Hamminkeln Die Bürgerbus-Vorbilder aus Mehrhoog

HAMMINKELN · Ein starkes Stück Ehrenamt: Vor zehn Jahren machten sich Mehrhooger auf, die Mobilität im und ums Dorf zu sichern.

 Mit Blumenkette: Bürgerbus bei der Premiere.

Mit Blumenkette: Bürgerbus bei der Premiere.

Foto: BM

Gerade ist der Bürgerbus Brünen gestartet. Er fährt auch nach Mehrhoog. Von dort hat der neue Bürgerbusverein viel Knowhow bekommen. Schließlich sitzen in Mehrhoog Vorbilder des ehrenamtlichen Bürgerbusangebots. Am Samstag, 1. September, feiert der Bürgerbus-Verein Mehrhoog  (BBM) sein zehnjähriges Bestehen. Das Motto lautet „Zehn Jahre rollt der Bürgerbus Mehrhoog“. Hier heißt es: „Bürger fahren für Bürger“ und schaffen mit dem Betrieb des Bürgerbusses ein öffentliches Nahverkehrsmittel, welches von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern bewegt wird und insbesondere in nachfrageschwächeren Bereichen oder Zeiten die Mobilität der Bevölkerung gewährleisten will.

Ein solches Projekt bringt man nicht alleine in Fahrt. Als erfahrene Paten standen die Loikumer mit August Exo den Neugründern aus Mehrhoog zur Seite. Der ehemalige Vorsitzende des Bürgerbusvereins Loikum-Wertherbruch, dessen Projekt 2004 konkret wurde, gab Unterstützung. Er drängte übrigens darauf, dass die Buslinien nicht schnöde Ziffern erhielten, sondern Ortsnamen. Deshalb tourt der Bus BHM (Bürgerbus Hamminkeln Mehrhoog). Mit im Boot waren auch die Stadt Hamminkeln, die den Bürgerbus Mehrhoog finanziell trägt, und der Kreis Wesel, der mit der Bezirksregierung die Neuanschaffungen von Fahrzeugen finanziert. Die Niag steht mit Rat und Tat zur Seite und sieht das Mehrhooger Fahrangebot, das übrigens dank Niederflurtechnik auch auf Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren ausgerichtet ist, als „vollen Erfolg“. Politik und Verwaltung halfen dem Bürgerbus Mehrhoog ebenso. Entschlossener Unterstützer war Ex-Bürgermeister Holger Schlierf, der auch in der Festschrift des Vereins zu Wort kommt.

Doch am wichtigsten waren und sind die Ehrenamtlichen, die den Bürgerbus ans Rollen brachten und ihn in Bewegung halten. Mit Johannes Peters hatte der Verein einen äußerst ambitionierten Vorsitzenden, der bis heute der Motor des Vereins ist. Mit einem schlagkräftigen Vorstand rührte er die Werbetrommel unermüdlich, die Fahrgastzahlen stiegen, die Routen wurden verfeinert, feste Zeitpläne installiert, Fahrer geschult. Im Laufe der Zeit wurden die Verkehrswege gestrafft. Heute ist der Bürgerbus nicht wegzudenken als Mobilitätsangebot, das auch etwas Verbindendes hat. Man trifft sich im Bus und klönt während der Fahrt in einer Linie, die Mehr, Mehrhoog, Hamminkeln und Brünen bedient. Kein Wunder, dass die Mehrhooger maßgeblich daran beteiligt waren, dass gerade der Brüner Bürgerbusverein an den Start kam.

 Johannes Peters , Vorsitzender Bürgerbusverein Mehrhoog

Johannes Peters , Vorsitzender Bürgerbusverein Mehrhoog

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Heute ist Peter Timm Vorsitzender des Mehrhooger Vereins, der auf Höhe der Zeit einen eigenen Facebook-Auftritt hat und dessen Fahrpläne aus dem Internet herunterzuladen sind. „Wir fahren genau so viele Senioren wie Kinder und Jugendliche. Wir fahren zwei Schulen an. 12.000 Fahrgäste werden es dieses Jahr sein“, sagt er. Sein Stellvertreter ist Karl-Heinz Betker. Ein starker Vorstand, der hohe Verantwortung trägt, ist viel, aber das Team ist alles, wenn es darum geht, Kinder zum Kindergarten, zum Sportplatz oder ins Hallenbad zu fahren oder Bürger aus Randgebieten ins Zentrum zum Einkaufen, zum Arzt oder ins Rathaus zu bringen. Mittlerweile zählt der Bürgerbusverein Mehrhoog mehr als 150 Mitglieder. 55 Fahrer werden bis Ende 2018 rund 100.000 Fahrgäste in zehn Jahren transportiert haben – ein stolzes Ergebnis. Bürgermeister Bernd Romanski rühmt die „zuverlässige Vereinsarbeit“ – und sagt, dass es nicht allein um den Linienbetrieb geht, sondern auch um soziale Bindung zwischen den Dörfern. „Der Bürgerbus ist Kommunikationsmittel, man erfährt unheimlich viel“, sagt Betker. Einen aktuellen Wunsch hat er: Die Haltestelle an der Bonhoeffer-Schule solle asphaltiert werden, die Kinder stünden bei Regen im Matsch.

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