Markus Becker beendet Volleyball-Karriere „Im Schrank habe ich noch ein Paar Fußballschuhe“

Volleyball · Der Abstieg des VC Ratheim aus der Volleyball-Oberliga ist zugleich der Abschied von Markus Becker. Mit der Haltung der Mannschaft im Abstiegsjahr konnte er sich nicht identifizieren. Trotzdem ist er für vieles im Verein dankbar. Wieso er seine aktive Volleyball-Karriere beendet und was er nun plant.

  Markus Becker, hier bei der Annahme, sah den Abstieg zum Teil mit der Einstellung der Mannschaft begründet. Für viele sei es nur noch Hobby gewesen.

Markus Becker, hier bei der Annahme, sah den Abstieg zum Teil mit der Einstellung der Mannschaft begründet. Für viele sei es nur noch Hobby gewesen.

Foto: Nipko

Was über Jahre unvorstellbar schien, ist für Markus Becker nun tatsächlich eingetreten: Nach 21 Jahren beendet er seine aktive Karriere als Volleyballer beim VC Ratheim. Und das mit einem zunächst eher weinenden als lachenden Auge. Denn Markus Becker ist als emotionaler Spieler bekannt, der im Volleyball stets 100 Prozent gegeben hat. Doch mit dem überraschenden Abstieg des VC aus der Oberliga zog auch Becker einen Schlussstrich. „Nach dem letzten Spiel für den VC ist mir dann doch die eine oder andere Träne gekommen“, gibt er zu, „ich habe dem Volleyball all die Jahre lang alles untergeordnet, da kommt nun zum Abschluss schon viel Wehmut zusammen.“

Markus Becker beendet nach 21 Jahren beim VC Ratheim nun seine aktive Karriere als Volleyballer.

Markus Becker beendet nach 21 Jahren beim VC Ratheim nun seine aktive Karriere als Volleyballer.

Foto: Markus Becker

Dass ihm der Sport einmal so viel bedeuten wird, hätte Becker zu Beginn seiner Sportlaufbahn selbst nicht vermutet: In der Jugend konzentrierte er sich auf Leistungsleichtathletik und spielte Volleyball nur in der Schulmannschaft des Hückelhovener Gymnasiums. Von seinem Schulfreund Philipp Rumpf – der bis zum Ende ein Mannschaftskollege bleiben sollte – wurde er schließlich zu einem Probetraining des VC Ratheim eingeladen. Kurioserweise fand Becker an dem Spiel damals keinerlei Gefallen: „Ich kam aus dem Leistungssport. Dagegen war das Training komplett chaotisch und hat mich eher schockiert.“

Erst als er sich von Rumpf ein zweites Mal überreden ließ, sprang der Funke auf Becker über – und ließ ihn seitdem nicht mehr los. Der Grund: Markus Jahns hatte den VC als Trainer übernommen und dadurch den Verein deutlich verändert. „Allein an diesen zwei Personen sieht man schon, dass über den Volleyball für mich sehr gute Freundschaften entstanden sind, die auch über mein Karriereende hinaus bestehen werden“, sagt Becker, „auch wenn es wie eine Floskel klingt: Der VC Ratheim ist wirklich wie eine Familie für mich geworden.“

Markus Jahns habe er es zu verdanken, dass er tatsächlich bei der Sportart geblieben sei: „Ich hatte einige Anfangsschwierigkeiten im Volleyball und habe meine Technik ehrlicherweise bis heute nicht besonders verbessert. Mit 19 Jahren bin ich ohne Vorerfahrung in die Bezirksligaklasse eingestiegen und habe eigentlich nirgendwo auf das Spielfeld hingepasst.“

Als die Rolle des Liberos ins Leben gerufen wurde, setzte Jahns ihn als Kompromiss auf diese Position und gab Becker damit die Chance, beim VC zu bleiben. Schnell kam der Erfolg: Sechsmal ist Becker mit dem VC aufgestiegen und hat gegen spätere Olympiasieger und Mitglieder der aktuellen Nationalmannschaft gespielt – diese Erlebnisse seien für ihn „unvergesslich“.

Auch über die Erfahrung mit seinem Mannschaftskollegen und ehemaligen Bundesligaspieler Jann Habbinga sei er sehr dankbar. Becker: „Ohne ihn hätte ich nie dieses Niveau erreicht.“ Über den Sport hinaus engagierte sich Becker ebenfalls für den VC Ratheim: „Es ist für mich selbstverständlich, im Verein mit anzupacken. Als jemand, der seine Meinung deutlich macht, eckt man zwar manchmal an, aber das mache ich, weil es mir sehr am Herzen liegt.“

Für die Mannschaft wird nach seinem Abschied viel Erfahrung verloren gehen, ist sich auch VC-Trainer Bob Vaessen sicher: „Wir werden ihn als Mensch und als Spieler sehr vermissen.“ Auch wenn Markus Becker mit der Entscheidung viele Monate gehadert habe, ist er sich um den Abschied sicher: „Mein Hauptgrund bleibt mein Frust darüber, dass das Potenzial der Mannschaft nicht die aktuelle Platzierung widerspiegelt. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und sehe die Oberliga als Leistungssport. Für viele beim VC ist das Spiel aktuell aber nur noch ein Hobby, was meinem Anspruch nicht gerecht wird.“

Die vielen Trainingsausfälle und wechselnden Konstellationen bei den Spielen – und letztlich der Abstieg aus der Liga – sind für ihn mit der Haltung der Mannschaft zu begründen. „Auch das letzte Training ist ausgefallen, weil nur fünf Spieler Zeit hatten. Das festigt mich in meiner Entscheidung: Der Abschied ist ein starker Einschnitt, aber richtig so“, fasst er zusammen, „auch wenn ein Abstieg zum Karriereende natürlich extra bitter für mich ist.“

Aber Markus Becker wäre nicht er selbst, wenn er für die Zeit nach dem Volleyball nicht schon die erste sportliche Idee hätte: „Im Schrank habe ich noch ein Paar Fußballschuhe gefunden und wurde von meinen Freunden des SV Helpenstein mit offenen Armen zu einem Probetraining empfangen. Ich will keine Turniere spielen, sondern mich einfach mit Spaß ein bisschen sportlich betätigen.“ Ganz ohne einen Ball geht es für ihn dann doch nicht.

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