Ehrenamt in Kamp-Lintfort Die Mahl-Zeit geht in die Verlängerung

Kamp-Lintfort · Mit dem kostenlosen Mittagstisch und Klön-Angebot hat die evangelische Kirchengemeinde einen Nerv getroffen. Mittlerweile kommen jeden Donnerstag mehr als 50 Personen. Die Kirchengemeinde sucht ehrenamtliche Helfer.

 Dorothee Neubert, Lutz Zemke, Jürgen Voß, Birgitt und Michael Lammersdorf (v.l.) engagieren sich für die „Mahl-Zeit“. Die evangelische Kirchengemeinde hatte das Projekt initiiert.   Foto: Norbert   Prümen

Dorothee Neubert, Lutz Zemke, Jürgen Voß, Birgitt und Michael Lammersdorf (v.l.) engagieren sich für die „Mahl-Zeit“. Die evangelische Kirchengemeinde hatte das Projekt initiiert. Foto: Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen

„Es ist so schön, anderen helfen zu können“, sagt Michael Lammersdorf. Er, der dem Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Lintfort angehört, und seine Mutter Birgitt Lammerdorf, die dem Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Rheinkamp angehört, hatten die Idee, am Donnerstag Heringsstipp mit Pellkartoffeln für die „Mahl-Zeit“ vorzubereiten. „Das schmeckt uns und passt zur Jahreszeit“, begründet Birgitt Lammersdorf. Die beiden kochen in der Küche des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses und auf einem Gasgrill im Garten sage und schreibe 25 Kilogramm Kartoffeln. „Wenn Menschen zusammensitzen, haben sie mehr Appetit“, weiß Michael Lammersdorf. „Und manchmal fragen sie, ob sie noch ein paar Kartoffeln mit nach Hause nehmen können. Deshalb haben wir 12,5 Kilo Kartoffeln in Reserve.“

Bis zu 54 Personen kommen zur „Mahl-Zeit“. „Das sind so viele, wie noch nie“, freut sich Lutz Zemke. Er organisierte als Vorsitzender des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Lintfort die Zukunftswerkstatt mit, bei der im September 2022 in der Christuskirche an der Friedrich-Heinrich-Allee Gemeindemitglieder Ideen zusammentrugen. Zum Beispiel sprachen sie darüber, wie die Gemeinde sich zukünftig bei Gottesdiensten aufstellen solle und wie sie bei der Diakonie, der Nächstenliebe, in die Welt hineinwirken wolle.

„Eine Idee war die Mahl-Zeit“, erzählt Lutz Zemke von dem neuen Projekt, das es bis dahin nicht im Kirchenkreis Moers gab. „Sie ist für die Besucher kostenlos. Zum einen soll sie Menschen ansprechen, denen das Geld fehlt, sich ein warmes Essen zuzubereiten. Die Lebensmittelkosten sind in den letzten Monaten stark gestiegen. Zum anderen richtet sie sich an Menschen, die alleinstehend sind und nicht mehr jeden Tag kochen wollen. Die Einsamkeit hat mit der Pandemie zugenommen. Bei der Mahl-Zeit haben die Gäste Zeit, zu klönen, sich auszutauschen. Deshalb schreiben wir Mahl-Zeit bewusst mit Bindestrich.“ Ende November 2022 lud die Kirchengemeinde zum ersten Mal zur Mahl-Zeit ein. Zunächst war das Projekt bis Ende März 2023 befristet. Dann wollte die Kirchengemeinde schauen und entscheiden, ob das Projekt weitergeht.

Doch die Kirchengemeinde plant schon jetzt, ab April in die unbefristete Verlängerung zu gehen, nachdem es anfangs nur 15 Gäste waren und es heute mehr als 50 sind. „Die ersten kommen bereits um 11.30 Uhr, obwohl die Mahlzeit erst um zwölf Uhr beginnt“, sagt Philipp Zantke als Hausmeister des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses. Schnell haben sich feste Gruppen gebildet, zum Beispiel eine Frauengruppe. Die meisten Besucher sind zwei Stunden da, weil sie die Gelegenheit zum Gespräch nutzen. Die Besucher sitzen an Achtertischen, um von Ehrenamtlichen bedient zu werden, am vergangnenen Donnerstag von Kai Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie im Kirchenkreis Moers, Jürgen Voß, Regionalkoordinator der Diakonie, und Dorothee Neubert, Pfarrerin der Kirchengemeinde Lintfort. „Wir predigen nicht nur die Nächstenliebe“, sagt sie. „Wir leben sie. Wir freuen uns, dass ein solches Projekt aus der Gemeinde heraus entstanden ist.“

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