Kreis Heinsberg Taxifahren soll teurer werden

Kreis Heinsberg · Taxikunden im Kreis Heinsberg müssen sich auf höhere Preise einstellen. Grund sind der steigende Mindestlohn und höhere Betriebskosten. Günstiger hingegen sollen Taxifahrten für Rollstuhlfahrer werden.

  Legt man die geplanten neuen Tarife nach dem Viersener Modell zugrunde, erhöht sich der Preis für eine drei Kilometer lange Tour ohne Wartezeit (werktags von 6 bis 22 Uhr) von bisher 8,50 auf 10,00 Euro (plus 17,6 Prozent).

Legt man die geplanten neuen Tarife nach dem Viersener Modell zugrunde, erhöht sich der Preis für eine drei Kilometer lange Tour ohne Wartezeit (werktags von 6 bis 22 Uhr) von bisher 8,50 auf 10,00 Euro (plus 17,6 Prozent).

Foto: David Young/dpa/David Young

Taxifahren im Kreis Heinsberg soll teurer werden: Der Kreisausschuss berät am Dienstag, 26. März, ab 18 Uhr im Kreishaus Heinsberg eine Beratungsvorlage der Kreisverwaltung, die für Fahrten mit normalen Taxi-Fahrzeugen Preissteigerungen von bis zu 23,3 Prozent vorsieht. Bei der Tarifgestaltung orientiert sich der Kreis Heinsberg am Viersener Modell.

Der derzeitige Taxentarif gilt seit dem 15. April 2015. Der Wegberger Taxiunternehmer und Delegierte der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen (Fachvereinigung), Walter Erren, hatte im Juli 2018 eine Änderung des aktuellen Taxentarifs beantragt. Zur Begründung heißt es unter anderem, dass der Mindestlohn jeweils zu Beginn der Jahre 2017 und 2019 erhöht wurde und 2020 weiter erhöht wird und die Treibstoffkosten gestiegen sind. Die Kreisverwaltung hat daraufhin eine Tarifanalyse in Auftrag gegeben. Darin wurden alle Taxiunternehmen im Kreis Heinsberg einbezogen. 14 von insgesamt 19 Unternehmen haben sich nach Angaben der Kreisverwaltung zurückgemeldet. Davon haben sich neun Unternehmen für die beantragte Erhöhung hinsichtlich des Kilometer­entgelts und der Wartezeitgebühr ausgesprochen. Sechs Unternehmen befürworteten die beantragte Änderung hinsichtlich der Grundgebühr, die gesenkt werden soll, zugleich aber die bisher gültigen zwei Freikilometer wegfallen sollen.

Die Heinsberger Kreisverwaltung hat sich auch einen Überblick über die Tarife der umliegenden Kreise und Städte verschafft. Demnach lagen im Kreis Düren und in der Stadt Mönchengladbach im September 2018 keine neuen Anträge auf Erhöhung der Taxentarife vor. Die im August 2018 gestellten Anträge beim Rhein-Erft-Kreis, Kreis Euskirchen, Rhein-Kreis-Neuss, Rhein-Sieg-Kreis und bei der Städteregion Aachen laufen nach Angaben der Kreisverwaltung auf eine Tariferhöhung von durchschnittlich zehn bis elf Prozent hinaus.

Im Kreis Viersen wurde im Juni 2018 durch die Fachvereinigung eine Erhöhung des Tarifs mit einer gleichzeitigen Änderung der Tarifstruktur beantragt. Der Viersener Kreistag hat diese beantragte Erhöhung mittlerweile beschlossen, seit dem 1. Februar 2019 ist der neue Taxentarif des Kreises Viersen gültig. Da das Taxigewerbe in den ländlich strukturieren Kreisen Viersen und Heinsberg vergleichbar sei, empfehlen Gutachter, dass sich der Kreis Heinsberg am Viersener Modell orientieren sollte. Demnach sollen die Heinsberger Tarife künftig die gleichen sein wie die Viersener: Grundgebühr (ein bis vier Personen) 3,70 Euro (bisher 6,50 Euro inklusive zwei Freikilometern), 2,10 Euro pro Kilometer werktags von 6 bis 22 Uhr, 2,30 Euro pro Kilometer werktags von 22 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen. Die Grundgebühr bei Fahrten mit fünf bis acht Personen oder bei Personen, die im Rollstuhl sitzend befördert werden müssen, soll künftig bei 4,70 Euro liegen (bisher 6,50 Euro inklusive zwei Freikilometer plus 7,50 Euro Zuschlag).

Die Gebühren pro Kilometer sollen in diesem Bereich von 2 auf 2,30 Euro (werktags von 6 bis 22 Uhr), und von 2,10 auf 2,60 Euro (werktags von 22 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen) steigen. Die Wartezeitgebühr (umgerechnet auf eine Stunde) soll auf 35 Euro festgelegt werden. Der Tarifvorschlag für den Kreis Heinsberg berücksichtigt sowohl die Erhöhung des Mindestlohns bis zum Jahr 2020 als auch die Betriebskostensteigerungen seit der letzten Tarifanpassung.

Legt man die geplanten neuen Tarife nach dem Viersener Modell zugrunde, erhöht sich der Preis für eine drei Kilometer lange Tour ohne Wartezeit (werktags von 6 bis 22 Uhr) von bisher 8,50 auf 10,00 Euro (plus 17,6 Prozent). Eine fünf Kilometer lange Fahrt mit fünf Minuten Wartezeit würde statt bisher 15,42 künftig 17,12 Euro kosten (plus 11,0 Prozent), eine zehn Kilometer lange Tour mit fünf Minuten Wartezeit 27,62 statt bislang 25,42 Euro (plus 8,7 Prozent). Nachts würden die entsprechenden Fahrten 10,60 statt 8,60 Euro (3 km), 18,12 statt 15,72 Euro (5 km mit fünf Minuten Wartezeit) und 29,62 statt 26,22 Euro (10 km mit fünf Minuten Wartezeit) kosten.

Die nun vorgesehene Anpassung sieht aber auch zum Teil deutlich günstigere Tarife für Menschen mit Behinderung vor, die im Rollstuhl sitzend befördert werden müssen. Demnach würde der Preis für eine drei Kilometer lange Tour ohne Wartezeit im Großraum- und Rollstuhlfahrzeug künftig 11,60 statt bisher 16 Euro kosten (minus 27,5 Prozent), fünf Kilometer mit fünf Minuten Wartezeit 19,12 statt 22,92 Euro (minus 16,6 Prozent), zehn Kilometer mit fünf Minuten Wartezeit 30,62 statt 32,92 Euro (minus 7,0 Prozent). Auch nächtliche Fahrten oder Touren an Feiertagen würden in diesem Bereich günstiger.

Der derzeit gültige Tarif sieht eine erhöhte Grundgebühr in Höhe von 6,50 Euro (im Bereich der Großraumfahrzeuge und Rollstuhltransport zuzüglich eines einmaligen Zuschlags von 7,50 Euro) vor, zwei Freikilometer inbegriffen. „Dadurch sollten mit dem Taxi zurückgelegte Kurzstrecken durch eine verlässliche Preisauskunft an Attraktivität gewinnen und eine Alternative zur Mietwagenfahrt darstellen“, erläutert die Kreisverwaltung. Tatsächlich jedoch wirke die erhöhte Grundgebühr offenbar abschreckend auf Taxikunden und stelle damit ein echtes Nutzungshindernis dar. Durch die geringere Grundgebühr und Abrechnung ab dem ersten Kilometer erhofft sich die Heinsberger Kreisverwaltung, dass Taxifahrten wieder attraktiver werden.

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