Hospizgruppe Hückeswagen holt Gedenkfeier nach „Die Weggefährten“ gedenken 101 Verstorbener

Hückeswagen · Nach drei Corona-Jahren war es den „Weggefährten“ der Hospizgruppe Hückeswagen wieder möglich, mit einer Feierstunde der von ihnen begleiteten Verstorbenen zu gedenken.

 An den Stellwänden wurden Sterne mit den Namen der 101 Verstorbenen aus den vergangenen drei Jahren aufgehängt, davor Kerzen entzündet.

An den Stellwänden wurden Sterne mit den Namen der 101 Verstorbenen aus den vergangenen drei Jahren aufgehängt, davor Kerzen entzündet.

Foto: Heike Karsten

Der Gedanke an einen geliebten Verstorbenen ist für Hinterbliebene nur schmerzhaft, er kann aber auch die Erinnerung an schöne Momente zu Lebzeiten wecken. Daher ist vor allem der Todestag als besonderer Gedenktag oft mit gemischten Gefühlen verbunden. Die Hospizgruppe Hückeswagen „Die Weggefährten“ hatte jetzt alle Angehörigen der Verstorbenen aus den vergangenen drei Jahren, die von den Ehrenamtlern bis zum Tod begleitet worden waren, zu einer Gedenkfeier ins Gemeindezentrum Lindenberg eingeladen. Gut 20 Angehörige sowie Vereinsmitglieder und Trauerbegleiter waren der Einladung gefolgt.

Da während der Corona-Pandemie keine Gedenkfeiern möglich waren, gedachten die Anwesenden allen 101 begleiteten Verstorbenen aus den Jahren 2020, 2021 und 2022 mit Musik, besinnlichen Texten, Gebeten und Schweigeminuten. Für jeden Verstorbenen wurde ein Stern mit dem jeweiligen Namen aufgehängt und eine Kerze angezündet. Jeder Stern stand dabei für einen Menschen, eine Geschichte, ein Leben.

Bärbel Höhfeld nahm als Hinterbliebene an der Gedenkfeier teil, um sich noch einmal gedanklich von ihrem Vater zu verabschieden, der 2021 gestorben war. „Ich wusste nicht, dass so eine Feier überhaupt stattfindet. Aber es war mir wichtig, noch einmal ‚Tschüss‘ zu sagen“, begründete sie ihre Teilnahme. Die Begleitung ihres zuletzt schwer dementen Vaters durch die „Weggefährten“ hatte Bärbel und Jörg Höhfeld ein gutes Gefühl gegeben. „Für berufstätige Angehörige ist es schön zu wissen, dass jemand hingeht – auch wenn es nur zum Handhalten oder Vorlesen ist“, fügte das Ehepaar hinzu.

Dietmar Günther, der ebenfalls zur Gedenkfeier gekommen war, hatte in diesen drei Jahren fünf Menschen bis zum Tod begleitet. Jede Begleitung sei anders. „Bei einem war ich nur einmal, einen anderen habe ich ein ganzes Jahr begleitet“, berichtete er. „Man profitiert auch selber von diesen Begegnungen.“

Die Gedenkfeier stand unter dem Thema „Erinnerungen“. „Die Hospizgruppe begleitet nicht nur die Sterbenden, sondern auch die Angehörigen“, betonte Werner Fabig, Vorsitzender der Hückeswagener Regionalgruppe der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (IGSL). Per Beamer wurde der mit Bildern unterlegte Text „Der Zug des Lebens“ nach einer Idee von Dottore El Cidre gezeigt.

Burkhard Wittwer, Diakon des katholischen Seelsorgeverbands Radevormwald-Hückeswagen, griff den Vergleich auf. „Im Leben gibt es verschiedene Stationen, und wir alle sind unterwegs im eigenen oder gemeinsamen Zug des Lebens. Wir müssen die Reise selbst erleben und gestalten. Doch unsere Endlichkeit ist gewiss.“ Dass schwerkranke Menschen und deren Angehörige auf ihrem Weg begleitet würden, sei für ihn als Christ ein tolles Bild. Gedacht wurde während der Gedenkfeier aber auch den Verstorbenen, die durch Krieg, Unfall oder Naturkatastrophen ihr Leben verloren haben – unvorbereitet, allein und ohne Beistand. Hospizgruppen-Mitarbeiterin Anita Prostiak erzeugte mit ihren Klangschalen und ausgewählten Texten eine beruhigende, meditative Stimmung. Einigen Angehörigen traten durch die besinnliche Stimmung und aufkommenden Erinnerungen die Tränen in die Augen.

Nach der einstündigen Gedenkfeier, die die Teilnehmer als „sehr bewegend“ empfunden hatten, lud die Hückeswagener Hospizgruppe noch zu einem Austausch ein. Den Angehörigen stand es frei, den Stern mit dem Namen ihres Angehörigen im Anschluss mit nach Hause zu nehmen.

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