Vitali Klitschko schickt Dankesbrief in den Kreis Heinsberg „Fühlen Sie sich jederzeit eingeladen, zu einem Besuch nach Kiew zu kommen“

Kreis Heinsberg · Das Verkehrsunternehmen Westverkehr hatte im Sommer vier Linienbusse nach Kiew geschickt. Nun hat Bürgermeister Vitali Klitschko sich persönlich bedankt – und den Geschäftsführer in die ukrainische Hauptstadt eingeladen.

 Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht zu Anwohnern in der Nähe eines Wohnhauses, das von der russischen Armee beschossen wurde.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht zu Anwohnern in der Nähe eines Wohnhauses, das von der russischen Armee beschossen wurde.

Foto: dpa/Sergei Chuzavkov

Einen ganz besonderen Brief fand in dieser Woche Westverkehr-Geschäftsführer Udo Winkens auf seinem Schreibtisch. Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, höchstpersönlich bedankte sich bei dem Verkehrsunternehmen des Kreises Heinsberg. Im Juli hatte die Westverkehr zwei Standardbusse und zwei Gelenkbusse aus dem eigenen Betrieb in die Hauptstadt des vom russischen Angriffskrieg erschütterten Landes geschickt.

Klitschko wolle „im Namen der Kiewer Gemeinde und von mir persönlich für Ihre Solidarität mit unserem Volk im Kampf für unsere Freiheit, Unabhängigkeit und territoriale Integrität danken“, heißt es in dem Brief. Per Einschreiben und mit der handschriftlichen Unterschrift Klitschkos erreichte der Brief die Westverkehr in dieser Woche in einer blauen Mappe mit goldgeprägtem Wappen. Datiert ist es auf den 1. November.

Das Schreiben Klitschkos, das die Westverkehr in dieser Woche erreichte.

Das Schreiben Klitschkos, das die Westverkehr in dieser Woche erreichte.

Foto: Westverkehr

Aufgrund des langanhaltenden Beschusses und der damit verbundenen Zerstörung hatte Klitschko im Sommer in Deutschland um Unterstützung gebeten. Die Westverkehr gehörte zu den Unternehmen, die sich beteiligten. „Mit dem Hintergrundwissen anhaltender, erschütternder Realität für die Einwohner dort haben dankende Worte eine noch sehr viel größere Bedeutung“, meint Geschäftsführer Udo Winkens.

Als er den Brief las, habe er gemischte Gefühle empfunden, sagt er: „Ich war sehr gerührt. Aber ich habe auch ein schlechtes Gewissen bekommen. Ich habe in diesem Moment gemerkt, dass ich eigentlich schon länger nicht mehr an die Ukraine gedacht habe. Ich glaube, dass es vielen Menschen in Deutschland so geht.“

Auch das thematisiert Klitschko in seinem Schreiben. Der Krieg dauere nun schon mehr als 250 Tage an und sei alles andere als vorbei. Der Bürgermeister von Kiew bedankte sich herzlich für die Unterstützung. „Er hat uns viel Erfolg bei unseren alltäglichen Aufgaben gewünscht“, sagt Winkens. Darüber hinaus sprach er auch eine Einladung aus: „Fühlen Sie sich jederzeit eingeladen, zu einem Besuch nach Kiew zu kommen“, bot Klitschko an. Winkens will gerne darauf zurückkommen, sobald sich die Lage in der Ukraine wieder beruhigt hat.

 Vier ukrainische Busfahrer hatten die Fahrzeuge im Juli auf dem Westverkehr-Betriebshof abgeholt. In zwei Standard- und zwei Gelenkbussen können 498 Menschen transportiert werden.

Vier ukrainische Busfahrer hatten die Fahrzeuge im Juli auf dem Westverkehr-Betriebshof abgeholt. In zwei Standard- und zwei Gelenkbussen können 498 Menschen transportiert werden.

Foto: Westverkehr

Ende Juli hatten vier ukrainische Busfahrer die Fahrzeuge auf dem Betriebshof der Westverkehr abgeholt. Die Standardbusse verfügen über jeweils 36 Sitz- und 61 Stehplätze, während die Gelenkbusse jeweils über 52- Sitz und 100 Stehplätze verfügen. Seitdem kommen sie im Kiewer Stadtverkehr zum Einsatz. Initiiert worden war die Aktion von der Stadt München, die Partnerstadt Kiews ist. Über den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) waren die kommunalen Unternehmen angeschrieben worden – die Westverkehr half gerne mit. Nachdem die Busse in Kiew angekommen waren, hatte Vitali Klitschko sich bereits per Videobotschaft bei den beteiligten Unternehmen bedankt.

In der Ukraine wird weiterhin Hilfe dringend benötigt. „Vielleicht animieren wir durch diese Botschaft ja auch den einen oder anderen, etwas zu spenden. Es muss ja nicht gleich ein Gelenkbus sein“, sagt Winkens. Hilfen sind weiterhin wichtig – sowohl für Flüchtlinge vor Ort als auch für die Menschen in der Ukraine. Informationen zu Hilfsangeboten gibt es auf den Webseiten der Kommunen. Von Sachspenden in die Ukraine raten die großen Hilfsorganisationen ab. Im Namen von 23 großen Organisationen rufen das Bündnis „Entwicklung Hilft“ und die Aktion „Deutschland Hilft“ aber zu Geldspenden auf. Mehr Informationen unter spendenkonto-nothilfe.de.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres war auch die ukrainische Hauptstadt immer wieder mit Raketen beschossen worden. In den vergangenen Wochen hatten sich die russischen Truppen aus immer mehr besetzten Städten zurückziehen müssen.

Der ehemalige Schwergewichts-Boxweltmeister Klitschko (51) ist seit 2014 Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt.

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