Unwetterlage in Leichlingen Nach der Flut behindern Schaulustige die Einsatzkräfte

Leichlingen · In Leichlingen hat nach den starken Unwettern das Aufräumen begonnen. Vielerorts gibt es weiterhin keinen Strom und Telefonempfang. Ein 86-jähriger Vermisster ist noch nicht gefunden.

 In dem abgebrannten Haus an der Neukirchener Straße in Leichlingen wird noch ein 86-jähriger Bewohner vermisst.

In dem abgebrannten Haus an der Neukirchener Straße in Leichlingen wird noch ein 86-jähriger Bewohner vermisst.

Foto: RP/Susanne Genath (sug)

Die Flut ist weg. Die Leichlinger Innenstadt ist wieder zugänglich. Das war es dann aber auch schon. Nach dem großen Starkregen samt Überschwemmung der City stehen immer noch viele Keller und Souterrain-Wohnungen unter Wasser. Brand- und Ölgeruch liegt in der Luft. Die Rettungskräfte sind nach wie vor im Dauereinsatz.

Laut Polizei konnte der vermisste 86-Jährige noch nicht geborgen werden. Er ist möglicherweise im Keller des abgebrannten Hauses an der Neukirchener Straße ums Leben gekommen. Seine Frau (84) wurde bei der Explosion der Ölheizung schwer verletzt, berichtet Polizeisprecher Christian Tholl. Zurzeit versuche man, per Drehleiter von oben in den Keller der Brandruine zu gelangen. Auch in Rösrath sei vermutlich ein Mann in seinem Keller gestorben. Der 80-Jährige sei ebenfalls noch nicht geborgen.

Überall häufen sich angespülter Dreck, aber auch Sperrmüll aus Häusern. Die städtischen Kehrmaschinen versuchen, die Schlammmassen auf den Wegen und Plätzen so gut es geht zu beseitigen. Auf dem Lidl-Parkplatz schiebt ein Bagger den Matsch auf einen Haufen. Vor den Häusern ist das Knattern von Generatoren zu hören. Denn noch immer ist die Innenstadt ohne Strom. Es sei nicht gelungen, den Vodafone-Sendemast auf dem Rathaus wieder in Betrieb zu nehmen. Weitere große Sorge der Bürger: das Trinkwasser. Die Wasserqualität sei sicher, versichert die Stadt.

Stromversorgung

Man arbeite mit Hochdruck daran, den Strom wiederherzustellen. Dafür müssten Transformatoren und Stromkästen im Stadtgebiet trocken- und freigelegt werden, um überprüft werden zu können. „Da von den Stromkästen teilweise Leitungen in private Keller laufen, müssen diese in Absprache mit EVL und Feuerwehr im Anschluss gegebenenfalls abgepumpt werden, bevor der Strom scharfgeschaltet werden kann.“ Die Feuerwehr ist außerdem weiterhin dabei, Keller im Stadtgebiet auszupumpen.

Brücken

Die Wupper-Brücken in der Innenstadt sind geprüft worden. Neben der Brücke Opladener Straße ist laut Stadt nun auch wieder die Funchalbrücke offen. Auf der Pastoratsbrücke müsse erst noch der angespülte Unrat beseitigt werden, dann sei sie ebenfalls wieder begehbar. Die Bogenbrücke bleibe jedoch weiterhin zu. „Und die Juckelbrücke, die erst 2015 eröffnet wurde, ist wohl leider kaputt“, berichtet Stadtsprecherin Ute Gerhards.

Verkehr

„Die Situation auf den Straßen ist angespannt, die Rettungskräfte haben Schwierigkeiten, schnell durch die Stadt zu kommen, da Schaulustige aus dem näheren und weiteren Umfeld die Wege versperren.“ Daher habe die Polizei nun die Regelung des Verkehrs übernommen. In die Innenstadt dürften jetzt nur noch Berechtigte. Bürger werden gebeten, wenn möglich zu Hause zu bleiben.

Rathaus und Hotlines

Der Keller des Rathauses wird ausgepumpt. „Inzwischen ist es aber gelungen, zumindest eine Notstromversorgung zu gewährleisten und die Server wieder hochzufahren, sodass dank guter Digitalisierungsmaßnahmen ein Großteil der Arbeit der Stadtverwaltung im Homeoffice wiederaufgenommen werden kann.“ Es wurden zwei Bürgertelefone eingerichtet: Für allgemeine Rathaus-Angelegenheiten die 02175 992-333, für Fragen rund um die Starkregensituation die 02175 992-666.

Die am Donnerstag eingerichteten Infopoints in den Feuerwehrautos am Stadtpark und an der Schule Uferstraße bleiben auch über das Wochenende besetzt. Die Verwaltungsmitarbeiter und das Feuerwehrpersonal stünden dort für Fragen und Hilfe zur Verfügung.

Müll: Helfende Hände gesucht

 Das Hochwasser hat auch viele Rest- und Biomülltonnen weggespült, die am Tag vor dem Unwetter zur Abholung rausgestellt wurden. Der darin gesammelte Müll ist nun im gesamten Stadtgebiet verteilt und lockt Ratten und anderes Ungeziefer an. Die Verwaltung bittet Bürger deshalb, beim Müllsammeln zu helfen. An den Infopunkten am Stadtpark und der Schule Uferstraße erhalten Helfer Müllsäcke und Handschuhe. Die vollen Säcke können am Straßenrand und auf Grünflächen an Hauptverkehrsstraßen zur Abholung abgestellt werden.

Sperrmüll

Der BAV hat die Öffnungszeiten am Leichlinger Wertstoffhof für die kommende Woche verlängert, um den vom Hochwasser betroffenen Haushalten schnell zu helfen und den Sperrmüll sowie Elektrogeräte aus den Hochwasserschäden zügig entsorgen zu können. „Wie auch schon 2018 kann Sperr- und Restmüll auch einfach am Straßenrand abgestellt werden, BAV und Bauhof kümmern sich um den Abtransport“, so Gerhards. „Wichtig: Lehmhaltiger Schlamm sollte schnellstmöglich aus Kellern und Räumen entfernt werden. Solange er feucht ist, ist das noch gut möglich, sobald er trocknet, wird es schwierig.“ Wer Müll an die Straße stelle, sollte Lehm, Restmüll, Sperrgut und vor allem Elektroschrott auf separaten Haufen lagern, um den Abtransport zu optimieren. „Auch das Aufstellen von Containern zur Müllentsorgung im Stadtgebiet ist in Planung.“

Bad, Sparkasse, Kirche geschlossen

Das Blütenbad bleibt wegen Hochwasserschäden vorerst geschlossen, ebenso die Kreissparkasse. Auch die Kirche und das Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde sind derzeit nicht nutzbar. Die Orgelkonzerte diesen und nächsten Freitag können nicht stattfinden. Der Gottesdienst am Sonntag falle aus, teilt Pfarrer Ulrich Görn mit.

Abgesagt sind ebenfalls die Trödeltage im Stadtpark, die für das Wochenende geplant waren.

KFZ-Anmeldungen

 Die Stadt Burscheid leistet Amtshilfe. Ab Montag können die in der Kfz-Zulassungsstelle des Leichlinger Bürgerbüros gebuchten Termine zu den ausgemachten Uhrzeiten im Bürgerbüro Burscheid wahrgenommen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort