Diskussion um Tiere im Kreis Kleve „Die Schäden durch Biber sind überschaubar“

Kreis Kleve · Die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve fordern ein Bibermanagement, um mit möglichen Problemfällen besser umgehen zu können. Die Kreisverwaltung lehnt das als unnötig ab – aus gleich mehreren Gründen.

 Unverkennbar: Spuren des Bibers an der Nette in Wachtendonk.

Unverkennbar: Spuren des Bibers an der Nette in Wachtendonk.

Foto: Freie Wähler

Im Jahr 1994 wurden im Rahmen des grenzüberschreitenden Projektes „De Gelderse Poort“ mehrere Biberfamilien aus dem Einzugsgebiet der Elbe direkt hinter der niederländischen Grenze in der Millingerwaard im Rijnstrangengebied angesiedelt. Nach nur wenigen Wochen hatten einzelne Tiere den Weg zurück nach Deutschland gefunden und siedelten sich unter anderem am Klever Tweestrom und an der Löwenberger Landwehr in Emmerich an. Nahezu unbemerkt von der Bevölkerung besiedelte der Biber in den Folgejahren weitere Gewässer, wie zum Beispiel die Niers und deren Nebenflüsse. Auch im Kreis Wesel wurden die Tiere aktiv angesiedelt, die ebenfalls über die Kreisgrenze kamen. Kurzum: Der Biber ist bei uns wieder heimisch.

Das sorgt aber offenbar nicht nur für Begeisterung. „Obwohl die steigende Population des Bibers in vielen Kommunen für den Naturschutz und die Biodiversität als positiv anzusehen ist, verlangt diese Entwicklung die größte Aufmerksamkeit aller beteiligten Personen und Gruppen“, heißt es von den Vereinigten Wählergemeinschaften im Klever Kreistag. Die Gruppe fordert nun, ein „Bibermanagement“ einzuführen. „So kann vorbeugend auf mögliche Problemfälle schnell reagiert werden und zukünftige Schutzmaßnahmen für Grundstücksbesitzer eine Konfliktminimierung garantieren.“ Man wolle klar sagen können, wer, wann und wo Ansprechpartner für zum Beispiel vorbeugende Schutzmaßnahmen ist. Die Vereinigten Wählergemeinschaften setzen das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Fachausschusses für Klima, Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz zur Beratung und Beschlussfassung.

Die Kreisverwaltung hat sich bereits gegen die Pläne der Freien Wähler ausgesprochen. „Nach mehr als 25 Jahren Erfahrung mit dem Umgang mit Bibern und ihren Aktivitäten ist es aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde nicht notwendig, ein eigenes Konzept zum Bibermanagement zu erarbeiten. Dies auch vor dem Hintergrund, dass das LANUV gerade an einem landesweiten Bibermanagement arbeitet, das in diesem Frühjahr veröffentlicht werden soll“, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung, die empfiehlt, den Antrag abzulehnen.

Biber besiedeln bevorzugt Gewässer mit einer Mindesttiefe von etwa 80 Zentimetern. Damit können sie ihren Höhleneingang unterhalb des Wasserspiegels anlegen und Fressfeinde schaffen es nicht, einzudringen. Deshalb waren sie am Niederrhein auch zunächst nur an ausreichend tiefen Gewässern zu finden. Erst mit der Ausbreitung der Population wurden auch Nebenbäche und andere Wasserstellen besiedelt. Dort legten Tiere dann Dämme an, um die notwendige Wassertiefe zu gewährleisten. Mittlerweile sind Biber an geeigneten Stellen im gesamten Kreisgebiet zu finden.

Mit den Deichverbänden und den Wasser- und Bodenverbänden seien im Falle der Anlage von Biberdämmen Lösungsmöglichkeiten gesucht worden, heißt es vom Kreis. Dämme an neuralgischen Punkten, die zu einer Überflutung von bebauten Gebieten führen würden, dürfen entfernt werden. An anderen Stellen werden Biberdämme geduldet oder auf einem bestimmten Niveau gehalten. „Die Schäden durch Biber sind überschaubar, oft hilft schon ein Gitter, um Bäume vor Nageaktivitäten zu schützen.“ Vernässtes Grünland könne in den Vertragsnaturschutz aufgenommen und so der Ertragsverlust kompensiert werden.

Ein Naturschutzgebiet mit einem Erlenbruchwald, der vom Biber stark aufgestaut wurde, habe sich hervorragend entwickelt. Die Nutzungseinschränkungen wurden über die Einrichtung eines Ökokontos ausgeglichen. „Einziger Negativpunkt sind die vielen Biber, die dem Autoverkehr zum Opfer fallen. Biber schwimmen nicht gerne unter Brücken durch, sondern nutzen lieber die darüber liegenden Fahrbahnen“, heißt es vom Kreis. Im Rahmen eines Interreg-Projektes wurden daher bereits an einigen Stellen Bermen und Laufbretter angebracht, so dass die Tiere die Straße sicher unterqueren können.

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