Museum B.C.Koekkoek-Haus Kleve kauft 20 Koekkoek-Zeichnungen
Kleve · Die B.C. Koekkoek-Stiftung in Kleve hat ihre Sammlung deutlich vergrößert: Sie konnte mit Hilfe des Freundeskreises der Klever Museen einen Nachlass mit Zeichnungen des Malerfürsten erwerben. Freunde standen Pate.
Der Nachlass kommt aus dem Rheinland und besteht aus 20 Zeichnungen. Es sind Blätter, etwa so groß wie ein DIN-A-4-Heft, die Motive sind meisterhaft gezeichnet und ausgearbeitet aufs Blatt gesetzt, es sind nicht nur einfache Skizzen. Auf den Bildern finden sich Menschen aus dem 19. Jahrhundert, Arbeiter und Bauern, Bürger und Mägde. Eine Magd trägt Klompen an den Füßen und hält einen dicken Korb unterm Arm, eine junge Frau stillt ihr Kind, es gibt einen Mann mit einer Axt auf der Schulter, dessen Waden von fest gewickelten Gamaschen geschützt werden. Auf einem anderen Blatt steht mit stolz durchgedrücktem Rücken auf einen schlanken Stock gestützt ein Bürger mit doppelreihiger Weste. Dabei ist auch ein tief geducktes, mit Stroh gedecktes Haus, vielleicht auch nur eine Scheune. Das Tor im Giebel hängt windschief in den Angeln.
Die Zeichnungen sind perfekt bis ins Detail ausgearbeitet und bestimmt nicht nur hingeworfene Übungen oder Studien. Sie sind auch nicht romantisch überhöht, sondern bilden Menschen aus dem Alltag ab. Jedes Motiv steht alleine auf dem Blatt, es gibt keinen Hintergrund, keine Landschaft drumherum. Koekkoek widmet sich hier ganz den Menschen. Menschen, wie man sie viel kleiner als Personal auf seinen Gemälden findet, unter hohen Bäumen oder in offener Landschaft, über deren Himmel sich ein Unwetter ballt. Denn Koekkoek malte seine Menschen selbst in die romantischen Gemälde von der Natur.
Die Erben des Nachlasses gingen davon aus, dass es die Zeichnungen eines berühmten Niederländers seien, dass sie von keinem geringeren als Barend Cornelis Koekkoek stammten. Sie wandten sich an Kunstkenner, um den möglichen Schatz schätzen zu lassen. Die wiederum verwiesen sie an einen ausgewiesenen Koekkek-Fachmann. Und der erkannte nicht nur die Handschrift des Meisters in den Zeichnungen, er wusste auch, dass das Klever Haus Koekkoek die Kunst des Malerfürsten aus dem 19. Jahrhundert verwahrt und – wenn finanzierbar – darauf bedacht ist, seine Sammlung mit Werken des Künstlers zu vermehren. Und so kam der Nachlass, bevor er in den Kunsthandel ging, an die künstlerische Leiterin des B.C. Koekkoek-Hauses in Kleve, Ursula Geisselbrecht-Capecki. Die zögerte keinen Moment und organisierte den Ankauf der Zeichnungen.
„Das Museum B.C. Koekkoek-Haus darf sich jetzt schon glücklich schätzen, eine der größten Sammlungen an Zeichnungen des Meisters zu besitzen, dieser Ankauf ist wiederum etwas ganz Besonderes“, sagt die künstlerische Leiterin des Hauses. Dieser wiederentdeckte Schatz des Malerfürsten, der seit der Nachkriegszeit in einem privaten Haushalt schlummerte, habe man jetzt für das B.C.-Koekkoek-Haus heben können, erklärt sie nicht ohne Stolz.
Der Ankauf gelang aber nur mit Hilfe des Freundeskreises der Klever Museen, der sich eine besondere Aktion einfallen ließ und jedes einzelne Mitglied in einem Rundschreiben ansprach. Denn Geisselbrecht-Capecki und der Freundeskreis organisierten Paten, je einen für jedes einzelne Blatt. Die spendeten eine Summe für eines der von ihnen ausgewählten Blätter und bekamen dafür im Gegenzug eine Reproduktion des Originals im Passepartout. „Darüber hinaus gab es einen Eintrag ins Inventarbuch, der auch für die Zukunft den Paten und seine Spende festhält“, sagt die künstlerische Leiterin. Ihr Dank gilt besonders den Paten Erica Bontekoe, Michael und Christel Gey, Oliver Locker-Grütjen, Dorothée Sack, Michael Gauß und nicht zuletzt der Hussmann GmbH in Kleve.
Geisselbrecht schreibt, dass es sich um Zeichnungen des Malers handelt. „Sie dienten vielleicht als Vorlagen für die Ausstaffierung seiner Gemälde: Es sind Blätter großer Zeichenkunst, selten auf dem Markt zu finden, mit Liebe zum Detail und der Achtung des Künstlers vor seinem Gegenüber. Dem einfachen Menschen aus dem Landvolk der damaligen Zeit, der Wäscherin, der Marktfrau, der stillenden Mutter, dem Holzsammler, dem Bauern, dem Zimmermann, den Klompen-Jungen oder dem alten Arbeiter“, listet Geisselbrecht einen Teil der Motive auf. Die Bilder könnten aber auch als Beispiele für die richtige Zeichnung an der Kunst-Akademie Koekkoeks in Kleve gebraucht worden sein, mutmaßt Geisselbrecht-Capecki.
Sobald wie möglich möchte Geisselbrecht-Capecki den Klever Bürgern den Ankauf in einer Ausstellung präsentieren. Das hänge aber einerseits von Corona und andererseits von dem Umbauplänen im Haus Koekkoek ab, sagt sie.