Auf dem städtischen Friedhof Stadt prüft Gräberfeld für Muslime

Kleve · Integrationsrat: Wie und wo können Muslime in Kleve nach ihrem Ritus beerdigt werden? Integrationsrat beschließt einen Prüfauftrag.

 Eingang zum Klever Friedhof von der Welbershöhe aus.

Eingang zum Klever Friedhof von der Welbershöhe aus.

Foto: Markus van Offern (mvo)/van Offern, Markus (mvo)

Muslime in Kleve wünschen sich, dass die Stadtverwaltung ein Areal auf dem städtischen Friedhof ausweist, auf der eine Bestattung nach muslimischem Ritus und für andere Religionen möglich ist. Hamid Benbouazza, Vorsitzender des Integrationsrates, begründete seinen Antrag unter anderem damit, dass so Familien, die bereits in der zweiten oder dritten Generation in Kleve leben, anstelle der „Beerdigung in dem jeweiligen Heimatland oder in einer entfernt gelegenen Stadt in Deutschland“ (so Benbouazza), in ihrer neuen Heimat die letzte Ruhestätte finden würden. „So wäre es den Angehörigen dann möglich, die Gräber ihrer Verstorbenen hier zu besuchen“, sagte Benbouazza. Das wäre auch ein Zeichen für Integration. Zum muslimischen Ritus gehöre, dass das Grab in Richtung Mekka ausgerichtet sei und dass der Leichnam nicht in einem Sarg beigesetzt werde. Außerdem ist in dem Antrag von einem „ewigen Ruherecht“ die Rede, das aber in Deutschland unüblich sei.

Kleves Kämmerer Klaus Keysers riet als Vertreter der Stadtverwaltung davon ab, ein separates Areal einzurichten. Der Klever Friedhof sei eine zentrale Stätte und für alle Glaubensrichtungen offen. „Alle können hier eine Ruhestätte finden, wir können und wollen für einzelne Gruppen keine Ausnahme machen und spezifische Flächen für Glaubensgruppen ausweisen: wir verstehen unseren Friedhof als ein offenes Miteinander der Religionen“, sagte Keysers. Zudem gebe es bei der Stadt Überlegungen, bestimmte Flächen – der Friedhof wurde großflächig erweitert und Teile werden nicht genutzt – wieder für die Stadtplanung aus der Friedhofsfläche herauszunehmen. Eine ewige Friedhofsruhe sei auf dem städtischen Friedhof in Kleve ebenfalls nicht vorgesehen.

Anne Fuchs von den Offenen Klevern (OK) pflichtete dem Kämmerer bei. Es sei ein Zeichen von Integration, wenn es eben keine abgegrenzten Flächen für bestimmte Religionen gebe. „Das ist ein Friedhof für alle, für Menschen ohne Glauben, für Muslime und Christen“, sagte Fuchs. Jeder habe dort die Möglichkeit, nach seinen Vorstellungen beerdigt zu werden. Sie wisse aus Gesprächen beispielsweise mit Menschen jesidischen Glaubens, dass die Stadt hier entgegenkommend sei – auch was die Ausrichtung des Grabes in eine bestimmte Himmelsrichtung betreffe. Das bestätigte auch Keysers: Ein Wunsch nach Bestattung in einem Grab mit einer bestimmten Ausrichtung könne erfüllt werden.

Emine Polat (SPD) unterstrich, dass für Muslime eine Bestattung ohne Sarg wichtig sei. Georg Hiob (CDU) lehnte zwar ein eigenes Areal ab, regte aber an, andere Möglichkeiten zu prüfen – beispielsweise ob eine sarglose Bestattung rechtlich möglich sei. Christian Nitsch (SPD) hatte schon früh in der Diskussion  die Sensibilität des Themas ausgemacht und schlug vor, den Antrag in einen Prüfantrag umzuwandeln. Vor allem sei zu prüfen, was die rechtlichen Rahmenbedingungen anbetrifft und wie man, vielleicht auch ohne abgegrenztes Areal, Bestattungen nach bestimmten Riten ermöglichen kann. Der Prüfauftrag wurde einstimmig so beschlossen.

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