Hochschüler stellen in Kamp-Lintfort aus Wie junge Kunst bewegt und begeistert

Kamp-Lintfort · Durch die Linse von Studierenden der Hochschule Rhein-Waal kann man im Schirrhof die Kraft der Selbstdarstellung entdecken: In der Ausstellung „Show Me Through Your Eyes“ geht es um das Thema Selbstporträts.

 Auch Student Okundia Obazee zeigt im Schirrhof sein Selbstporträt.  Foto:    Norbert Prümen

Auch Student Okundia Obazee zeigt im Schirrhof sein Selbstporträt. Foto: Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen

Eine ansehnliche Fotoserie aus drei Bildern: Im Zentrum ist ein junges Mädchen zu sehen mit Blumen im Haar, rechts daneben eine Frau, wie sie ihre Großmutter innig umarmt, und links ein verschwommenes schwarz-blaues Bild. Auf den ersten Blick mag kein Zusammenhang bestehen, bei genauerem Hingucken dann aber doch: Das blau-schwarze Bild stellt einen inneren Gemütszustand der Unruhe dar. Das Mädchen soll für die Zukunft der Mutter sowie des Heimatlandes stehen. Die Umarmung das Wiedersehen nach einer langen und schmerzvollen Suche. „Ich habe mich bei meinem Selbstporträt bewusst dazu entschieden, auf die momentane Situation in der Ukraine einzugehen. Es ist für mich eine Art der Verarbeitung des Geschehenen und gibt mir die Möglichkeit, auf die Situation in meiner Heimat aufmerksam zu machen“, sagte Ekaterina Sennikova-Kalach.

Sie ist Studentin des internationalen Studiengangs „Information and Communication Design“ an der Hochschule Rhein-Waal und kommt aus der Ukraine. Dass es sich hier nicht um klassische Selbstporträts handelt, ist schnell zu erkennen – aber auch beabsichtigt. Unter Anleitung der Dozentin Veronica Losantos erforschten 17 Studierende des Studiengangs die Natur des Selbstporträts. Dabei verwenden die Studierenden die Fotografie sehr persönlich und introspektiv, um ihre Identität, aber auch ihre Gefühle, auszudrücken. „Die Studierenden sollten sich durch diese Aufgabe selbst besser kennenlernen und innerhalb des Prozesses auch neue Erfahrungen mit sich selbst sammeln“, erklärte die Fotokünstlerin und Dozentin Veronica Losantos am Freitagabend bei der Vernissage im Schirrhof. Der Kurs bietet den Studierenden zudem die Möglichkeit, professionell an einer Fotoserie zu arbeiten, eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen und ihre Lieblingsmenschen sowie Interessierte an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Von Verletzlichkeit bis Selbstfindung nehmen die Fotografien die Betrachter mit auf eine Reise der Selbstdarstellung und Selbstbeobachtung. Auch Nina Skornia, ebenfalls Studentin an der Hochschule Rhein-Waal, ist Teil der Ausstellung.

Sie hat sich bei ihrem Projekt besonders mit dem Thema „overthinking“, also das Überdenken von gewissen Situationen im Studium sowie im Alltag, auseinandergesetzt. „Das Sprichwort ,Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr‘ beschreibt ganz gut, was ich hier darstellen möchte. Nicht mehr in der Lage zu sein, einen klaren Gedanken zu fassen und das Gefühl zu haben, die Kontrolle über eine gewisse Situation verloren zu haben – so geht es mir oft. Ich habe dieses Projekt also als Chance gesehen, mich meinen Problemen zu stellen und hoffe, mit meinem Kunstwerk auch andere Menschen dazu bringen zu können, über ihre eigene Situation nachzudenken. Außerdem möchte ich die Menschen mit ähnlichen Problemen wissen lassen, dass sie nicht allein sind“, erklärte die 21-Jährige.

Susanne Rous, Amtsleiterin des Kulturbüros der Stadt Kamp-Lintfort, war bei der Eröffnungsfeier der Ausstellung der Studierenden der Kamp-Lintforter Fakultät auch dabei – und schwer begeistert von den ausgestellten Fotoserien. „Die Ausstellung ist wirklich sehr gelungen und ich spreche meinen großen Respekt gegenüber den Studierenden aus, denn so persönliche Fotografien der Öffentlichkeit zu präsentieren, das muss man sich erstmal trauen“, meinte Susanne Rous.

Es ist bereits die zweite Kooperation mit der Hochschule und die Möglichkeit für die Studierende, zu zeigen, was sie können und was sie bewegt. „Durch die Hochschule kommt frischer Wind in unseren Schirrhof und es ist eine Riesenbereicherung. Diese Ausstellung bietet Besuchern die Möglichkeit mit kunstschaffenden Menschen in Kontakt zu kommen und sich inspirieren zu lassen“, erklärte Rous. Zu sehen sind einige der verschiedenen Fotoserien von insgesamt 17 Studenten.

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