Don-Mikel-Prozess Netz aus Schulden und Kumpanei

Köln · Im Prozess gegen Leverkusener Junior-Clanchef werden die Hintergründe mit gegenseitigen Gefallen und Abhängigkeiten der Beteiligten immer deutlicher.

 Der Prozess gegen den Leverkusener Junior-Clanchef geht weiter.

Der Prozess gegen den Leverkusener Junior-Clanchef geht weiter.

Foto: dpa/Britta Pedersen

(RP) Er hatte ein umfangreiches Geständnis abgelegt, doch nach der Anhörung von zahlreichen Zeugen wollte der 54-jährige Handwerker aus Monhein, der ebenfalls auf der Anklagebank im Gerichtssaal 210 des Kölner Landgerichts sitzt, noch weitere Einzelheiten erklären. So schilderte er etwa seine Rolle bei einem Immobilienkauf in Haan, der nicht mal in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft im sogenannten Don-Mikel-Prozess erwähnt ist.

Der Vorgang wurde von einer Kriminalpolizistin am 23. Verhandlungstag bestätigt, die Mitglied in der Ermittlungsgruppe Bischof war und damit sehr viele überwachte Telefongespräche von Michael G. ausgewertet hatte. Der Monheimer Handwerker, der sich nach einer Scheidung in Geldnot befand, hatte erstmals 2009 Kontakt zu Michael G. Er ließ sich darauf ein, eine Arbeitsbescheinigung auszustellen, damit Michael G. mit dem Nachweis seine Haft aus einem vorherigen Verfahren abkürzen konnte. Ausdrücklich meinte er: Es war kein Scheinarbeitsvertrag, auch wenn Michael G. nicht als Monteur auf der Baustelle war, sondern bei der Akquise neuer Aufträge half. Und schon war der Handwerker gefangen in dem Netz von Kumpaneien. Er meldete einige von Don Mikels Luxusautos auf seinen Namen an; die Aufwendungen wie Steuern und Versicherung erhielt er in bar erstattet.

So war der Handwerker auch in den Immobilien-Deal in Haan involviert. In dem Gebäude wohnte eine verwandte Familie des Don, es soll sogar das damalige und inzwischen verstorbene Oberhaupt des weitverzweigten Familienclans gewesen sein. Weil der damalige offizielle Eigentümer – wegen ausbleibender Mietzahlungen – in finanzielle Schwierigkeiten geriet, eine Zwangsversteigerung drohte und damit die Familie das Gebäude womöglich hätte räumen müssen, wurde der Monheimer Handwerker offiziell als Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.

Aber auch dieser Deal geriet in finanzielle Schieflage. Doch Don Mikel fand erneut einen Ausweg: Er motivierte den mitangeklagten Immobilienunternehmer aus Bergisch Gladbach, die Bleibe für die Familienmitglieder zu sichern, so wie er sich für weitere Immobilien in Leverkusen, Frechen, Köln und Hilden hatte grundbuchlich eintragen lassen.

Mit diesen Angaben von Zeugen und Angeklagten wird es für Michael G. und seine Anwälte immer enger. Sie stellten sogar einen Befangenheitsantrag gegen einen Schöffen, weil der sich in einer Verhandlungspause mit einem Prozessbeobachter vor dem Gerichtsgebäude kurz unterhalten hatte.

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