Tierexpertin aus Mönchengladbach Welches Haustier ist das richtige?

Mönchengladbach · Hund, Katze, Maus? Irgendwann steht fast jede Familie vor der Frage, ob ein Tier ins Haus kommt. Tierheimleiterin Jasmin Pulver gibt Tipps, worauf zu achten ist.

 Kaninchen sind süß und sehen knuddelig aus. Aber es sind keine Kuscheltiere, sie wollen nicht auf dem Arm herumgetragen werden.

Kaninchen sind süß und sehen knuddelig aus. Aber es sind keine Kuscheltiere, sie wollen nicht auf dem Arm herumgetragen werden.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Papa, ich möchte einen Hund.“ „Die kleine Katze ist so süß, können wir die nicht mitnehmen?“ „Marie hat auch ein Kaninchen, das macht so viel Spaß.“ Diskussionen um ein Haustier gehören so unweigerlich zum Familienleben wie der Streit ums Zu-Bett-gehen.

Kinder lieben Tiere, Erwachsene meistens auch. Trotzdem ist es nicht einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Schließlich muss das Tier in die Familie passen. „Man holt mit dem Tier ein neues Familienmitglied ins Haus“, sagt Jasmin Pulver, die Leiterin des Mönchengladbacher Tierheims. „Ein Tier sollte nie nur für das Kind angeschafft werden, es muss immer eine Entscheidung der ganzen Familie sein, denn die Eltern versorgen es immer mit.“ Das ist in der Tat so – oft erben sie die Tiere auch, wenn die Kinder irgendwann ausziehen.

 Auch Katzen haben unterschiedliche Charaktere. Die einen schmusen gerne, andere sind kratzbürstig.

Auch Katzen haben unterschiedliche Charaktere. Die einen schmusen gerne, andere sind kratzbürstig.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Die Wahl eines Haustieres ist also eine Familienentscheidung. Aber woher weiß eine Familie, welches Tier zu ihr passt? Gibt es zum Beispiel besonders familienfreundliche Hunderassen? Jasmin Pulver schüttelt den Kopf. „Man muss sich jedes Tier individuell ansehen“, erklärt sie und zeigt auf Nanuk. Die siebenjährige Hündin ist ein Kangal, ein Herdenschutzhund von ungewöhnlicher Größe und Kraft.

Kangals gelten mit Sicherheit nicht als Familienhunde. Dennoch: „Die Rasse sagt nichts aus. Dieses Tier ist ungewöhnlich freundlich. Dagegen haben wir einen Labrador, den ich niemals in eine Familie vermitteln würde.“ Auch der Dalmatiner im Gehege nebenan, der so nett aussieht, ist für Familien nicht wirklich geeignet. „Er verteidigt seine Ressourcen“, sagt Jasmin Pulver. „Den Staffordshire Terrier dagegen, den wir hier haben, bringt so schnell nichts aus der Ruhe.“ Eine Eigenschaft, die ihn zum Familienhund machen kann.

 Der Kangal aus dem Tierheim ist ein völlig unkomplizierter Hund. Dabei lässt die Rasse eher anderes vermuten.

Der Kangal aus dem Tierheim ist ein völlig unkomplizierter Hund. Dabei lässt die Rasse eher anderes vermuten.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Die Tierheimleiterin rät, sich in der Zucht die Eltern der Hunde anzusehen: „Die Genetik spielt eine Rolle.“ Oder auch das Tier langsam kennenzulernen, mit ihm spazieren zu gehen oder es probehalber mit nach Hause zu nehmen, wenn es aus dem Tierheim kommt. In jedem Fall müssen aber auch die Kinder lernen, dass ein Hund einen Rückzugsort braucht, an dem er nicht gestört wird. Nicht nur der Hund muss familientauglich sein, auch die Familie muss tiertauglich sein und die Bedürfnisse des neuen Familienmitglieds respektieren.

„Auch bei Katzen gilt: Jedes Tier ist anders. Manche Katzen beißen und kratzen, andere sind die Ruhe selbst“, sagt Jasmin Pulver.

Aber es muss ja nicht immer ein Hund oder eine Katze sein, auch Kleintiere sind bei Familien sehr beliebt. Doch gerade hier gilt es, einiges zu bedenken. Hamster beispielsweise sind nachtaktiv und daher eigentlich kein guter Partner für ein Kind. „Man hat nicht viel von dem Tier.“ Meerschweinchen sind besser geeignet, aber Beobachtungstiere, wie Jasmin Pulver sagt. „Sie sind lieb und passen zu Kindern, die gern zusehen.“ Wer streicheln will, sollte es sich gut überlegen, ob er sich ein „Langöhrchen“ anschafft.

Kaninchen, so niedlich und kuschelig sie aussehen, sind keine Knuddeltiere, die ständig auf dem Arm herumgetragen werden können. „Sie haben Angst vor allem, was plötzlich von oben kommt“, sagt die Tierexpertin. Vor allem aber brauchen sie Gesellschaft und Platz – keinen Käfig, sondern ein größeres Gehege und Artgenossen um sich herum. „Auch hier geht es eher um das Beobachten“, meint Pulver.

Und welches Kleintier passt dann wirklich zu Kindern? Die Tierheimleiterin macht einen überraschende Vorschlag: „Ratten sind super. Sie sind intelligent, lassen sich zähmen, es sind perfekte Kindertiere.“ Und ab wann würde sie überhaupt zu Haustieren raten? „Wenn das Kind zur Schule kommt“, gibt sie als allgemeine Altersempfehlung.

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