Wie der GHTC seinen Hockey-Nachwuchs ausbildet Vom Platzpiraten zum Bundesligaspieler

Hockey · Die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Seniorenbereich funktioniert beim Gladbacher HTC seit einigen Jahren vorbildlich. Dafür legt der Verein ab der U6 – den Platzpiraten – den Fokus auf die sportliche Entwicklung, unterstützt die Jugendspieler aber auch bei Herausforderungen außerhalb des Sports.

Spielten in dieser Hinrunde der 2. Bundesliga beim GHTC schon eine wichtige Rolle: die Nachwuchstalente Jan Krauß (Nummer 33), Jonny Röder (17) und Anton Bauch (05). Auf ihre Entwicklung achtet Nils Helbig (rechts, schwarze Jacke).

Spielten in dieser Hinrunde der 2. Bundesliga beim GHTC schon eine wichtige Rolle: die Nachwuchstalente Jan Krauß (Nummer 33), Jonny Röder (17) und Anton Bauch (05). Auf ihre Entwicklung achtet Nils Helbig (rechts, schwarze Jacke).

Foto: Susanne Breithaupt

Wenn montags um 6 Uhr die Lichter auf der Anlage des Gladbacher HTC angeschaltet werden, dann herrscht dort in diesen frühen Morgenstunden bereits ein reger Betrieb. Denn bis 7.15 Uhr kommt der Perspektivkader des Hockeyvereins für das erste Training der Woche zusammen. Der Perspektivkader besteht aus den talentiertesten Nachwuchsspielern des Vereins – von der U14 bis zur U21, die als zweite Mannschaft im Seniorenspielbetrieb teilnimmt.

„Wir treffen uns morgens zum Frühtraining und danach fahren die Spieler direkt in die Schule”, sagt Nils Helbig, der neben seiner Rolle als Taktikcoach der Senioren in der 2. Bundesliga auch den Perspektivkader, die U18 und die U16 trainiert. „Darüber hinaus finden pro Woche mindestens zwei Stock-, ein Athletik- und ein Eckentraining statt. Zum Einstudieren der Ecken treffen wir uns samstags oder sonntags zwischen 8.30 und 10 Uhr”, erklärt Helbig weiter.

Ein immenses Pensum, von dem sich Verein und Spieler aber auch einiges versprechen. Das Ziel: Jedes Jahr so viele Nachwuchsspieler in den Kader der Seniorenmannschaft integrieren, dass eine gesunde Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Recken entsteht. Dies ist dem GHTC zuletzt immer besser gelungen, wie Coach Jan Klatt sagt: „Wenn man das Potenzial im Nachwuchs hat – uns das haben wir seit drei Jahren – dann sollte man die jungen Spieler auch einbinden. In den vergangenen Spielzeiten haben wir immer zwei bis drei Spieler aus der Jugend in die erste Mannschaft integrieren können.“

  GHTC-Nachwuchstalent Jan Krauß (l.).

GHTC-Nachwuchstalent Jan Krauß (l.).

Foto: Susanne Breithaupt

Und die nächsten Jahrgänge stehen bereits in den Startlöchern. Jan Krauß, Leonard Steimel (beide Jahrgang 2004), Valentin Mellinghoff, Jonny Röder und Anton Bauch (alle Jahrgang 2005) sind allesamt erst 17 oder 18 Jahre alt, befinden sich demnach in den letzten Jugendjahren, laufen aber bereits regelmäßig in der 2. Bundesliga der Herren auf. „Valentin, Jonas und Anton haben eine richtig gute Feldsaison gespielt und sind fester Bestandteil der Mannschaft. Es sind aber auch drei richtig gute Typen”, sagt Klatt, der zudem den jungen Portugiesen Rodrigo Castro als „unfassbares Talent” beschreibt. Auch Castro, der mit seinen 18 Jahren bereits portugiesischer Nationalspieler ist, gehörte auf dem Feld schon regelmäßig zum Kader. „Er wohnt nun auch in Mönchengladbach. Wir wollen ihn aufbauen und hoffen, dass er lange bleibt”, sagt Klatt.

Für die Talente aus der eigenen Jugend ist federführend Nils Helbig verantwortlich, der 32-Jährige sieht sich als Bindeglied zwischen Nachwuchs- und Seniorenbereich. Immerhin verfolgt er die Entwicklung der Spieler in seiner Funktion als U16-, U18- und Perspektivkadercoach auch mit Argusaugen. Und diese Augen funkeln immer dann, wenn ein Talent aus den eigenen Reihen den Sprung in den Zweitligakader schafft.

„Es ist immer wieder ein tolles Gefühl und mir eine Herzensangelegenheit, wenn ein Spieler, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, in die erste Mannschaft hochkommt”, sagt Helbig. Bei all dem Engagement und Ehrgeiz, den die Jugendspieler des Perspektivkaders mitbringen, sei es aus Helbigs Sicht aber ebenso wichtig, dass sich der Nachwuchs gesunde und realistische Ziele stecke:

Valentin Mellinghoff (r.) gegen Köln.

Valentin Mellinghoff (r.) gegen Köln.

Foto: Susanne Breithaupt

„Es bringt nichts, wenn sich ein Jugendspieler vornimmt, mit 17 Jahren bei der Herrenmannschaft jedes Spiel in der Startelf stehen zu wollen – das führt nur zu Frustration. Deshalb sprechen wir in Evaluationsgesprächen einmal pro Saison ausführlich mit den Talenten und legen gemeinsam mit ihnen kurz- und langfristige Ziele fest. Ein Sprung in den Bundesliga-Kader ist schon ambitioniert genug“, so Helbig, der in diese Gespräche auch die nicht-sportlichen Herausforderungen der Spieler einfließen lässt. „Anders als beispielsweise bei Talenten im Fußball spielen bei uns die schulischen Noten, ein Studium oder Auslandaufenthalte eine viel größere Rolle. Das müssen wir natürlich auch mit einfließen lassen.“

Den Eifer seiner Schützlinge spürt der 32-jährige Hockeycoach auch in der täglichen Arbeit mit ihnen, weshalb Helbig auch im Training auf eine gesundere Belastungssteuerung baut. „Wenn es nach den Jungs gehen würde, würden sie vermutlich zehn Mal in der Woche trainieren. Da müssen wir sie manchmal ein wenig bremsen“, sagt Helbig, der aus diesem Grund im engen Austausch mit der medizinischen Abteilung des GTHC steht. „Zudem kümmert sich unser Physio Jens Tenck­hoff nun auch um den Fitnesszustand der U18 und U16.“

Insgesamt besteht der Jugendbereich des GHTC aktuell aus 24 Mannschaften – so viele wie seit langer Zeit nicht. „Auch im unteren Bereich haben wir sehr viel Zuwachs bekommen, sodass wir sogar mehrere Teams in einer Altersklasse für unterschiedliche Leistungsniveaus anbieten können. So kann jedes Kind auf seinem Level spielen“, sagt Helbig. Mit zweieinhalb bis drei Jahren können Kinder bereits beim GHTC mit dem Hockeyspielen beginnen. Bei den „Hockeyzwergen“ steht die motorische und koordinative Ausbildung im Vordergrund, in den Spielbetrieb starten die Gladbacher Hockeyteams ab der U6 – bei den sogenannten „Platzpiraten“.

„Unser Anspruch ist es, dass die Kinder nach ihrer Zeit bei den Platzpiraten sportlich so gut ausgebildet sind, dass sie theoretisch jeden Sport ausüben können – ob es Hanbdall, Fußball, Tennis oder eben Hockey ist“, erklärt Nils Helbig. Und das ist nicht das einzige Konzept, das sie im Jugendbereich beim GHTC verfolgen: In den höheren, leistungsbezogenen Teams orientieren sich die taktischen Vorgaben am Auftreten der ersten Mannschaft, das ja ebenfalls von Nils Helbig mitentwickelt wird. „Dadurch haben wir den großen Vorteil, dass Jugendspieler auf der taktischen Ebene keine Anpassungsschwierigkeiten haben, wenn sie zu den Herren stoßen.“

Eine abgestimmte Spielidee im Verein hält auch Coach Jan Klatt ab der U16 für hilfreich. Ohnehin sind die Wege zwischen den einzelnen Mannschaften beim GHTC kurz. Bei den sieben Trainingseinheiten in der Woche dürfen die Jugendspieler regelmäßig mitwirken. „Drei bis vier Spieler, die am Dienstag mittrainieren, sind in der kommenden Woche dann am Mittwoch dabei“, sagt Klatt. „Dadurch haben wir eine gute Mischung, da es nicht immer die gleiche Trainingsgruppe gibt.“ Die enge Verknüpfung zwischen der U16, U18 sowie der zweiten und ersten Mannschaft formulierte Klatt zu Saisonbeginn auch in der Teambesprechung: „Vier Ligen, vier Ziele, ein Team.“ In der Halle gehen U18 und U16 in der jeweils höchsten Jugend-Spielklasse an den Start und wollen dort einen Platz in den top vier belegen.

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