Ein Social-Media-Beitrag aus Berlin ist nicht besser als einer aus Mönchengladbach.“ Er weiß das genau: Kamischke hat in Berlin gearbeitet, bevor er mit Megamarsch in Mönchengladbach erfolgreich wurde.