Ratgeber So gelingt der Einkauf mit dem Kind
Mönchengladbach · „Kann ich das haben? Bitte, bitte, bitte.“ Einkaufen mit dem Nachwuchs kann manchmal ganz schön stressig sein. Sozialarbeiterin Claudia Bredt gibt Tipps, die die Nerven schonen.
Quengelware nennt man die verlockenden Angebote an der Supermarktkasse: Bonbons und Kaugummi, Schokolade, Überraschungseier. Bunt, süß und sehr reizvoll für Kinder, die im Einkaufswagen sitzen oder daneben stehen, während Mama oder Papa darauf warten, an die Reihe zu kommen, um ihre Einkäufe zu bezahlen. Die Kinder tun meist das, was die Marketingstrategen erwarten: Sie quengeln, und die Eltern geben um des lieben Frieden willens nach. Sie kaufen, was den Kindern ins Auge gesprungen ist. Sind ja auch nur Kleinigkeiten, beruhigen sie ihr elterlich schlechtes Gewissen.
Schon vorher beim Auswählen der Waren sind die Kleinen eifrig mit dabei, flitzen durch die Gänge, greifen zu den attraktiven Verpackungen: „Kann ich das haben? Bitte…“ Und schon liegen die Leckereien oder Spielsachen im Wagen. Einkaufen mit Kindern kann auf diese Weise recht teuer werden. Oder anstrengend und lautstark, wenn der Nachwuchs nicht wie gewohnt sein Eis bekommt, Sammelbilder oder die neueste Figur aus einem Disneyfilm.
Wie gehen Eltern am besten mit den Wünschen des Nachwuchses um? Schließlich möchten ja alle, dass es ihren Kindern gut geht. „Das Beste für das Kind ist definitiv nicht immer ein Ja“, sagt Claudia Bredt. Sie ist Sozialarbeiterin und Präventionsexpertin bei der Schuldnerberatung Mönchengladbach. Regelmäßig bietet sie in Familienzentren Kurse zum Umgang mit Geld und zum Thema Einkaufen mit Kindern an. Sie weiß, was Eltern bewegt, gerade auch die, die wenig Geld zur Verfügung haben. „Viele möchten, weil sie selber nichts hatten, ihren Kindern alles bieten“, sagt Bredt. Aber der Umgang mit Geld wird von den Eltern erlernt. Kinder, die nicht lernen, dass Geld eine begrenzte Ressource ist, werden als Jugendliche und junge Erwachsene in die Schuldenfalle tappen. Auch, aber nicht nur deshalb ist es wichtig, mit Kinder über Geld zu reden. Über das, was man hat und ausgeben kann und über das, was vielleicht nicht da ist. Über Dinge, die man unbedingt braucht und andere, auf die man verzichten oder warten kann. So zu tun, als sei Geld unbegrenzt vorhanden, bringt jedenfalls allen Beteiligten nichts. Es ist ja eben nicht wie durch Zauberhand einfach so im Geldautomaten und wartet darauf, abgeholt zu werden. Wie aber vermittelt man das Thema Finanzen am besten? „Wenn die Kinder noch klein sind und kein Verständnis für Zahlen haben, kann man ihnen mit Bauklötzen erklären, wofür das Geld im Monat ausgegeben wird“, erklärt die Sozialarbeiterin. Von zehn Bauklötzen braucht man zum Beispiel vier für das Wohnen, zwei für Strom, Wasser, Heizung, wieder andere für Lebensmittel und Kleidung. Das begreifen auch die Kleinen.
Und wenn das Kind trotzdem lautstark schreiend nach Gummibärchen verlangt? „Wenn die Kinder gelernt haben, dass sie an der Kasse immer etwas bekommen, wird es wahrscheinlich anstrengend und laut“, sagt Bredt. „Man kann aber im Vorfeld verhandeln: An der Kasse gibt es nichts, aber wir gehen nachher noch eine halbe Stunde auf den Spielplatz.“ Oder es wird aus dem Lieblingsbuch vorgelesen oder das Lieblingsspiel gespielt.
Auch Einkaufszettel, die mit den Kindern gemeinsam vorbereitet werden, helfen dabei, die Einkaufsdisziplin zu wahren. „Wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können, kann man sie die Bilder aus Werbeprospekten ausschneiden und aufkleben lassen“, erklärt die Beraterin. Dann wird gekauft, was auf dem Zettel ist und nicht spontan zum Eis gegriffen. Wenn es um Markenartikel geht, kann man auf die verschiedenen Preise hinweisen und erklären, wofür das gesparte Geld verwendet werden kann. Zum Beispiel für gemeinsame Freizeitaktivitäten.
Ein solches Einkaufen schont nicht nur die Familienkasse und lehrt das Kind den Umgang mit Geld, es verhindert auch, dass die vielen Dinge und Geschenke die Kinder überfordern. „Viele kleine Kinder sind zu Weihnachten quengelig, weil sie viel zu viel bekommen“, sagt Claudia Bredt. „Ein Zweijähriger freut sich oft mehr über den Karton als über den Inhalt.“ Augenmaß in der Überflussgesellschaft tut allen gut.