Sektenarzt von Colonia Dignidad Menschenrechtler fordern Hopps Verurteilung

Krefeld · Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Berlin fordert in einem Brief an den Landesjustizminister Peter Biesenbach die Zentralisierung der Ermittlungen.

 In der Krefelder Innenstadt kommt es immer wieder zu Demonstrationen, um die Opfer der Verbrechen der Sekte Colonia Dignidad nicht zu vergessen.

In der Krefelder Innenstadt kommt es immer wieder zu Demonstrationen, um die Opfer der Verbrechen der Sekte Colonia Dignidad nicht zu vergessen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die in Chile verhängte Gefängnisstrafe gegen Hartmut Hopp, den in Krefeld lebenden, ehemaligen Sektenarzt der Colonia Dignidad, muss er in Deutschland nicht antreten. So hat das Oberlandesgericht in Düsseldorf entschieden. Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt gegen Hopp derzeit vor dem Hintergrund mehrerer Tötungsdelikte in dem südamerikanischen Staat (wir berichteten).

Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Berlin fordert aktuell in einem Brief an den Landesjustizminister Peter Biesenbach die Zentralisierung der Ermittlungen. Darüber hinaus hält es sich mit Kritik an der Strafverfolgung und Rechtsprechung speziell in Nordrhein-Westfalen hinsichtlich der Verbrechen der Colonia Dignidad nicht zurück.

Die deutsche Justiz müsse endlich dazu beitragen, dass die Verbrechen in der Colonia Dignidad aufgearbeitet werden. Das ECCHR fordere Ermittlungen gegen Reinhard Döring, ehemaliges Führungsmitglied der auslandsdeutschen Sektensiedlung in Chile. Döring werde vorgeworfen, mindestens in zwei Fällen die Ermordung von Gegnern der Pinochet-Diktatur auf dem Gelände der Colonia Dignidad unterstützt zu haben. Mit der Bewachung Gefangener und mit Fahrdiensten zu Erschießungsstätten soll Döring die Tötungen erleichtert haben. Der Staatsanwaltschaft Münster liegt seit April 2018 eine Strafanzeige des ECCHR gegen Döring vor.

Die Sektensiedlung im Süden Chiles sei jahrzehntelang Ort schwerster Menschenrechtsverletzungen gewesen.Schon 2011 habe das ECCHR Strafanzeige wegen Beihilfe zum Mord, sexuellem Missbrauch und schwerer Körperverletzung gegen den in Krefeld lebenden Hopp gestellt. Die Menschenrechtsorganisation fordert eine Verurteilung Hopps. „Die deutsche Justiz blockiert seit Jahrzehnten die Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad“, sagte Andreas Schüller vom ECCHR am Dienstagabend in Krefeld. „Wir sehen das als die letzte Chance, den Täter noch  zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Schüller weiter.

Auch Jan Stehle vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika kritisierte die deutsche Justiz. „Manchmal erscheint es von außen, als fehle der deutschen Justiz der Wille“, sagte der Wissenschaftler, der für seine Doktorarbeit das Verhalten der deutschen Außenpolitik und Justiz im Fall der Sektensiedlung in Chile untersucht. Zwar seien seit 1991 in NRW viele Verfahren eröffnet, aber alle wieder eingestellt worden. Die Richter hätten argumentiert, es gebe keinen hinreichenden Strafverdacht und die Belastungszeugen seien nicht glaubwürdig, sagte Stehle. Die Sekte hatte ihren ursprünglichen Sitz in Siegburg.

Die Colonia Dignidad diente während der Militärdiktatur in Chile in der Zeit von 1973 bis ins Jahr 1990 als Folterzentrum des dortigen Geheimdienstes. Seit Jahrzehnten sorgt die Sektensiedlung wegen der dort begangenen Verbrechen wie sexuellem Missbrauch und illegalem Waffenhandel immer wieder für Schlagzeilen.

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