Ausstellung in Mönchengladbach Künstler Michel Saran sprengt den Rahmen

Mönchengladbach · Der Maler wird 85 Jahre alt und zeigt im Kunstraumno.10 eine Auswahl seiner Werke. Warum die Ausstellung „au petit pied“ heißt und wie der einstige Ost-Kunststudent zum westlichsten Künstler Deutschlands wurde.

Zum 85. Geburtstag des Künstlers Michel Saran gibt es im Kunstraumno.1 die Ausstellung „au petit pied“ (auf kleinem Fuß).

Zum 85. Geburtstag des Künstlers Michel Saran gibt es im Kunstraumno.1 die Ausstellung „au petit pied“ (auf kleinem Fuß).

Foto: Albuquerque Carlos (CA)

Ein Künstler hat Geburtstag. Was liegt da näher, als diesen Ehrentag in einer kleinen, aber feinen Ausstellung zu begehen? Michel Saran wird 85 Jahre alt. Dem Kunstraumno.10 ist der in Erkelenz lebende Maler seit 2004 eng verbunden. Ihm zu Ehren wurde am Sonntag die Ausstellung „au petit pied“ (Auf kleinem Fuß) eröffnet. Am kommenden Sonntag, 5. Februar, dem eigentlichen Geburtstag von Saran, wird der Künstler in der Galerie sein und sich feiern lassen.

Zwischen den ungegenständlichen Bildern aus den letzten fünf Jahren lässt sich im Kunstraumno. 10 ein Selbstporträt von 1979 entdecken. Erhobenes Kinn, mit Vollbart und altmodischem Monokel vor dem rechten Auge blickt Saran am Betrachter vorbei. Ganz schön selbstbewusst, der damals 38-Jährige. Fast schon arrogant.

1979 war der Maler bereits seit 18 Jahren im sogenannten Westen. Saran wurde in Halberstadt geboren. Nach einer Ausbildung zum Optiker – damit hätte er in die Fußstapfen seiner Eltern treten können – begann er sein Kunststudium an der staatlichen Hochschule für bildende Künste in Dresden. Hier studierte er von 1959 bis 1961 freie Malerei. In den Sommerferien im August 1961 besuchte Saran Freunde in Köln. Als er wieder zurückfahren wollte, stand die Mauer, was Saran nicht glauben wollte. Eine Rückkehr wurde unmöglich. Saran blieb in Köln und jobbte als Optiker. Doch sein Studium wollte er unbedingt fortsetzen. Er fuhr nach Düsseldorf, wo er an der Kunstakademie vorstellig wurde. Mit nichts als seinem Studentenausweis aus Dresden im Gepäck. Man nahm ihn auf. Bis 1966 studierte Saran an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 1971 zog er nach Millen im Selfkant, wo er die Bezeichnung „westlichster Künstler der Bundesrepublik“ erhielt. Seit etwa 15 Jahren lebt Saran in Erkelenz.

Das Selbstporträt von 1979 erinnert daran: Das Porträt, die Ganzfigur, der Akt, das Stillleben – das waren anfangs seine Themen. Von der gegenständlichen Darstellung aus begann Sarans Weg in die Ungegenständlichkeit. Mit der Übermalung von Originalen, mit der er sich vor etwa zwölf Jahren zu beschäftigen begann, ließ er die klassische Malerei endgültig hinter sich. Die Mönchengladbacher Ausstellung der überwiegend kleinformatigen Arbeiten, die zu dem Titel „au petit pied“ geführt haben, zeigt die Fortsetzung dieses Prozesses der Überwindung klassischer Malerei auf.

Saran durchstöbert Flohmärkte auf der Suche nach Rahmen. „Aus Holz müssen sie sein“ – das habe oberste Priorität. Und ihre Art muss ihn ansprechen. Dann schneidet er seinen Bildträger zu, meist aus Holz, hin und wieder aus Leinwand und fügt ihn in den Rahmen. „Das gerahmte Objekt ist immer Ausgangspunkt meiner Arbeit“, erklärt er. Der Rahmen führt den Maler zu seinem Motiv und wird in jeder Hinsicht in die Malerei einbezogen, indem er seine Malerei auf dem Rahmen fortführt. Der ironisch gemeinte Satz „Der Rahmen macht die Kunst“ erhält hier eine neue Bedeutung.

Die Bilder zeigen Farbverläufe, dynamisch entwickelte Farbflächen, bei längerem Hinsehen scheint sich hier und da ein Stuhl, eine Figur oder ein Fenster zu verbergen und auf Entdeckung zu warten. „Der Fensterausblick als Motiv ist geradezu naheliegend, wenn man mit dem Rahmen arbeitet“, sagt Saran. Er erinnert daran, dass ein Bild immer eine Art Fensterblick in eine andere Welt öffnet. Die Bilder sind mit einem Abstandshalter aufgehängt, wagen sich also in den Raum vor. Da Saran auch die Ränder der Bildträger bemalt, entwickelt sich rund um das Bild ein Leuchten. „Ich sprenge den Rahmen“, so Saran. Die Liste seiner Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen ist lang. Sie beginnt 1969 mit einer Einzelausstellung in der Galerie Poposcu in Düsseldorf. In der Mönchengladbacher Galerie war er ein halbes Dutzend Mal mit seiner Kunst zu Gast.

Die Ausstellung im Kunstraumno.10 auf der Matthiasstraße 10 ist bis Sonntag, 12. Februar, freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 16.30 Uhr zu besichtigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort