Ökumenischer Verein aus Büttgen Tschernobyl-Hilfe hat sich aufgelöst

Büttgen · Aus Altersgründen wurde der Verein abgemeldet. Damit endet eine 22-jährige Erfolgsgeschichte. Die Verantwortliche Anni Müller ist traurig über die Auflösung.

 Anni Müller, Frauke Diening und ihr Ehemann Anton (v.l.) bildeten den Vorstand der ökumenischen Tschernobyl-Hilfe in Büttgen.

Anni Müller, Frauke Diening und ihr Ehemann Anton (v.l.) bildeten den Vorstand der ökumenischen Tschernobyl-Hilfe in Büttgen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Eine 22-jährige Erfolgsgeschichte fand am 31. Dezember 2020 ihren Schlusspunkt: Die zwölf aktiven Mitglieder der ökumenischen Tschernobyl-Hilfe entschieden per Auflösungsbeschluss über das Ende ihres Vereins. Die Tschernobyl-Hilfe wurde von Anni Müller gemeinsam mit Anton und Frauke Diening, die als Schriftführer und Kassiererin Verantwortung übernahmen, gegründet. Für Anni Müller ist es sehr schwierig, über das Ende „ihrer“ Tschernobyl-Hilfe zu sprechen. „Es tut schon weh“, sagt sie wehmütig. So berichtet das Ehepaar Diening über das vielfältige und beherzte Engagement nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986. Zunächst unterstützten die Ehrenamtler ähnliche Vereine in Korschenbroich, Dortmund und Wegberg, bevor sie 1998 die Kaarster Tschernobyl-Hilfe ins Leben riefen. Sie verhalf kranken Kindern zu Aufenthalten in Gastfamilien und der Verein mietete ein Gebäude der Pfadfinder in Mönchengladbach-Giesenkirchen an. Kindern mit Behinderungen in Begleitung eines Elternteils wurde so ein unbeschwerter vierwöchiger Aufenthalt ermöglicht. „Bis zu 50 Kinder kamen per Bus angereist“, erinnert sich Anton Diening.

Das andere Standbein war der Transport von unzähligen Hilfsgütern nach Weißrussland, die in Büttgen gesammelt wurden. Das geschah in einem Lagerraum der Gesamtschule. Abgegeben wurde nahezu alles: Kleidung, Rollstühle, Gehhilfen, Fahrräder und sogar Krankenhausbetten. Per Sprinter und Anhänger wurden die Dinge nach Weißrussland gefahren – von einem Einheimischen namens Sergio, dessen Sohn bei dem Reaktorunfall ums Leben gekommen war. Eine Kooperation mit staatlich anerkannten Vereinen der „Gegenseite“ ermöglichte eine gefahrlose Übergabe an Schulen, Kinderheime und Behindertenwerkstätten. Der Verein warb ständig um Geldspenden und präsentierte sich pro Jahr auf zwölf Basaren im Stadtgebiet. Bei aus eigener Tasche bezahlten Reisen vor Ort überzeugten sich die Engagierten vom Erreichten und noch Notwendigen. Im Februar 2020 fuhr der letzte Transport nach Weißrussland – Corona und die politische Situation verhinderten weitere Fahrten.

Die Auflösung des Vereins zeichnete sich schon länger ab: Die auf Hilfe angewiesenen Kinder sind erwachsen und den Ehrenamtlern der Tschernobyl-Hilfe machen Alter und gesundheitliche Probleme zu schaffen. Das betrifft auch Fahrer Sergio. Zwar gibt es genug Hilfen beim Packen der Sachen, aber damit ist es eben nicht getan. Die Ehrenamtler würden sich freuen, wenn andere Hilfsorganisationen die noch vorhandenen Lagerbestände übernähmen.

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