Bürgerbad in Hückeswagen Eine Entscheidung für Jahrzehnte

Meinung | Hückeswagen · Aufgrund der Machbarkeitsstudie muss die Hückeswagener Politik nun Farbe bekennen, welche Hallenbad-Variante sie für die Zukunft bevorzugt.

 Die nächsten Wochen werden spannend in Bezug auf das Bürgerbad. Die Politik muss sich entscheiden, ob es saniert oder neugebaut werden soll. Unklar ist, ob das markante 1970er-Jahre-Kuppeldach eine Zukunft hat.

Die nächsten Wochen werden spannend in Bezug auf das Bürgerbad. Die Politik muss sich entscheiden, ob es saniert oder neugebaut werden soll. Unklar ist, ob das markante 1970er-Jahre-Kuppeldach eine Zukunft hat.

Foto: Stephan Büllesbach

Der Gesprächsbedarf nach der Ratssitzung am Montag war groß. Kaum war die Machbarkeitsstudie vorgestellt und waren die Fragen aus der Politik beantwortet worden, stand ein Großteil der mehr als 100 Zuhörer noch lange nach dem Sitzungsende im Foyer der Löwen-Grundschule, um das soeben Gehörte zu besprechen – und zu verdauen. Denn für viele dürfte das ein Schock gewesen sein. Für so manchen war der Traum zerplatzt, dass im Bürgerbad in wenigen Monaten wieder geschwommen werden kann. Hatten die beiden Experten vom Technischen Ausschuss der Deutschen Gesellschaft für das Badwesen doch unmissverständlich klargestellt, dass ein Hückeswagener Hallenbad nicht vor Ablauf von drei Jahren eröffnet werden kann. Das gilt ab dem Zeitpunkt der politischen Entscheidung, die noch nicht getroffen ist! Auch die Höhe der Kosten, die zwischen 8,4 Millionen Euro für ein einfaches Bad für den Vereins- und Schulsport und gut 21 Millionen Euro für eine Sanierung liegen, hat viele erschrocken schlucken lassen.

Vor zwei Jahren, als die Politik kurz nach der endgültigen Schließung aufgrund der maroden Dachkonstruktion erstmals über eine Sanierung des Bürgerbads diskutieren musste, war die Rede von gerade einmal 1,6 Million Euro – schon das fanden einige Hückeswagener viel. Doch weitere Untersuchungen haben ergeben, dass auch der Brandschutz in die Jahre gekommen ist. Daher bekam die Verwaltung vom Kreis weitere Auflagen auferlegt. Die Stadt wird seit Monaten in den sozialen Medien ständig angegangen, warum das Hallenbad denn nicht schnellstmöglich wieder geöffnet wird. Die Antwort ist simpel: Weil das schlichtweg nicht möglich ist. Ein Schnellschuss bringt nichts, da die Problemlösung nunmal sehr diffizil ist. Wer selbst Eigentum hat, der weiß, dass einer Sanierung zunächst eine seriöse Kostenschätzung zugrunde liegen muss, ehe mit den notwendigen Bauarbeiten begonnen werden sollte. Das gilt auch und erst recht für ein öffentliches Gebäude.

Solche Bäder haben im Übrigen nach Expertenansicht eine „Lebenserwartung“ von etwa 50 Jahren. Die hat das 1974 in Betrieb genommene Hückeswagener Hallenbad so gut wie erreicht. Dass daher nun die großen Probleme an der Gebäudehülle und Technik aufgetreten sind, sollte nicht wirklich verwundern.

Nun liegen endlich die Eckdaten vor, auf denen die weitere politische und öffentliche Diskussion basieren kann. Zumindest eine Frage ist längst beantwortet: Das Bürgerbad hat bei Politik und Stadtverwaltung höchste Priorität. Alle Verantwortlichen betonen, dass Hückeswagen weiterhin ein Hallenbad braucht. Das ist beruhigend. Die wesentlichere Frage, die nun im Raum steht, ist daher eine andere: Soll das Bürgerbad im Brunsbachtal erhalten bleiben und saniert werden, oder soll es neu gebaut werden? In letzterem Fall schließt sich eine weitere Frage an: die kleine Lösung nur fürs Vereins- und Schulschwimmen oder doch lieber die große Lösung als Familienbad mit Rutsche, „Dschungel“ & Co.?

Die nächsten Wochen werden spannend und diskussionsreich, müssen sich die Parteien doch zunächst einmal intern auf einen Favoriten einigen. Dafür muss die 102 Seiten starke Machbarkeitsstudie eingehend studiert und müssen noch viele offene Fragen geklärt werden. Erst wenn das geschehen ist, kann der Rat eine Entscheidung treffen. Bis zu seiner nächsten Sitzung am 18. April ist der Zeitraum mit Sicherheit zu kurz. Und ob der Beschluss am 6. Juni getroffen werden kann, ist auch nicht wirklich sicher. Möglich wäre die Entscheidung in der Ratssitzung am 26. September. Dann würden sich jeweils eineinhalb Jahre Planungen und Genehmigungen sowie Bauarbeiten anschließen. Hieße: Im Sommer/Herbst 2026 hätte Hückeswagen wieder ein nutzbares Hallenbad – fast sechs Jahre nach der Schließung im November 2020 aufgrund des Lockdowns.

Schöne Aussichten sind etwas anderes, aber immerhin wäre das ein Hoffnungsschimmer.

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