Verdacht: Steuer- und Sozialbetrug Problemhäuser: Größte Razzia in der Stadt endet mit neun Festnahmen
Krefeld · Acht Osteuropäer wiesen sich mit gefälschten Dokumenten aus. Gegen sie wird wegen illegalen Aufenthalts und Dokumentenfälschung ermittelt. Die Stadt bereitet das Abschiebeverfahren vor.
Polizei, Stadt und andere Behörden wie die Steuerfahndung setzen ihren gemeinsamen Feldzug gegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im Umfeld von Problemhäusern mit Nachdruck fort. Gestern startete nach Einschätzung der Kommune die größte und erfolgreichste Kontrolle zum Thema Schrotthäuser und Problemimmobilien an der Blücherstraße, Martinstraße, Gerberstraße, Schwertstraße und am Alexanderplatz.
Unterm Strich standen neun vorläufige Festnahmen und Verdachtsmomente auf Steuer- und Sozialbetrug. Zu den Festgenommenen zählt nach Auskunft der Polizei auch der 71-jährige Eigentümer der Gebäude. Die Stadt hat aufgrund erheblicher Brandschutzmängel die Nutzung des Mehrfamilienhauses am Alexanderplatz vollständig untersagt und das Gebäude bis auf weiteres versiegelt. In den anderen Mehrfamilienhäusern dürfen Teilbereiche (Dachgeschosse, Flügel) nicht mehr genutzt werden. Auch diese Bereiche wurden versiegelt.
Ab 4.30 Uhr haben insgesamt rund 120 Mitarbeiter der Polizei, der Fachbereiche Bauaufsicht, Wohnungsaufsicht, Bürgerservice, Migration und Integration sowie die Feuerwehr insgesamt fünf Mehrfamilienhäuser an der Blücherstraße, Martinstraße, Gerberstraße, Schwertstraße und am Alexanderplatz kontrolliert. Dabei verschafften sie sich einen Gesamteindruck hinsichtlich des Brandschutzes und der Sicherheit im Allgemeinen. Die angetroffenen Hausbewohner wurden überprüft. Alle verhielten sich kooperativ.
Die Polizeibeamten nahmen acht Männer aus Osteuropa fest, die sich mit gefälschten Dokumenten auswiesen. Gegen sie wird wegen illegalen Aufenthalts und Dokumentenfälschung ermittelt. Derzeit bereiten die Mitarbeiter des Fachbereichs Migration und Integration das Abschiebeverfahren vor. Der 71-jährige Eigentümer der Gebäude wurde in einer Wohnung am Alexanderplatz wegen steuerrechtlicher Verstöße festgenommen.
Insgesamt 40 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen. Für die Menschen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten, stellt die Stadt Krefeld Unterkünfte zur Verfügung. Die Bewohner erhalten die Gelegenheit, in Absprache mit dem Kommunalen Ordnungsdienst ihre persönlichen Gegenstände aus den Wohnungen zu holen.
„Die gute Zusammenarbeit von Polizei und Stadt hat sich erneut ausgezahlt. Dieser Einsatz zeigt, dass wir gemeinsam erfolgreich sind. Wir haben den richtigen Schwerpunkt gesetzt und werden weiterhin konsequent gegen Problemimmobilien in Krefeld vorgehen. Dabei werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Wir sind uns sicher, dass sich unsere Aktivitäten positiv auf die Sicherheit in der Stadt und auf das Sicherheitsgefühl der Krefelder Bürgerinnen und Bürger auswirken werden“, betonen Polizei und Stadt.
Das Verdachtsmuster bei Polizei und Stadt scheint als Anlass bei den Razzien stets gleich: Brandschutzmängel und fehlende Genehmigungen fürs Wohnen sowie Anzeichen für illegalen Aufenthalt der Bewohner sowie Sozialhilfebetrug rechtfertigen das Einschreiten der Behörden — mit Erfolg.
Drei Problemhäuser an der Gladbacher Straße sind im Mai komplett oder teilweise geräumt worden. In einer gemeinsamen Aktion kontrollierten die Einsatzkräfte einige der 79 dort gemeldeten Osteuropäer. 43 Männer, Frauen und Kinder mussten ihre Wohnungen verlassen. Im Februar dieses Jahres rückten rund 70 Beamte von Polizei, Zoll und Stadt an die Lewerentz- und die wenige Meter entfernte Gerberstraße aus, um die Nutzung und den baulichen Zustand von zwei Mehrfamilienhäusern zu kontrollieren. Mitarbeiter des Fachbereichs Bauaufsicht der Stadtverwaltung haben sich dabei auch einen Gesamteindruck bezüglich der Sicherheit im Allgemeinen und der Nutzungen verschafft. Aufgrund erheblicher Brandschutzmängel (fehlende Rettungswege) sei im Gebäude an der Gerberstraße die weitere Nutzung der Flügelwohnungen und des Dachgeschosses untersagt worden, erklärte die Stadt. Zwei Erwachsene und drei Kinder hätten ihre Wohnung sofort verlassen müssen und seien in städtischen Notunterkünften untergebracht worden. Rund zwei Dutzend Männer, Frauen und Kinder überwiegend bulgarischer Nationalität seien angetroffen worden.
Die Großrazzia im Februar war die zweite: Bereits im September des vergangenen Jahres hatte die Stadt diesen Weg beschritten, um an der Seidenstraße aktiv zu werden. Damals wurden zwei Häuser kontrolliert und eines von beiden zwangsgeschlossen und evakuiert. Der Grund: gravierende Brandschutzmängel.