Hückeswagen in der Corona-Krise Zwei Coronafälle im Johannesstift

Hückeswagen · Im Hückeswagener Altenzentrum sind eine 95-jährige Bewohnerin und eine 60-jährige Mitarbeiterin positiv auf das Cononavirus getestet worden. Die Sicherheitsmaßnahmen im Haus am Park wurden verschärft

 Eine Bewohnerin und eine Mitarbeiterin des Johannesstifts sind am Wochenende positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Sicherheitsmaßnehmen im Haus am Park wurden daher weiter verschärft.

Eine Bewohnerin und eine Mitarbeiterin des Johannesstifts sind am Wochenende positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Sicherheitsmaßnehmen im Haus am Park wurden daher weiter verschärft.

Foto: Stephan Büllesbach

Seine Rückkehr nach Hückeswagen dürfte sich der ehemalige Einrichtungsleiter Matthias Rath, seit dem Sommer Geschäftsbereichsleiter der Rheinischen Gesellschaft für Innere Mission und Hilfswerk, anders vorgestellt haben. Vor allem weniger dramatisch. Doch am Sonntag musste er in seine alte Wirkungsstätte, weil im Altenzentrum Johannesstift zwei Coronafälle aufgetreten waren. Zudem ist eine 56-jährige Mitarbeiterin des Wipperfürther Franziskus-Heim positiv auf das Virus getestet worden – es sind die drei ersten bestätigten Fälle in oberbergischen Seniorenheimen.

Die Bestätigung Das Virus hat am Wochenende in der Schloss-Stadt an einer neuralgischen Stelle „zugeschlagen“: Seit Sonntag steht fest, dass es im Altenzentrum Johannestift zwei Coronafälle gibt, wie Landrat Jochen Hagt mitteilt. Dem Kreisgesundheitsamt liegen die entsprechenden positiven Testergebnisse einer 95-jährigen Bewohnerin und einer 60-jährige Mitarbeiterin vor. Ob diese Infektionen in einem Zusammenhang stehen, wird derzeit noch ermittelt. „In enger Abstimmung zwischen dem Gesundheitsamt und den jeweiligen Heimleitungen wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung innerhalb der Einrichtungen möglichst zu verhindern“, versichert der Landrat. Die Vorgeschichte Die 95-Jährige lebt wie 59 andere Männer und Frauen im Haus am Park. Noch bevor das allgemeine Besuchsverbot des Kreises im Johannesstift ausgesprochen worden war, hatte sie Besuch erhalten, der kurze Zeit später als positiv getestet worden war. „Danach hat sich die Bewohnerin ebenfalls testen lassen“, berichtet Rath. Das sei am Donnerstag geschehen, am Sonntag stand das Ergebnis fest: Die Frau trägt das Coronavirus. Ebenso eine 60-jährige Mitarbeiterin, die im Haus am Park Dienst tut. „Sie war eine längere Zeit nicht im Dienst,weil sie regulär frei hatte. Weil sie aber Erkältungssympthome aufwies, ließ auch sie sich testen“, berichtet Rath. Auch bei ihr fiel der Test positiv aus. Sie zählt zu den 48 Mitarbeitern, die in den 14 Tagen zuvor im Haus am Park gearbeitet hatten. Beide Frauen seien jedoch gesund, versichert Rath. Die 95-Jährige weise überhaupt keine Sympthome auf.

Die Maßnahmen Die Seniorin wurde umgehend von den übrigen Bewohnern isoliert. Die Gemeinschaftseinrichtungen, wie zum Beispiel Speisesaal und Spieleraum, waren hingegen vorsorglich bereits in der vorigen Woche geschlossen worden. Der Kreis stellte dem Johannesstift und dem Franziskus-Heim zusätzliche Schutzausrüstungen wie Atemmasken zur Verfügung. „Im Haus am Park des Johannesstifts hatten viele Kontakt zu der erkrankten Bewohnerin, sowohl weitere Bewohner als auch das Pflegepersonal“, berichtet der Landrat. Das Gesundheitsamt habe daher umgehend Tests der Kontaktpersonen in die Wege geleitet, auch wurde mündlich eine Quarantäne angeordnet. Bei allen Bewohnern und Mitarbeitern vom Haus am Park wurden Abstriche genommen, die Ergebnisse sollen im Laufe des Dienstags vorliegen. Darüber hinaus gilt in allen oberbergischen Pflegeeinrichtungen ohnehin seit dem 10. März ein Besuchs- und seit dem 18. März ein Betretungsverbot. Die Information Die Bewohner, deren Angehörige und die Mitarbeiter des Johannesstifts seien noch am Sonntag über die beiden Coronafälle im Altenzentrum informiert worden, berichtet Bürgermeister Dietmar Persian. Er hatte sich am selben Tag mir Rath, Stift-Leiterin Georgina Kovacs sowie Vertretern der Heimaufsichts und des Kreisgesundheitsamts an Ort und Stelle getroffen, um die weiteren Sicherheits- und Schutzmaßnahmen abzusprechen.

Die aktuelle Lage Die Bewohner vom Haus am Park sind aufgefordert worden, in ihren Zimmern zu bleiben. „Dort werden sie auch versorgt“, sagt Rath. Alle Mahlzeiten nehmen sie auf ihren Zimmern ein. Die sozialen Kontakte sind, wie auch schon vor acht Jahren, als im Altenzentrum das Norovirus grassierte, stark eingeschränkt. „Das Coronavirus ist aber natürlich eine ganz andere Dimension“, macht Rath deutlich. Die Bewohner dürfen keinen Besuch mehr empfangen – das gilt auch für die Bewohner aus dem Haus am Buschweg. Allerdings sind sie bislang nicht von den weiterreichenden Schutzmaßnahmen betroffen. Denn beide Gebäude sind baulich voneinander getrennt, sagt Rath. Und der Verbindungsgang ist seit zwei Wochen geschlossen, lediglich für die Transfers der Küche und Hauswirtschaft wird er noch genutzt. Für die betroffenen Bewohner im Haus am Park gebe es nun Einzelangebote der Betreuungskräfte und des Sozialen Dienstes. „Einige Bewohner haben sich in den vergangenen Tagen aber schon selber geschützt und sind vorsorglich in ihren Zimmern geblieben“, sagt der ehemalige Heimleiter

Das Norovirus Im Februar 2012 grassierte im Johannesstift das Norovirus. Schon damals mussten besondere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. So waren die Hygienevorschriften verstärkt worden, und es fanden nur noch die nötigsten Transporte zwischen den einzelnen Häusern statt. Es gab damals aber einen wichtigen Unterschied zu heute: Besucher waren auch weiterhin willkommen. „Sie sollten sich aber anmelden und vor dem Betreten und beim Verlassen des Hauses die Hände desinfizieren“, lautete die Anweisung vor acht Jahren.

Die Zahlen Insgesamt leben im Altenzentrum Johannesstift 134 Männer und Frauen. Die Zahl der Mitarbeiter beziffert Rath auf zirka 180.

Die Schutzkleidung Momentan ist das Johannesstift mit Schutzmasken und -bekleidung ausreichend ausgestattet, versichert Rath. „Wenn wir aber höhere Fallzahlen bekommen, müssen wir abschätzen, wie es weitergehen kann.“ Im Stift gehen die Mitarbeiter verstärkt dazu, Mehrwegkleidung zu tragen, „die wir selber reinigen und desinfizieren können“, sagt Rath. Sollten die Einwegarbeitsmaterialien einmal knapp werden, könnte so die Pflege und Versorgung im Altenzentrum dennoch aufrechterhalten werden. Das Lob „Die Heimleitung und Mitarbeiter agieren umsichtig und gehen engagiert an die Sache heran“, lobt der Bürgermeister. Wichtig sei es jetzt, dass keine Hektik und Panik aufkomme.

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