Konzert in der Paterskirche Spanische Orgelmusik und Meditationen zum Pilgern

Kempen · Ein neues Konzertformat überzeugte die Zuhörer in der Paterskirche: Die Vereine König-Orgel und Geschichts- und Museumsverein arbeiten zusammen.

 Organist Cea Galán kommt aus Andalusien.

Organist Cea Galán kommt aus Andalusien.

Foto: Jesœs Quintanar/Jesus Quintanar

Beim jüngsten Orgelkonzert gab es zum ersten Mal eine Kooperation zwischen dem Verein König-Orgel und dem Kempener Geschichts- und Museumsverein. Nicht nur das in großer Zahl erschienene Publikum, auch die Organisatorin Ute Gremmel-Geuchen war, wie sie in ihrer Begrüßung verriet, gespannt auf das neue Format mit Orgelmusik und (Bild-) Meditationen.

Ina Germes-Dohmen machte zunächst mit einem dreiteiligen Gemälde eines flandrischen Malers bekannt. Es stellt die recht krude Legende des „Hühnerwunders“ da: Vater und Sohn sind auf der Wallfahrt nach Santiago de Compostela, der Sohn wird wegen eines vermeintlichen Diebstahls zum Tod am Galgen verurteilt, doch der heilige Jakobus rettet ihn. Der Gerichtsvorsteher mag diese Nachricht nicht glauben und meint, der Gehängte sei ebenso tot wie die Hühner auf seinem Teller, die er gerade zu verspeisen gedenkt. Doch diese werden plötzlich lebendig und fliegen davon.

Frau Germes-Dohmen verstand es ausgezeichnet, diese seltsame Geschichte als Metapher zu deuten und Grundsätzliches zum Pilgern in früherer und heutiger Zeit zu vermitteln. „Ich wurde gerufen“, so erklärte der zurzeit bekannteste Pilger, Hape Kerkeling, seinen plötzlichen Entschluss, nach Santiago de Compostela aufzubrechen. Zu sich selbst zu kommen, sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen, ist auch heute noch die Motivation der immer zahlreicher werdenden Pilgergruppen.

Zu all‘ diesen Gedanken passte ganz ausgezeichnet die altspanische Orgelmusik, die der eigens aus Sevilla angereiste Konzertorganist, Dozent am Conservatorium seiner Heimatstadt und Leiter der „Andalusian Organ Academy“, Andrés Cea Galán, ausgewählt hatte. Mit der nach alten Vorbildern und den entsprechenden Klangfarben konzipierten Orgel in der Paterskirche hatte der spanische Gast ein Instrument zur Verfügung, wie es geeigneter nicht hätte sein können. Zunächst erklang „Tiento (=Stück) im ersten Ton“ von Antonio de Cabezón (1510-1566), dem berühmtesten iberischen Komponisten des 16. Jahrhunderts. Nach einer Komposition des ebenfalls in Sevilla geborenen Francisco Correa de Arauxo (1584-1654) konnte Cea Galán mit zwei eingängigen Tongemälden von Juan Cabanilles (1644-1712) die Pracht und Farbigkeit des kostbaren Instruments und auch seine spieltechnische Brillanz unter Beweis stellen. „Batalla im sechsten Ton“ von Joseph Ximénez (1600-1660) ließ tonmalerisch eindrucksvoll eine Schlacht erleben, und mit einem andächtigen, zum Wandlungsritus in der katholischen Kirche gedachten Opus von Pablo Bruna (1611-1679) beendete der Künstler seine musikalischen Vorträge – passend zu den zum Nachdenken anregenden Worten der Referentin. Dankbarer Beifall galt beiden.

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