Kempen Linke: Mitarbeiter bleiben auf der Strecke

KEMPEN · Günter Solecki mahnt für die Linkspartei ein Personalentwicklungskonzept für die Stadtverwaltung an. Vieles läge im Rathaus im Argen. Solecki bringt Stadtkämmerer Jörg Geulmann (CDU) als Bürgermeisterkandidat ins Gespräch.

 Nach Ansicht der Linken braucht die Kempener Stadtverwaltung dringend ein Personalentwicklungskonzept.

Nach Ansicht der Linken braucht die Kempener Stadtverwaltung dringend ein Personalentwicklungskonzept.

Foto: Norbert Prümen

„Der Mann macht einen richtig guten Job, hat schon viele Schwachstellen aufgedeckt und gute Problemlösungen vorgeschlagen“, sagt Günter Solecki. Der Linken-Politiker ist Vorsitzender der kleinen Zwei-Mann-Stadtratsfraktion der Partei Die Linke. Und wen er im Sommergespräch mit der Rheinischen Post meint, ist Stadtkämmerer Jörg Geulmann. Der ist keineswegs ein Parteifreund der politischen Linken, sondern seit Jahren CDU-Mitglied. Solecki bescheinigt dem Kämmerer sehr gute Arbeit und bringt ihn gleich mal als Bürgermeisterkandidat für die nächste Kommunalwahl 2020 ins Gespräch.

 Stadtkämmerer Jörg Geulmann wird als Bürgermeisterkandidat für die Kommunalwahl 2020 ins Gespräch gebracht.

Stadtkämmerer Jörg Geulmann wird als Bürgermeisterkandidat für die Kommunalwahl 2020 ins Gespräch gebracht.

Foto: Wolfgang Kaiser

In der Tat laufen hinter den Kulissen bereits Gespräche um mögliche Kandidaten und Kandidaturen für die Nachfolge von Amtsinhaber Volker Rübo. Der Kempener Bürgermeister hat sich zwar noch nicht erklärt, aber in politischen Kreisen geht man davon aus, dass Rübo 2020 nicht für eine dann dritte Amtsperiode antritt. In der Kempener CDU wird demnächst ein neuer Parteivorsitzender gewählt. Der Vorstand des CDU-Stadtverbandes hat Philipp Kraft nominiert.

Gut möglich, dass Kraft – sollte er bei der nächsten Mitgliederversammlung tatsächlich gewählt werden – im kommenden Jahr als CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt aufgestellt wird. Dann wäre Stadtkämmerer Jörg Geulmann als CDU-Bewerber allerdings aus dem Rennen. Und für diesen Fall soll es Bestrebungen geben, Geulmann als unabhängigen Kandidaten zu nominieren, der auf dem Ticket mehrerer Parteien gegen einen CDU-Bewerber Kraft antreten könnte. Günter Solecki kann sich vorstellen, eine Kandidatur Geulmanns zu unterstützen.

Die Stadtverwaltung brauche einen neuen unverbrauchten Kopf an der Spitze, der das Verwaltungsgeschäft und auch die Besonderheiten im Kempener Rathaus kennt. Solecki verweist auf das Gutachten des Beratungsunternehmens Allevo. Dort seien Wege aufgezeigt, wie das Verwaltungshandeln und die interne Kommunikation verbessert werden können. „Doch da will der Bürgermeister nicht ran“, meint Solecki. „Er ist kein Macher, der die Richtung vorgibt.“ Auch Solecki drängt auf ein Personalentwicklungskonzept. „Das brauchen wir dringend, denn sonst bleiben die Rathaus-Mitarbeiter am Ende auf der Strecke“, sagt er. Vielfach werde fähigen Mitarbeitern nicht genug Entfaltungsspielraum gegeben. Viele Rathaus-Beschäftigte seien nicht nur mit den räumlichen Arbeitsbedingungen unzufrieden, sondern bemängelten auch das Fehlen persönlicher Perspektiven, Qualifizierungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Die Stadtverwaltung müsse zudem mehr Ausbildungsplätze anbieten.

Was die geplante Sanierung des Rathaus-Gebäudes am Buttermarkt betrifft, kritisiert Solecki den Plan, das Vorhaben zunächst zurückzustellen und vor allem abzuwarten, wie das Rheinischen Amt für Denkmalpflege den Denkmalwert des Rathauses abschließend bewertet. Es sei ein Fehler, die drei derzeit im Bau befindlichen Bürohäuser an der Schorndorfer Straße nicht – wie ursprünglich geplant – zunächst als Ausweichquartier für die Rathaus-Mitarbeiter zu nutzen und das Rathaus für die Sanierung leer zu ziehen. Man sollte die geplante Rathaus-Sanierung beschleunigen, notfalls gegen Empfehlungen der oberen Denkmalbehörde.

Als mögliche Entlastung für die überlastete Kempener Bauverwaltung bringt Linken-Politiker Solecki die Kreisverwaltung ins Gespräch. „Wir könnten den Kreis projektbezogen als Dienstleister bei Planungssachen nutzen“, meint er.

Gut findet er den Vorschlag des neuen Technischen Beigeordneten Marcus Beyer, für bestimmte Projekte verwaltungsinterne Arbeitsgruppen einzurichten, um die Zusammenarbeit verschiedener Dezernate effektiver und effizienter zu gestalten.

Solecki mahnt einen Fortgang beim Projekt „Schulcampus Kempen“ an. Ähnlich wie die Grünen schlägt er vor, eine weiterführende Schule komplett neu zu bauen. Es sei für die Gesamtschule auf Dauer nicht zumutbar, auf mehrere zum Teil veraltete Gebäude verteilt zu sein. In diesem Zusammenhang schlägt der Linken-Politiker vor, auch über eine Fusion der beiden Gymnasien nachzudenken. Eine zweite Gesamtschule könnte Sinn machen. Auch eine Primusschule, für die in Viersen ein landesweiter Modellversuch läuft, sei zu prüfen. Schließlich wünscht sich der St. Huberter Solecki eine weiterführende Schule fürs Kendeldorf. Dort könnten dann Schüler aus St. Hubert und Tönisberg unterrichtet werden.

Bei der Sportentwicklung sei man endlich auf einem guten Weg. Noch in diesem Jahr müsste klar sein, dass die Stadt an der Tönisberger Straße ein neues Sportzentrum bauen könne, so Solecki. Als Standort für ein neues Hotel befürwortet der Linken-Politiker den Bereich des Bahnhofs. Für die Tourismus-Information empfiehlt Solecki eine Pavillonlösung zwischen Burg und Kulturforum, nachdem der Museumseingang aus Brandschutzgründen wohl nicht infrage kommt. Die Heilig-Geist-Kapelle ist für ihn nur die zweitbeste Lösung.

Für das geplante neue Wohngebiet im Kempener Westen fehlen der Linkspartei noch „die zündenden Ideen“. Bei der Verkehrsführung spricht sich Solecki für einen Westumgehung aus, die auch die Berliner Allee und die Birkenallee vom Durchfahrtverkehr entlastet.

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