Kommentar zum drohenden Aus für Sprach-Kitas Deutscher Förderirrsinn

Krefeld · Der Bund will das Programm zur Förderung von Sprachunterricht in Kitas stoppen. Denkt man darüber nach, bleibt Sarkasmus. Die Länder protestieren, Krefelder Kommunalpolitiker appellieren, das Programm fortzusetzen. Warum der Fall typisch ist für Deutschland.

Jens Voss

Jens Voss

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wir werden gerade mal wieder Zeuge für deutsche Halbherzigkeit, wenn es um das Lösen von Problemen geht.  Der Bund will die Förderung von Sprach-Kitas beenden. Damit würde ein 2016 von der damaligen SPD-Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig aufgelegtes Programm mit dem schönen Titel „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ enden. Denkt man darüber nach, bleibt Sarkasmus: Na klar, die Sprache ist ja kein Schlüssel zur Welt mehr; es gibt auch keine Migrantenkinder mehr, die kaum Deutsch können –  in allen Kitas und Schulen mit babylonischer Sprachverwirrung können alle Schüler schwuppdiwupps astreines Deutsch. Alles super nach sechs Programmjahren. – Sarkasmus Ende.

Die Logik solcher Programme ist, dass sie keine haben. Die Herausforderung, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen zu fördern, bleibt bestehen, erst recht in einer Stadt wie Krefeld mit ihrem hohen Migrantenanteil. Wer dieses Problem wirklich anpacken will, müsste landauf landab Schulen und Kitas dauerhaft so ausstatten, dass die Kinder dort wirklich gefördert werden. Stattdessen hoppelt ein Land von Programm zu Programm.

Noch fordern die Länder vom Bund, es zu verlängern. Wenn es nicht klappt, kann man nur hoffen, dass Krefeld die Fortsetzung aus eigener Kraft finanziert. Es gilt, 17 Fachkräfte weiterzubeschäftigen und 500.000 Euro aufzutreiben. Das ist, aufs Ganze gesehen, so viel nicht.

Die Geschichte ist typisch für das ganze Land, sonst läge Deutschland bei wichtigen Themenfeldern nicht so weit hinten: Digitalisierung, Planungsvereinfachung, Mobilitätswende, Klimaschutz: überall Stückwerk.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort