Seit April 2010 in Korschenbroich unterwegs Gratulation! Bürgerbusverein begrüßt 100.000. Fahrgast

Glehn · Elke Tillmann wurde nach ihrer Fahrt am Dienstagmorgen von Bürgermeister Marc Venten überrascht. Vor neun Jahren starteten die Korschenbroicher mit ihrem Bus-Angebot. Alle Wünsche der Bürger können sie aber nicht erfüllen.

 An der Haltestelle des Bürgerbusses in Glehn wurde Elke Tillmann (Bildmitte) als 100.000. Fahrgast begrüßt.

An der Haltestelle des Bürgerbusses in Glehn wurde Elke Tillmann (Bildmitte) als 100.000. Fahrgast begrüßt.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Elke Tillmann nutzt seit Jahren rund fünfmal im Monat den Bürgerbus. Die 74-Jährige aus Glehn lässt sich überwiegend zu Ärzten, aber auch zum Einkaufen nach Korschenbroich bringen.

Am gestrigen Dienstag war es für sie eine besondere Fahrt mit dem Bürgerbus, den es in Korschenbroich bereits seit dem 6. April 2010 gibt: Sie war der 100.000 Fahrgast. Am Morgen dürfte sie jedoch noch nicht geahnt haben, dass sie am Vormittag beim Ausstieg an der Halltestelle „Glehn Kirche“ von Bürgermeister Marc Venten einen Blumenstrauß überreicht bekommen und kurz darauf im alten Glehner Rathaus ein Glas Sekt schlürfen würde. Sie ist mit dem Service des Bürgerbusses zufrieden.

In einer anschließenden Feierstunde erklärte allerdings der Vorsitzende des Bürgerbusvereins, Hubert Tokloth, dass längst nicht alle Wünsche der Fahrgäste berücksichtigt werden können. Schwer sei es unter anderem, neue Haltestellen einzurichten. Positiv dagegen sei die Bereitschaft der Korschenbroicher, den Bürgerbus zu lenken – 62 Ehrenamtler stehen derzeit auf der Liste, fünf davon sind Frauen. Klaus Michalak engagiert sich als ehrenamtlicher Fahrdienstleiter.

Der Rotary-Club Kaarst-Korschenbroich nutzte die Gunst der Stunde, um dem Bürgerbus-Verein einen Scheck über 500 Euro zu überreichen. „Ich freue mich, dass der Bürgerbus so gut ankommt und dass ich nicht groß um Ehrenamtler, die den Bus fahren, werben muss“, sagte Tokloth. Im ersten Jahr 2010 nutzten ab dem 6. April 2878 Bürger dieses zusätzliche Mobilitätsangebot, 2011 wurden 4797 Menschen befördert, 2017 waren es 16274 Fahrgäste – ein Rekord, der im Vorjahr mit 15178 Fahrgästen nicht hatte überboten werden können.

Bürgermeister Venten dankte den Fahrern: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Ehrenamtler ihre Zeit zur Verfügung stellen und Verantwortung übernehmen.“ Der Bürgerbus sei „ein ganz wichtiger Baustein, der hilft, die Stadt noch lebenswerter zu machen als sie ohnehin schon ist.“ Nicht anwesend waren Alt-Bürgermeister Heinz Josef Dick, der das Projekt von Anfang an gefördert hatte, sowie der Mitinitiator und frühere Vorsitzende Willy Schellen.

Zurzeit gibt es im Rhein-Kreis Neuss lediglich in Korschenbroich einen Bürgerbus, Jüchen ist zumindest in der Planungsphase. Tokloth betonte, dass es ein Kraftakt sei, einen Bürgerbus auf die Straße zu bringen. „Da gibt es zwei Hürden. Zum einen muss die Gemeinde mit bis zu 5000 Euro pro Jahr für mögliche Verluste eintreten – und ein Bus, der rund 65.000 Euro kostet, muss finanziert werden, wobei das Land 35.000 Euro beisteuert“, erklärte Tokloth und fügte hinzu: „Elektrobusse sind noch deutlich teurer.“

Gerne würden die Organisatoren zusätzliche Haltestellen bedienen, beispielsweise „Haus Tabita“ in Kleinenbroich. Aber die NEW als Nahverkehrsversorgerin gehe mit den erforderlichen Genehmigungen sehr restriktiv um, sagte Tokloth. Die Konzession gelte nur für festgelegte Routen. „Wir können deshalb nicht dem Wunsch vieler junger Leute entsprechen, sie abends mit dem Bus in die Stadt zu bringen und nachts wieder abzuholen.“

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