Blinder Passagier in Weeze So geht es der Schildkröte aus dem Flugzeug

Weeze/Rheinberg · Das kleine Reptil, das beim Flug von Marokko nach Weeze an Bord der Maschine über den Boden kroch, ist jetzt im Terrazoo Rheinberg. Dort erholt sich das Tier und soll weiter untersucht werden.

 Die kleine Schildkröte aus dem Flugzeug ist noch ein Baby und nur wenige Zentimeter groß.

Die kleine Schildkröte aus dem Flugzeug ist noch ein Baby und nur wenige Zentimeter groß.

Foto: Terrazoo

Der kleine blinde Passagier ist inzwischen sicher gelandet. Die niedliche Maurische Landschildkröte, die auf einem Flug von Marrakesch nach Weeze im Flieger auf dem Fußboden entdeckt wurde, erholt sich jetzt von den aufregenden Tagen im Terrazoo Rheinberg. Wie berichtet, hatte das Flugpersonal die Schildkröte entdeckt. Niemand im Flugzeug hatte sich als Besitzer zu erkennen gegeben und so war das Tier bei Beamten vom Zoll gelandet, die die Schildkröte zum Terrazoo nach Rheinberg brachten.

Dort ist das Reptil jetzt in einem eigenen Terrarium, denn es muss erst einmal genau untersucht werden und befindet sich daher in Quarantäne. Noch ist die Umgebung eher kahl und steril, damit das Tier mit möglichst wenigen Bakterien in Berührung kommt. Etwa zwei bis drei Wochen wird die Schildkröte isoliert bleiben müssen.

Die kleine Schildkröte wurde an Bord einer Ryanair-Maschine gefunden.

Die kleine Schildkröte wurde an Bord einer Ryanair-Maschine gefunden.

Foto: Latzel

Aber das kleine Tier scheint die Reise gut überstanden zu haben. „Es geht der Schildkröte super, sie ist auch in einem guten Zustand zu uns gebracht worden“, berichtet Niklas Schumacher vom Terrazoo.

Jetzt wird das Tier hier betreut, ist getrennt im geschützten Bereich des Zoos. Gerade laufen noch die Winterferien, daher ist der Besucherandrang im Terrazoo richtig groß. Viele Familien nutzen die Zeit, um sich die Tiere in Rheinberg anzusehen. Auf die kleine Maurische Schildkröte müssen sie allerdings noch verzichten. Noch darf sie nicht in den öffentlichen Bereich.

Die Experten schätzen, dass das Reptil noch ziemlich jung ist. Es ist quasi ein Schildkröten-Baby von zwei bis drei Monaten und gerade mal so um die sieben Zentimeter groß. Es ist noch ganz am Anfang seines langen Lebens, denn die Tiere können ein stattliches Alter von 80 bis 100 Jahre erreichen. Einen Namen hat der kleine Geselle noch nicht bekommen, auch ist offen, was mit ihm passieren wird.

Erst einmal wird weiter gesucht, ob doch noch ein Besitzer gefunden werden kann. Dass das Tier von alleine ins Flugzeug gekrochen ist, wird ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist, dass jemand die Schildkröte per Handgepäck einschmuggeln wollte. Unterwegs hat sich das Tier dann offenbar davongemacht.

Die Maurische Landschildkröte ist eine Tierart, die nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt ist. Die Ein- und Ausfuhr kann auf Grund der Bedrohung ihrer Population nur mit artenschutzrechtlichen Dokumenten erfolgen. „Vermutlich gab es diese Bescheinigung nicht, daher hat sich der Besitzer lieber nicht gemeldet“, hatte die Sprecherin des Zolls Anja Turloff-Galetzki gegenüber der Redaktion gesagt. Denn wer mit artengeschützten Tieren, Pflanzen oder daraus hergestellten Gegenständen erwischt wird, dem droht neben der Beschlagnahmung auch noch eine Geldstrafe.

Noch laufen hier die Ermittlungen. Davon hängt auch ab, wer die Kosten für die Versorgung der Schildkröte übernimmt.

Denkbar ist, dass sie in einen anderen Zoo kommt oder in gute Hände vermittelt wird. Solche Landschildkröten würden oft auch privat gehalten, so Niklas Schumacher. Es kann allerdings auch sein, dass die Schildkröte ganz im Terrazoo bleibt. In etwa zwei Monaten könnte sie dann in der Ausstellung zu sehen sein. Auf jeden Fall hätte sie dann Gesellschaft. Der Terrazoo hat nämlich bereits mehrere seiner Artgenossen. Und darunter sind auch ähnlich alte Babies. Gut möglich also, dass für den blinden Passagier die Reise aus Marokko an den Niederrhein ein gutes Ende nimmt.

Dass Tiere, die dort aufgenommen wurden, auch im Terrazoo bleiben, ist keine Seltenheit. Die giftige Spinne etwa, die spektakulär vor einiger Zeit im Kaufland-Supermarkt in Rees in einer Bananenkiste entdeckt worden war, ist immer noch im Terrazoo. Ihr geht es gut, sie lebt dort allerdings hinter den Kulissen und ist nicht von Besuchern zu sehen.

Der Terrazoo ist eine offizielle Auffangstation für Reptilien, Spinnen oder ähnliches. Und da kommt einiges zusammen. Etwa 500 Tiere landen pro Jahr in dem Zoo in Rheinberg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort