Mensch & Stadt Entbindung in Zeiten der Corona-Krise

Kempen/Vorst · Schwangere Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen, plagen Ängste und Unsicherheit in dieser Zeit. Frauenärzte versuchen zu beruhigen. Die Elternschule Kempen unterstützt die Frauen mit Videos für daheim.

 Die Vorsterin Barbara Roosen erwartet in wenigen Tagen ein Kind. Sie will im Kempener Krankenhaus entbinden.

Die Vorsterin Barbara Roosen erwartet in wenigen Tagen ein Kind. Sie will im Kempener Krankenhaus entbinden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Julia Gericke, Inhaberin der Elternschule Kempen, kann diese Ängste gut nachvollziehen. Sie selbst musste die Elternschule im Arnoldhaus vorerst schließen. Kurse wie Yoga für Schwangere, Geburtsvorbereitung oder Rückbildung wurden von jetzt auf gleich abgebrochen. „Eine Schwangerschaft stoppt ja nicht einfach, man holt die Frauen an einer anderen Stelle wieder ab, wenn der Betrieb wieder anläuft“, sagt Julia Gericke, die die Elternschule seit 2011 leitet.

Ihre Idee: Sie produziert gerade Videos für ihre Kundinnen, dass sie zu Hause erst mal allein weitermachen können. „Ich bin der Typ für persönlichen Kontakt, ich hoffe sehr, dass es dann am 20. April wieder mit den Kursen losgehen kann“, sagt die studierte Diplom-Kauffrau. Julia Gericke plagen auch, wie viele Selbstständige gerade, existentielle Ängste. Sie will deshalb die „NRW Soforthilfe“ zur finanziellen Unterstützung beantragen. Barbara Roosen könnte dann ihren Rückbildungskursus in der Elternschule wie geplant starten, wie schon den Lehrgang Erste-Hilfe für Neugeborene oder einen Schwangeren-Fit-Kursus.

Für die Oberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, Sabine Leenen, und ihr Team im Kempener Krankenhaus sind das gerade auch keine einfachen Zeiten. Sie versucht, ihren Patientinnen bereits im Vorfeld die Sorgen zu nehmen, und berichtet von einem Erfolg: „Insgesamt gehen unsere Schwangeren relativ gelassen mit der Situation um. Das können sie auch, denn tatsächlich besteht für eine Entbindung derzeit nicht mehr Grund zur Sorge als früher“, sagt die Fachärztin. Eine „Corona-Task-Force“ sei im Krankenhaus eingerichtet worden, und auch die Neugeborenen können weiterhin, solange es ihnen gut geht, bei der Mutter im Zimmer bleiben. Aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahren für alle Patienten im Kempener Krankenhaus gibt es jetzt ein generelles Besuchsverbot. „Väter sind aber herzlich willkommen, der Nachwuchs muss der Familie aber erstmal per Video vorgestellt werden“, sagt die Oberärztin. Auch empfiehlt Sabine Leenen, die strenge Besuchsregelung zu Hause fortzuführen.

Barbara Roosen entbindet in zwei Wochen, so der ausgezählte Termin. Im Moment geht sie mit ihrem Mann viel spazieren und versucht, sich mit Nähen, Stricken, Backen und Kochen abzulenken.

Das Kempener Krankenhaus sieht derzeit kein Problem darin, dass ihr Mann nicht mit in den Kreißsaal gehen dürfte: „Allerdings nur, wenn klar ist, dass die werdende Mutter den Kreißsaal nicht mehr verlässt. Bei der Geburt können die Väter dabei sein“, sagt die Sprecherin der Artemed-Gruppe, zu der das Hospital zum Heiligen Geist Kempen gehört, Leonie Ottmer. Das wäre auch ein Herzenswunsch von Barbara Roosen. Sie hofft, dass sie das unbeschreibliche Gefühl der Geburt direkt mit ihrem Mann Nico teilen kann.

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