Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle Die Forelle und ihre musikalischen Freunde in Mönchengladbach
Mönchengladbach · Geigerin Franziska Hölscher & Friends gestalteten das dritte Meisterkonzert. Sie spielten Werke von Franz Schubert und Ralf Vaughan Williams.
Normalerweise hat ein Klavierquintett als Streicherbesetzung zwei Violinen, Viola und Violoncello. Doch bei einigen fehlt die zweite Violine, statt dessen ist ein Kontrabass besetzt. Das bekannteste Beispiel für diese Version ist das allseits beliebte „Forellenquintett“ A-Dur op.114 D 667 von Franz Schubert. Sicherlich hat dieses eingängige Opus mit dazu beigetragen, dass beim dritten Meisterkonzert die Kaiser-Friedrich-Halle besonders gut besucht war – sogar eine komplette Schulklasse war anwesend.
Geigerin Franziska Hölscher hatte für diesen Kammermusikabend, der wegen Corona immer wieder verschoben werden musste, hochkarätige Musiker interessieren können, die allesamt – wie sie selbst – international gefragt und auf ersten Podien zu Hause sind: den Pianisten Severin von Eckardstein, die Bratschistin Pauline Sachse, die Cellistin Quirine Viersen und den Kontrabassisten Niek de Groot. Sie alle vereint die Liebe zur Kammermusik. Dazu ist das menschliche und musikalische Miteinander spürbar frei von Konkurrenzdenken, stattdessen von Herzlichkeit geprägt. So erlebten die faszinierten Zuhörer eine fast intime Atmosphäre, getragen von mitreißender Musizierlust auf ganz hohem Niveau, und das bei sorgfältigster Abstimmung.
Die mit edler Tongebung ausschwingende Geige von Franziska Hölscher harmonierte bestens mit dem runden, satten Ton der Viola von Pauline Sachse, Quirine Viersen bestach durch ihre klanggesättigten Cellosoli, und Niek de Groot wusste seinen Kontrabass immer markant und niemals dumpf-muffelig einzubringen. Fast unsichtbar im Hintergrund am Flügel zauberte Severin von Eckardstein mit bestechendem, dabei unauffälligem technischem Vermögen und erlesener Anschlagskultur sowohl blitzende Klangkaskaden als auch einfühlsame Begleitpassagen.
Für den ersten Teil des Konzertes hatten die Künstler, passend zum Forellenquintett, ein gänzlich unbekanntes, aber Schubert bestens ergänzendes Werk des Engländers Ralph Vaughan Williams ausgesucht. Es ist identisch in der Besetzung. Der Komponist war mit seinem 1903 entstandenen und später noch einmal überarbeiteten Werk wohl nicht recht zufrieden. Er zog es zurück, und erst in den 1990er Jahren erlaubte seine Witwe Ursula Vaughan Williams die Aufführung. Ein Glück für die Kammermusikfreunde, denn das vor allem im ersten Satz an Brahms‘schen Einflüssen reiche Tongemälde ist mit seiner spätromantischen Ausdrucksstärke und auch dank der verhaltenen, melodiösen Passagen ein Gewinn.
Das Forellenquintett, das in einer ganz delikaten, feingliedrigen und an keiner Stelle martialischen Wiedergabe erklang, war der umjubelte Hochgenuss an diesem Abend. Jede Zugabe danach wäre fehl am Platz gewesen.