Haus der Seidenkultur in Krefeld sucht dringend einen Harnischmacher Damit ein alter Webstuhl wieder „schipp-schapp“ macht

Krefeld · Hilferuf aus dem Haus der Seidenkultur: Gesucht wird ein Harnischmacher, der den Webexperten im Museum bei der Sanierung des Webstuhls Hilfestellung leisten könnte.

Verzweifelte Minen in den Gesichtern von Manfred Weisters (links) und Christian Beckers. Die beiden Webexperten arbeiten ehrenamtlich im Haus der Seidenkultur, wo sie auf einen Harnischmacher warten, der an einem der alten Webstühle in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes  3.200 Schnüre richtig einfädeln kann.

Verzweifelte Minen in den Gesichtern von Manfred Weisters (links) und Christian Beckers. Die beiden Webexperten arbeiten ehrenamtlich im Haus der Seidenkultur, wo sie auf einen Harnischmacher warten, der an einem der alten Webstühle in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes  3.200 Schnüre richtig einfädeln kann.

Foto: Brenner

Da gibt es ein technisches Problem: „Wir suchen ganz dringend einen Harnischmacher!“ Dieser Hilferuf kommt aus dem Haus der Seidenkultur (HdS), der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes, wo aktuell ein „Schnellschütze“ – ein breiter Webstuhl aus dem Jahr 1965 – saniert und mit einem neuen Harnisch ausgerüstet wird.

Beim Harnisch handelt es sich um jene Zugeinrichtung, die die Schnüre der Weblade – wovor der Weber steht – mit dem oberen Teil des Webstuhls verbindet. Und zwar mit dem Jacquardapparat, der dafür sorgt, dass sich beim Weben die einzelnen Fäden heben oder senken. Durch diese von Joseph-Marie Jacquard im Jahre 1805 in Frankreich entwickelte Webtechnik, die – im Gegensatz zum Schaftwebstuhl – alle Fäden einzeln ansteuern kann, können aufwendige Muster produziert werden.

Ein solcher Harnisch wird jetzt an einem der nostalgischen Webstühle im ältesten Jacquardhandwebsaal Europas ausgetauscht, wo die Zugfäden schlichtweg in die Jahre gekommen sind. Jetzt ist zwar ein neuer Harnisch da, nicht aber der zugesicherte Harnischmacher aus Tschechin, wo das seltene Teil für das Krefelder Museum angefertigt wurde.

„Widrige Umstände haben zu dieser Situation geführt“, sagt HdS-Sprecher Dieter Brenner, der jetzt deutschlandweit Ausschau nach einem Harnischmacher hält, der den Webexperten im Museum bei der Sanierung des Webstuhls Hilfestellung leisten könnte. Brenner: „Es gilt 3.200 Fäden – die von 400 Platinen mit acht Rapporten gesteuert werden – im wahrsten Sinne des Wortes richtig einzufädeln.“ Und: „Auch in unserer Samt- und Seidenstadt müsste es doch noch zahlreiche Harnischmacher geben, die einst in Krefeld tätig waren.“

Das Haus der Seidenkultur (HdS) ist ein Industriedenkmal, das an der Luisenstraße als Museumsbetrieb geführt wird. Von 1908 bis 1992 wurden in der einstigen Paramentenweberei Gotzes Textilien aus italienischen und chinesischen Seidengarnen für die katholische Kirche gewebt. Diese Produktion – in erster Linie waren es Priestergewänder – werden unter dem lateinischen Begriff Paramente zusammengefasst, was übersetzt heißt: Für den Tisch des Herrn zubereitet.

Übrigens: Im Museum gibt es zahlreiche Veranstaltungen für alle Altersklassen: Workshops, geführte Rundgänge, Sonderausstellungen und Events machen das Museum zu einem aktiv erfahrbaren Erlebnisraum, wo die Welt der Seide und Krefelder Textilgeschichte zu einer spannenden Entdeckungsreise einlädt.

Wer jetzt als fachkundiger Experte im nostalgischen Websaal an der Luisenstraße 15 in der Seidenstadt dabei mithilft, dass dem   „Schnellschützen“ bald wieder ein Schipp-Schapp entlockt werden kann, der möge sich bitte mit dem Museum unter Telefon 02151 9345355 oder per Mail an besucherdienst@seidenkultur.de in Verbindung setzen.

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